Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 02. Apr 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (3.4. - 9.4. 2015)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche „The Imitation Game“, in dem Morten Tyldum vom Leben des britischen Mathematikers und Enigma-Entschlüsslers Alan Turing erzählt. Auf dem Programm des Filmforum Bregenz steht dagegen mit „20.000 Days on Earth“ ein schillerndes Porträt des Musikers, Schriftstellers und Schauspielers Nick Cave.

The Imitation Game: Mit einem großartigen Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle erzählt der Norweger Morten Tyldum („Headhunters“) in seinem ersten englischsprachigen Film vom fieberhaften Versuch des britischen Mathematikers Alan Turing den Code der Nazi-Chiffriermaschine „Enigma“ zu knacken.
Neben dem Spiel Cumberbatchs liegt die zweite große Stärke des solide, aber sehr konventionell inszenierten und sorgfältig ausgestatteten Films darin, wie Tyldum auf fast schon zu vielen Ebenen von Täuschung und Zwang zur Verstellung in einer rigiden Gesellschaft erzählt. Das Chiffrieren von Nachrichten sowohl durch die „Enigma“ als auch durch Turing während seiner Schulzeit wird gespiegelt sowohl im Zwang des Forscherteams nichts über ihre Arbeit preisgeben zu dürfen als auch im Umstand, dass nach Knacken des Codes die Täuschung nun mit vertauschten Rollen von den Briten fortgesetzt wird.
Gleichzeitig spielen aber auch ein Mitarbeiter und ein Chef Turings ein Doppelspiel, indem sie Informationen an die Russen als Kriegsverbündete weiterleiten. Und schließlich zwingen die gesellschaftlichen Normen einerseits Turings junge Mitarbeiterin Joan Clarke (Keira Knightley) ihren Eltern etwas vorzuspielen, damit sie zustimmen, dass die unverheiratete junge Frau mit Männern zusammenarbeitet und außerhalb des Elternhauses wohnt, andererseits ihn selbst zunächst eine Jugendfreundschaft zu verleugnen und später seine Homosexualität zu verheimlichen.
So interessant dieses Spiel mit Schein und Realität "The Imitation Game" allerdings auch macht, so wirkt es doch etwas überzogen. Speziell der Aspekt von Turings Homosexualität bleibt mehr Behauptung als wirklich überzeugend vermittelt zu werden. Denn nie sieht man den Mathematiker in näherem Kontakt mit einem Mann, viel Raum lässt der Film dafür – wohl mit Blick auf das Verlangen des Kinopublikums nach einer Romanze - der Entwicklung von Turings Beziehung zu seiner von Keira Knightley gespielten Mitarbeiterin.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
bis Mo 6.4.


20.000 Days on Earth:
Mit „20.000 Days on Earth“ gelang Iain Forsyth und Jane Pollard ein Musikerporträt, wie es wohl noch keines gab: Mit einem wahren Bildgewitter wird zum Auftakt in weniger als einer Minute das Leben des 1957 geborenen australischen Musikers, Dichter, Schriftstellers und Schauspielers Nick Cave heruntergespult, um ihn dann durch den fiktiven 20.000 Lebenstag zu begleiten. Dem Alltag von einer Sitzung bei seinem Psychoanalytiker, Probenszenen oder einem Gespräch mit seinem Mitarbeiter Warren Ellis, stehen dabei immer wieder Autofahrten gegenüber, in denen sich imaginär Wegbegleiter wie Kylie Minogue, Ray Winstone und Blixa Bargeld zu Cave in den Wagen gesellen und sich mit ihm unterhalten.
Getragen wird dieses schillernde Porträt, in dem die Grenzen zwischen dokumentarischen und inszenierten Szenen verschwimmen, aber eindeutig von Cave selbst, seiner rauen Stimme und seiner Präsenz, den Einblicken, die er in seine Gedanken und seinen Schaffensprozess, aber auch in seine Biographie bietet - und natürlich von seinen großartigen Songs.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 3.4., 22 Uhr