Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 21. Jän 2016 · Film

Die Wahlkämpferin

Sandra Bullock wird als spin doctor nach Bolivien geholt, um einem unpopulären Präsidentschaftskandidaten zum Sieg zu verhelfen. Eine offene Rechnung mit ihrem Widersacher Pat (Billy Bob Thornton) treibt sie dabei an. "Die Wahlkämpferin" ist eine freundliche Komödie, die Politik nicht zuletzt als persönliches Duell inszeniert.

Was tun, wenn der Präsidentschaftskandidat als arrogant und wenig volksnahe gilt? Das US-amerikanische Beraterteam, das in Bolivien einen in Umfragen abgeschlagenen Mann betreut, versucht vergeblich dessen Image aufzupolieren. Erst als man die Strategieexpertin Jane Bodin (Sandra Bullock) in den Andenstaat holt, ändert sich das. Bodin setzt auf den Schmäh mit der Authentizität und bestärkt sogar noch das Image ihres Kandidaten als rüpelhaft und abgehoben – um ihn gerade deshalb als die beste Option für die Staatskrise zu präsentieren, die die Strategin praktischerweise auch gleich dazu erfindet. Leicht zu erkennen: „Die Wahlkämpferin“ nimmt vor allem die Politik als leere Formel in den Fokus, in der politische Überzeugungen oder gar Idealismus fehl am Platz sind. Mit einer Fehde zwischen Bodin und einem alten Widersacher spitzt sich das Geschehen bald schon auf einer ganz persönlichen Ebene zu.

Milde Komödie


„Die Wahlkämpferin“ („Our Brand is Crisis“) ist eine unterhaltsame Komödie, die keine hartgesottenen Politfüchse, sondern ein breites Publikum erreichen möchte. Ohne irgendwie akademisch zu werden, bereitet einer der interessantesten Off-Hollywood-Regisseure David Gordon Green („George Washington“) ein Szenario auf, das sich entlang klarer Linien bewegt: Würden Wahlen etwas verändern, orakelt Bodin einmal im Film, dann wären sie längst verboten. Von der Politik, so wird dem Publikum nachdrücklich signalisiert, darf man sich nichts erwarten, außer vielleicht dirty campaigning. Angesichts dieser eher resignativen Botschaft vermisst man in der Dramaturgie des Films jenen grimmigen Humor, durch den diese durchaus traurige Erkenntnis zumindest verarbeitet werden kann. Doch der Präsidentschaftskandidat und natürlich auch sein Beraterteam scheinen viel zu abgebrüht, um das anders zu sehen. Statt Zynismus setzt Drehbuchautor Peter Straughan, der zuletzt durch die wunderbar verschrobene Außenseiter-Musiksatire „Frank“ auffiel, auf ein Duell zweier alter Gegner, deren Feindschaft sich als der wahre Motor einer sich überhitzenden Wahlkampfmaschine entpuppt: die ehemalige Politstrategin Jane Bodin, die sich bereits in einem Holzhaus zum Töpfern zurückgezogen hatte, trifft auf Pat Candy, der mit Glatze und verschmitzter Schurkenhaftigkeit von Billy Bob Thornton verkörpert wird. Diesen Gegensatz zwischen Bullock, der ewigen Darstellerin des biederen All-American-Girls, und dem abgedrehten Mr. Thornton macht „Die Wahlkämpferin“ in einigen treffsicheren Momenten produktiv. Ein bisschen unentschieden wirkt hingegen die Regie von David Gordon Green, er inszeniert den Film so, als ob er sich zwischen seinen Indie-Wurzeln und den Genre-Standards nicht ganz entscheiden könnte.