Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 19. Nov 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (20.11. - 26.11. 2015)

Im Filmforum Bregenz läuft diese Woche Terrence Malicks „Knight of Cups“. Das Takino Schaan zeigt im Rahmen des Kinderfilmclubs „Zauberlaterne“ den hinreißenden französischen Animationsfilm „Ernest & Célestine“.

Knight of Cups: Von Film zu Film verzichtet der Texaner Terrence Malick mehr auf eine lineare Handlung, verlässt sich zunehmend auf einen assoziativen Bilderfluss fragmentierter Szenen und ersetzt den Dialog durch inneren Monolog und Erzählerstimmen aus dem Off. Während freilich in seinem Meisterwerk „The Tree of Life“ eine Familiengeschichte kühn mit der Evolution des Kosmos verknüpft wurde, beschränkt sich „Knight of Cups“ – der Titel bezieht sich auf eine Tarotkarte - auf die Sinnsuche des ausgebrannten Drehbuchautors Rick (Christian Bale) in der glamourösen, aber oberflächlichen Partywelt Hollywoods.
Wie Sean Penn in „Tree of Life“ streift Bale dabei an der menschenleeren Pazifikküste entlang, wie im Vorgängerfilm wird kalte Großstadtarchitektur majestätischen Wüstenbildern gegenüber gestellt. Auch hier gibt es eine übermächtige Vaterfigur (Brian Dennehy) sowie die Trauer über einen früh verstorbenen Bruder und die Szenen einer idyllischen Kindheit sehen fast so aus, als ob bei „Tree of Life“ ausgeschiedenes Material nun doch noch Verwendung fand.
Grandios gefilmt ist das mit den gleitenden und kreisenden Kamerabewegungen von Emmanuel Lubezki, einem fließenden, Sog erzeugenden Schnitt und einer fulminanten Musik- und Tonmontage zweifellos. Doch so begeisternd einzelne Szenen auch sind, so unbefriedigt lässt Malicks siebter Film letztlich zurück, weil sich diese Sinnsuche wie Rick selbst bald im Kreis dreht.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Mi 25.11., 20 Uhr + Fr 27.11., 22 Uhr


Ernest & Célestine:
Den Mäusen wird von klein auf eingeimpft, dass die Bären ihre Feinde sind, und ebenso sind die Bären schlecht zu sprechen auf die Mäuse. Doch die kleine Maus Célestine will an diese Vorurteile nicht glauben, bricht aus ihrer Welt aus und lernt den Bären Ernest kennen.
Ganz einfach sind im Grunde die Bilder von Stéphane Aubers, Vincent Patars und Benjamin Renners bezauberndem Trickfilm, in blassen Farben gehalten, nur angedeutet ist teilweise der Hintergrund. Aber gerade durch die Reduktion wird der Blick auf das Wesentliche gelenkt. Und das sind hier ganz eindeutig die Figuren. Da muss man die gewitzte kleine Célestine von der ersten Szene an ganz einfach ins Herz schließen. Der grummelige Ernest macht es einem vielleicht etwas schwerer, doch wie er dann durch die Hartnäckigkeit Célestines unter seiner rauen Schale einen weichen Kern entdecken lässt, wie er das Mäuschen schließlich annimmt und sie sich gegenseitig fördern und er zu ihren Bildern musiziert und sich eine befreite Folge von Farbklecksern ergibt, ist bezaubernd anzusehen.
Bewundernswert kontrollieren Aubier, Patar und Renner den Rhythmus, wechseln zwischen spannenden Verfolgungsjagden und warmherzigen zwischenmenschlichen Szenen. Entscheidendes Gestaltungsmerkmal ist dabei die spiegelbildliche Anordnung von Szenen. Parallel geschaltet werden damit die Welt der Mäuse und die der Bären und damit die Absurdität der Vorurteile plastisch sichtbar gemacht.
So bietet dieser Trickfilm gleichermaßen hinreißende Unterhaltung wie – ganz im Sinn der klassischen Fabeln – eine Moral, die freilich nie aufdringlich vorgetragen wird, sondern sich ganz selbstverständlich aus der Geschichte entwickelt. Denn so kindgemäß die Erzählung auch ist, so unmissverständlich wird nicht nur mit dem Schüren von Feindbildern und Angstmacherei sowie festen Rollenbildern abgerechnet, sondern auch Geschäftemacherei und einträglichen Berufen die Welt der Künste und Poesie gegenübergestellt und für eine freie Entwicklung und Entscheidung des Individuums plädiert.
Takino Schaan:
Mi 25.11., 14.30 Uhr