Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 29. Dez 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.12. 2016 - 5.1. 2017)

Das TaSKino Feldkirch zeigt zum Jahresschluss Stephen Frears leichthändige Tragikomödie „Florence Foster Jenkins“, das Filmforum Bregenz unterhält mit Laurent Tirards Komödie „Mein ziemlich kleiner Freund.

Florence Foster Jenkins: Eine leidenschaftliche Sängerin war die Amerikanerin Florence Foster Jenkins (1868 – 1944), nahm auch Gesangsunterricht, traf aber beinahe keinen Ton. Die geladenen – und teilweise auch bestochenen – Gäste in dem von ihr gegründeten Verdi-Club applaudierten bei ihren Auftritten dennoch begeistert, sodass sie beschloss einen Song aufzunehmen. Die begeisterten Rückmeldungen auf die Radioausstrahlung motivierten Foster Jenkins wiederum, 1944 ein Konzert in der berühmten New Yorker Carnegie Hall zu organisieren.
Stephen Frears beschränkt sich auf die letzten Lebenswochen der am 26. November 1944 verstorbenen Mäzenin und Sängerin. Wichtiger als Faktizität ist dem Briten eine runde und flüssige Erzählung. Im Zentrum steht ihre Beziehung zu ihrem Mann St. Clair Bayfield (Hugh Grant), der gleichzeitig ihre rechte Hand war. Mit seinen Augen blickt der Zuschauer auf Florence, merkt selbst auch rasch, wie schlecht sie singt. Lachen mag man da zunächst über ihre Auftritte, doch bald rührt sie mit ihrer Leidenschaft und ihrer Hingabe.
Während sie keinen Ton trifft, trifft Frears jeden, hält seinen Film wunderbar in der Balance zwischen Komödie und Drama, erzählt leichthändig und mit viel Einfühlungsvermögen, kann aber auch auf ein großartig aufspielendes Ensemble vertrauen. Hinreißend ist Meryl Streep als Florence, lässt deren Hingabe für die Musik und Herzenswärme spüren, herrlich spielt Hugh Grant mit wunderbarer Zurückhaltung und viel Understatement ihren treusorgenden Ehemann. – Es ist auch die Geschichte einer großen Liebe, die aufgrund der Syphilis-Erkrankung von Florence keine körperliche Erfüllung finden kann.
Und schließlich ist da noch der von „The Big Bang Theory“-Star Simon Helberg umwerfend witzig gespielte Klavierspieler Cosmé McMoon, der immer an seinen guten Ruf denkt, aber letztlich nur durch die miserable Sängerin gewisse Berühmtheit erlangt hat.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 30.12., 22 Uhr; 31.12., 20.30 Uhr


Mein ziemlich kleiner Freund - Un homme à la hauteur:
Alexandre (Jean Dujardin) ist ein erfolgreicher Architekt, fährt einen flotten Wagen, nennt eine luxuriöse Villa sein eigen. Zudem ist er eloquent, weckt bei einem Telefonat Interesse bei der blonden Anwältin Diane (Virginie Evira). Einigermaßen irritiert ist diese dann aber beim ersten Treffen, steht sie doch einem gerade mal 1,36 m großen Mann gegenüber, der ihr nicht mal bis zur Schulter reicht. Dennoch verfällt sie dem Charme des kleinen Mannes, doch bis sie auch in der Öffentlichkeit zu ihm stehen kann, ihn so akzeptieren kann, wie er ist, braucht es doch eine ganze Weile.
Vorhersehbar ist die Handlung von Laurent Tirards Komödie insgesamt und auch die obligatorischen Rückschläge in der Beziehung fehlen nicht. Was dennoch für „Mein ziemlich kleiner Freund“ einnimmt, sind neben Virginie Evira, die die Zerrissenheit Dianes zwischen Liebe, Scham sich in der Öffentlichkeit hinter Alexandre zu stellen und Scham über diese Scham überzeugend vermittelt, die Details und die schnellen Dialoge.
Im Kontakt mit Dritten wird hier immer wieder bissig die Arroganz und Ignoranz der anderen aufgedeckt, wenn Alexandre entweder einfach übersehen oder ständig angestarrt wird. Lustvoll wird von den Vorspanntiteln an durchgängig mit Größenverhältnissen gespielt und charmant, aber nachdrücklich dafür plädiert jeden so zu akzeptieren wie er ist. Denn ein Defizit hat nicht der, der von der Norm abweicht, sondern vielmehr der, der sich über diese Abweichung lustig macht.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 30.12., 22 Uhr