Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 11. Aug 2016 · Musik

Musikalische Naheverhältnisse – Zesses Seglias gab Einblicke in seine musikalische Welt

Vor zwei Jahren gründete die Intendantin der Bregenzer Festspiele, Elisabeth Sobotka, das Opernatelier und vergab einen Kompositionsauftrag für eine neue Oper an Zesses Seglias. Den künstlerischen Entstehungsprozess können Interessierte in "Einblicken in das Opernatelier" im KUB begleiten. In der vierten Ausgabe fand ein Streifzug durch die musikalische Welt des griechischen Komponisten statt. Ausgewählt hatte Zesses Seglias Werke, die einesteils seine musikalischen Wurzeln aufzeigen und andernteils an seine Sozialisation erinnerten. Fabian Pablo Müller (Saxophon), Karin-Regina Florey (Violine), Detlef Mielke (Violoncello) und Maria Flavia Cerrato (Klavier) interpretierten die Werke hervorragend und begeisterten die zahlreichen Zuhörenden.

Zesses Seglias kennt die akustischen Bedingungen im KUB und setzte deshalb sehr bewusst Solowerke auf das Programm. Mit seiner Werkauswahl verwies er auf seine musikalischen Wurzeln, die unter anderem in der spektralen Musik liegen. Eine Vorliebe hat er für Stücke, die sich aus einem Klangereignis heraus entwickeln.

Spannende musikalische Abfolge


Vier aufeinander folgende Kompositionen von Claude Debussy, Gérard Grisey, Iannis Xenakis und Beat Furrer (Seglias’ ehemaligen Lehrer) ergaben eine spannende Dramaturgie. Die Pianistin Maria Flavia Cerrato entfaltete die Klangflächen in Debussys „Feux d’artifice“ wunderbar feingliedrig und zugleich virtuos. Aufhorchen ließ in diesem Zusammenhang auch Debussys weit in die Zukunft weisende kompositorische Sprache. Gérard Griseys „Nout“ für Basssaxophon ermöglichte ein Innehalten und lenkte die Aufmerksamkeit ganz auf die innere Ordnung der Töne. Mit einer bewundernswerten Technik stellte Fabian Pablo Müller Spaltklänge in den Raum und kristallisierte aus diesen Obertonspektren heraus. Iannis Xenakis' „Mikka“ für Violine solo interpretierte Karin-Regina Florey. Sie lotete die Tonqualitäten mit differenziertem Bogendruck aus und setzte die Tonhöhenverhältnisse mit glissandierenden Klängen zueinander in Beziehung. Dazu passte Beat Furrers „Voicelessness" für Klavier solo hervorragend. Denn auch in diesem Stück ging es um unterschiedliche Spannungsverhältnisse.

Weitere aufschlussreiche Anhaltspunkte, die den kompositorischen Hintergrund von Zesses Seglias deutlich machten, boten die „4 Stücke op. 7“ für Violine und Klavier. Die Quintessenz dieser reizvollen musikalischen Aphorismen stellten Karin-Regina Florey und Maria Flavia Cerrato transparent dar. „Sssssh“ für Klavier nannte Zesses Seglias sein Klavierstück, in dem er das Instrument präparierte. Die so freischwebenden Frequenzen sowie die unterschiedlichen Geschwindigkeitsabstufungen und Bewegungsmuster boten viele Anreize beim Hören. Auch in diesem Werk stellte die Pianistin ihre herausragende Technik und Musikalität unter Beweis.

Modi und die Zeitgestaltung in der Musik


Die „Tre Pezzi“ für Sopransaxophon von Giacinto Scelsi spielte Fabian Pablo Müller mit großem Einfühlungsvermögen. So imaginierten die modalen Skalen einen weiten Raum im Klang und die rufartigen Motive sowie charakteristische Intervalle unterstrichen die pastorale Stimmung. Olivier Messiaens letzter Abschnitt aus dem berühmten „Quatuor pour la fin du temps“ bildete auch den Abschluss des sinnenreichen Konzertabends. Die langsamen Sätze aus der Bachsonate (BWV 1029) sowie Mozarts Trio (KV496) erklangen zwar schön interpretiert, sie bildeten jedoch entbehrliche Reminiszenzen an Zesses Seglias’ musikalische Sozialisation.

Einblick in nur eine musikalische Ecke


Dass Zesses Seglias lieber Musik macht beziehungsweise hört, wurde bei den kurzen Interviews offenkundig, die Olaf Schmitt mit ihm führte. Als Komponistenporträt kann das Konzert im KUB nicht bezeichnet wären, denn Zesses Seglias bezieht essentielle Inspirationen für sein Schaffen auch aus anderen musikalischen Stilrichtungen. Es ist zwar lobenswert, dass die Werkauswahl so ideal an die hallige Akustik im KUB angepasst wurde. Der Preis dafür war jedoch, dass die Höreindrücke über das ganze Konzert hinweg mitunter etwas 'eintönig' wirkten.