Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 12. Apr 2014 · Musik

Eine Bereicherung, die für Stimmung sorgt – Murat Üstün und der Doblinger Verlag legen ein Spielbuch mit „Türkischen Liedern“ vor

Murat Üstün ist ein weit über die Landesgrenzen Vorarlbergs hinaus geschätzter Komponist und Musikpädagoge mit türkischen Wurzeln. Oft baten ihn Kolleginnen und Kollegen um Werke für ihre Musikschüler. Diesem Wunsch ist er seit Jahren immer wieder gerne nachgekommen. Nun legt Murat Üstün eine kleine Sammlung „Türkischer Lieder“vor, die Kindern und Jugendlichen bekannte Volkslieder aus der Türkei musikalisch näherbringen. Viel Wert wurde auf eine gute Handhabung der ein- und zweistimmig gesetzten Lieder mit Klavierbegleitung gelegt. Der Fantasie und Kreativität sind bei der Ausgestaltung der Lieder keine Grenzen gesetzt.

Traditionelle Volkslieder haben eine große Qualität, denn sie sind eingängig und animieren zu einem kreativen Umgang mit den meist einfachen Melodien. Das Spielbuch von Murat Üstün macht leicht fortgeschrittenen MusikschülerInnen Lust, Musik mit einem für unsere Ohren südländischen Touch zu erlernen. Die Lieder sind für C-Instrumente gesetzt, den meisten ist eine zweite Stimme beigefügt. Für mäßig fortgeschrittene Pianisten ist der Klavierpart konzipiert. Er bringt mit originell gesetzten Rhythmen Schwung in die Lieder und Tänze, die in der Türkei sehr bekannt und beliebt sind, wie beispielsweise „Katibim“ aus Istanbul oder das geradtaktige „Tinimini Hanim“.

Ungerade Rhythmen und Freude am Verzieren


Erste Erfahrungen mit ungeraden Rhythmen bieten das Lied „Dere geliyor dere“ und der Rebellentanz aus der Ägäis. Bewusst hat Murat Üstün bei den Arrangements der Stücke auf die in der türkischen Musik obligatorischen Mikrotöne und Verzierungen verzichtet. Aber gerade diese Stücke bieten Lehrern und Schülern einen großen Anreiz, um verschiedene Triller und Ornamente an den Melodien zu erproben. So können sich die MusikschülerInnen gemeinsam mit ihren LehrerInnen in einem individuellen Prozess die Lieder für sich selbst aneignen und ausgestalten.

Etwas höhere Ansprüche stellt das stimmungsvolle Werk „Anadolu“ von Murat Üstün. Es ist zweiteilig angelegt und spiegelt die Mentalität und Lebensfreude der Menschen Anatoliens wider.

Gute Laune verbreitet in jedem Fall der einfach zu spielende Rundtanz „Kasap“, der bei türkischen Festlichkeiten als Ausdruck von Zusammengehörigkeit gespielt wird. Das Stück beginnt langsam und steigert das Tempo allmählich zu einem wirbelnden Reigen. Die eingängige Klavierbegleitung bietet dafür ein starkes Fundament.

Einblicke durch stimmungsvolle Darbietungen


Der Festsaal des BG Dornbirn bot einen idealen Rahmen für die Präsentation der „Türkischen Liederhefte“. Zerrin Gökce Yalcin und Okan Sizanli an den Flöten sowie Yunus Emre Kaya am Klavier musizierten „Cökertme“, den Rebellentanz, „Katibim“ und „Tinimini Hanim“ sowie „Anadolu“ und boten mit ihren Darbietungen Einblicke in die ansprechende Musik.

Murat Üstün erzählte sympathisch von seinen Ausgangsüberlegungen und der Idee, die Literatur für die Musikschüler von hier und von dort zu bereichern. Seit über zwanzig Jahren unterrichtet Murat Üstün an der Musikschule Dornbirn Horn. Daran erinnerte der Direktor Ivo Warenitsch humorvoll und brachte damit seine Wertschätzung für seinen Kollegen zum Ausdruck.

Zu Ehren des Mystikers Yunus Emre


Im Auftrag von Fabian Pablo Müller hat Murat Üstün die „Yunus Emre Suite“ für Holzbläsersextett komponiert. Eugen Bertel (Flöte), Adrian Buzac (Oboe), Fabian Pablo Müller (Sopransaxophon), Hauke Kohlmorgen (Klarinette), Josef Sterlinger (Horn) und Allen Smith (Fagott), alle sind Professoren am Vorarlberger Landeskonservatorium, brachten das anspruchsvolle Werk zur Uraufführung. Ausgehend von melodischen Floskeln und zuerst weit auseinander liegenden Fragmenten, die sich in unterschiedlichen Tonballungen trafen, formierte sich der Satz allmählich und die zentrale Melodie eines Liedes zu Ehren des türkischen Dichters Yunus Emre nahm immer mehr Gestalt an. Im Mittelteil erklang ein choralartiger Hymnus, in den Murat Üstün ein Zitat eines „Yunus Emre Liedes“ leidenschaftlich bewegt in das Holzbläsersextetts eingeflochten hatte. Besonders die hohen Registerfarben und das Sopransaxophon prägten diesen Satz. Einen schönen Drive entwickelte das Finale, wo von den rhythmisierten Atemgeräusche der Flöte eine effektvolle Schubkraft ausging. Für Stimmung sorgte der "Kehraus" der Musiker am Ende des Stückes.

 

Murat Üstün: Türkische Lieder für 1-2 C-Instrumente und Klavier. Doblinger Musikverlag Wien, Nr. 05 088. (blaues Heft)

Ebenfalls erhältlich sind die „Türkischen Lieder für 1-2 Instrumente mit insgesamt 12 Liedern. Doblinger Best.Nr. 04376. (rotes Heft)