Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 06. Aug 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (7.8. - 13.8. 2015)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche die Culture-Clash-Komödie „Learning to Drive“, im Filmforum Bregenz läuft die Simenon-Verfilmung „La chambre bleue – Das blaue Zimmer“.

Learning to Drive: Als die New Yorker Literaturkritikerin Wendy (Patricia Clarkson) nach 21 Ehejahren von ihrem Mann verlassen wird, erschüttert sie dies nicht nur emotional, sondern zwingt sie auch endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Um mobiler zu sein, beschließt sie den Führerschein zu machen und findet im Sikh Darwan (Ben Kingsley) einen Fahrlehrer.
Ganz auf die beiden Hauptdarsteller ist Isabel Coixets „Learning to Drive“ zugeschnitten und von Anfang an ist klar, dass es hier natürlich nicht ums Autofahren geht, sondern um die Straße des Lebens, um die Überwindung des Stillstands, Neuorientierung und das langsame Gewinnen von Sicherheit und einem Gefühl von Freiheit.
Liegt der Fokus zunächst bei Wendy, so entwickelt sich Darwan mit Fortdauer des Films zunehmend zum gleichwertigen Gegenüber. In Parallelmontage deckt Coixet nicht nur die unterschiedlichen Lebenswelten und Kulturen auf, sondern auch die charakterliche Verschiedenheit. Während Clarkson Wendy als aufgewühlte und verunsicherte Frau spielt, legt Kingsley den aus seiner indischen Heimat geflüchteten Sikh als stets geduldigen und freundlichen Mann an, den scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann.
Wie das Duo Clarkson-Kingsley harmoniert, ist die eine große Stärke von „Learning to Drive“, die andere liegt in der unaufgeregten, nichts forcierenden Inszenierung von Coixet. Langsam lässt sie Wendy und Darwan sich trotz aller Gegensätze näher kommen und plädiert damit auch für Toleranz und gegen Rassismus, der im Hintergrund der 2002 unter dem Eindruck von 9/11 und seiner Folgen geschriebenen Vorlage präsent ist.
Wunderbar korrespondieren hier Form und Inhalt, denn die Sanftheit und Menschenfreundlichkeit des Films ist auch Teil seiner Botschaft und jeder Anflug von Sentimentalität wird verhindert durch Humor und ein bittersüßes Ende, das den Zuschauer zwar glücklich entlässt, aber keineswegs den Regeln eines klassischen Happy-Ends entspricht.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Fr 7.8. bis Mi 12.8.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz
: Mi 7.10., 20 Uhr + Fr 9.10., 22 Uhr


La chambre bleue – Das blaue Zimmer:
Stilllebenartige Ansichten von Gang und Treppenhaus eines alten Hotels werden von melodramatischer Orchestermusik begleitet. Bald kommen Lustschreie dazu, doch statt der Liebenden sieht man zunächst wieder Ansichten des Zimmers, zerwühlte Laken, bis ein Bluttropfen auf ein Laken fällt und die Liebenden Julien und Esther (Mathieu Amalric und seine auch an der Verfassung des Drehbuchs beteiligte Frau Stéphanie Cléau) gezeigt werden.
Vom blauen Hotelzimmer springt der Film in eine Polizeistube, in der Julien verhört wird. Blautöne und Grautöne dominieren hier. Man befragt Julien über die Frau und seine Beziehung zu ihr und sukzessive wird im Wechsel von Verhör und Bebilderung von Juliens Erinnerungen die Geschichte ihrer Affäre aufgerollt, aber auch Einblick in Juliens scheinbar glückliches Familienleben mit Delphine (Lea Drucker) und dem etwa fünfjährigem Töchterchen geboten.
Amalric und Cléau haben Georges Simenons 1963 erschienenen Roman in die Gegenwart verlegt und aufs Wesentliche abgespeckt. Nur 76 Minuten ist „La chambre bleue“ lang und erzeugt Enge und Beklemmung nicht nur durch die Enge der Polizeistube, sondern mehr noch durch das fast quadratische 4:3-Format. Dem Wunsch des Liebespaars, speziell Esthers nach Freiheit und gemeinsamem Liebesglück, steht so auf der formalen Ebene ein Gefangensein gegenüber, das auch durch die Dominanz von statischen Einstellungen erzeugt wird.
Kunstvoll und raffiniert ist auch die mosaikartige und fragmentierte Erzählstruktur, die erst sukzessive Einblick in die Geschichte bringt, vieles ausspart und den Zuschauer zwingt mitzudenken und selbst Schlüsse zu ziehen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Mi 12.8., 20 Uhr + Fr 14.8., 22 Uhr