Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 28. Apr 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (29.4. - 5.5. 2016)

Im Lustenauer Gutshofs Heidensand wird diese Woche eine hochkarätige Filmreihe geboten. Doch auch im Bregenzerwald kann man mit dem russischen Drama „Leviathan“, der im Andelsbucher Gasthof Jöslar gezeigt wird, ein Meisterwerk entdecken.

Filmwoche im Gutshof Heidensand in Lustenau: Unter dem Titel „Hofkultur im Heidensand“ wird im titelgebenden Gutshof vom 2. bis 23. Mai neben Theater, Lesung, Liederabend und einem Archivgespräch auch Kino geboten. Kooperationspartner des Kulturreferats der Marktgemeinde Lustenau sind bei letzterem die Hans Bach Lichtspiele. Eröffnet werden die Filmabende am 2. Mai mit Sean Penns „Into the Wild“, in dem ein junger Amerikaner aus der Gesellschaft aussteigt, per Autostopper und auch zu Fuß quer durch die USA reist und schließlich in der Wildnis Alaskas landet.
Am folgenden Abend steht „The Cut“ auf dem Programm, in dem Fatih Akin leider sehr oberflächlich und langfädig vom türkischen Völkermord an den Armeniern nach dem Ersten Weltkrieg erzählt. In die späten 1970er Jahre entführt David O. Russell in seiner hochkarätig besetzten, schrillen Gangsterkomödie „American Hustle“ (4.5.), während der Grieche Yorgos Lanthimos in „The Lobster“ (5.5.) mit pechschwarzem Humor von einer Gesellschaft erzählt, in der Singles innerhalb gewisser Zeit in einem Hotel einen Partner finden müssen, um der Verwandlung in ein Tier zu entgehen.
Ruhig, aber gerade dadurch eindringlich auf die Folgen des islamischen Fundamentalismus blickt dagegen der Mauretanier Abderrahmane Sissako in „Timbuktu“ (6.5.) und Pete Docter lädt schließlich in seinem vor Einfallsreichtum und Detailfreude sprühenden Animationsfilm „Alles steht Kopf“ (7.5., 10.30 Uhr) zu einer Reise durch die Psychologie und das menschliche Gehirn ein.
Gutshof Heidensand, Lustenau: Mo 2.5. bis Fr 6.5., jeweils 20 Uhr; Sa 7.5., 10.30 Uhr


Leviathan:
Idyllisch liegt in Andrei Zvyagintsevs viertem Spielfilm das Dorf zwar an der arktischen Barentsee und majestätisch sind die Landschaftsaufnahmen, aber nicht nur das hier herrschende Klima, sondern auch die Schiffwracks an der Küste und das Gerippe eines Wals stimmen auf ein dunkles Drama ein.
Im Mittelpunkt steht der Automechaniker Kolya, von dessen Haus man einen prächtigen Blick über die Küste hat. Gerade auf dieses Grundstück hat es nun aber der Bürgermeister abgesehen und will Kolya enteignen. Dieser wiederum hat einen befreundeten Anwalt aus Moskau zu Hilfe gerufen, der den Bürgermeister mit Informationen über verbrecherische Geschäfte unter Druck setzt. Doch nur kurz lässt sich der Bürgermeister in die Enge treiben, holt dann Rat bei der Kirche und setzt seine Helfer ein.
In starken Landschaftsaufnahmen und kompromissloser Inszenierung zeichnet Zvyagintsev dicht und packend einerseits eine private Tragödie, andererseits freilich auch eine Parabel auf ein durch und durch korruptes Russland, in dem das Individuum wie der biblische Hiob auf verlorenem Posten steht gegen einen Staat, der wie in Thomas Hobbes staatstheoretischer Schrift „Leviathan“ ein Monster ist. Ein Bild von Putin im Büro des Bürgermeisters reicht hier, um deutlich zu machen, um was es Zvyagintsev geht, wer hier kritisiert wird.
Gasthof Jöslar, Andelsbuch: So 1.5., 20 Uhr