Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 07. Apr 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.4. - 14.4. 2016)

Am Spielboden Dornbirn steht diese Woche David Robert Mitchells ebenso meisterhafter wie eigenwilliger Horrorfilm "It Follows" auf dem Programm. In der Villa Falkenhorst in Thüringen wird nochmals Wolfgang Murnbergers Verfilmung von Wolf Haas´ Roman "Das ewige Leben" gezeigt.

It Follows: Die Kamera erfasst eine menschenleere Vorstadtstraße, schwenkt zu einem Haus, aus dem ein Teenager nur mit Dessous bekleidet herausstürzt, bald panisch zum Haus zurückeilt, dann wieder herauskommt, zum Wagen rennt und wegfährt.
Nicht in einer schnellen Schnittfolge, sondern mit einem ruhigen und distanzierten 360° Panoramaschwenk inszeniert David Robert Mitchell diese Eröffnungsszene und die wummernde Elektro-Musik von Disasterpeace steigert die Spannung. Nach einem Schnitt sieht man die Frau nachts am Meer sitzen und mit ihren Eltern telefonieren, doch nach einem weiteren Schnitt liegt ihre Leiche am nächsten Morgen bestialisch zugerichtet am Strand.
Dieser ebenso knappe wie schockierende Prolog lässt von Anfang an Schlimmes befürchten für den Teenager Jay (Maika Monroe), die nun die Szene betritt, sich auf ein Date freut, aber nach dem Geschlechtsverkehr im Wagen vom vermeintlichen Freund betäubt und an einem Stuhl gefesselt in einem Abbruchgelände darüber informiert wird, dass es ihm leid tue, er aber nur so seine geheimnisvollen und für andere unsichtbaren Verfolger loswerden konnte. Nun freilich werde Jay von diesen Geistern oder Untoten verfolgt, die zwar langsam sind, aber wenn sie ihr Opfer einmal ergriffen haben, nicht mehr loslassen.
Aufgeklärt wird das Unerklärliche nicht werden, lässt somit viel Interpretationsspielraum für den Zuschauer. Spannung entwickelt der Film weniger aus der geradlinig erzählten, geradezu minimalistischen Handlung als vielmehr aus der atmosphärischen Dichte, für die vor allem einerseits der Elektro-Soundtrack, der die Verunsicherung steigert, andererseits die brillante Kameraarbeit von Michael Gioulakis sorgen.
Betörend schöne Cinemascope-Bilder schafft hier Gioulakis und sorgt sowohl mit Kamerafahrten durch die leeren Vorstadtstraßen als auch mit Schwenks und ungewöhnlichen Kameraperspektiven für Verunsicherung. Wirkungsvoll arbeitet er auch mit dem Raum, wenn er immer wieder im Hintergrund diese Geister vorbeiziehen oder sich aus dem Hintergrund Jay nähern lässt.
Dazu kommt, dass David Robert Mitchell das Leben der Jugendlichen ausgesprochen realistisch schildert, sich auf das Alltägliche konzentriert, in das dann aber immer wieder das Unglaubliche und Mysteriöse einbricht.
Spielboden Dornbirn: Sa 9.4. + 15.4. – jeweils 19.30 Uhr

 

Das ewige Leben: In der vierten Verfilmung eines Krimis von Wolf Haas kehrt Detektiv Simon Brenner nicht nur in seine Heimatstadt Graz zurück, sondern wird auch mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.
Wie ihren bisherigen Filmen gelingt es Murnberger/Haas/Hader auch „Das ewige Leben“ eine ganze eigene Note zu verleihen. War „Komm, süßer Tod“ als überzogene Groteske angelegt, orientierte sich „Silentium“ am Film noir und spielte „Der Knochenmann“ mit Horrorelementen, so stehen nun ganz die Person Brenners und dessen Vergangenheit im Mittelpunkt.
Erst gegen Ende beginnt Brenner kriminalistisch zu ermitteln und auch dabei ganz im persönlichen Umfeld. Zwar fehlt auch eine recht spektakuläre Verfolgungsjagd durch Graz nicht, aber weit mehr als Action bestimmt die Auslotung der Figuren und des Beziehungsgefüges den Film. An schwarzem Humor fehlt es nicht, doch wird dieser nicht forciert, kommt nur punktuell zum Zug.
Zum starken Gesamteindruck trägt aber neben der atmosphärisch dichten Verankerung im Milieu auch die bis in die Nebenrollen treffliche Besetzung bei.
Wie schon bei den vorigen Haas-Verfilmungen ist es somit nicht eine Einzelposition, sondern das vorzügliche Zusammenspiel von Buch, Regie, Schauspielern, visueller Gestaltung und schließlich auch der Musik der Sofa Surfers, das „Das ewige Leben“ bis hin zum nächtlichen Showdown auf dem Grazer Schlossberg zu einem zwar zutiefst melancholischen, aber trotz der Langsamkeit dichten und höchst unterhaltsamen Filmvergnügen macht.
Villa Falkenhorst, Thüringen:
So 10.4., 19.30 Uhr