Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 01. Okt 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.10. - 8.10. 2015)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche (und der FKC Dornbirn in der folgenden Woche) die preisgekrönte brasilianische Komödie „Der Sommer mit Mama“. Das Alte Kino Rankweil startet die Reihe „Ranweil in Pink“, mit der ein Zeichen gegen Brustkrebs gesetzt werden soll, mit Marc Rothemunds Spielfilm „Heute bin ich blond“.

Der Sommer mit Mama: Die Brasilianerin Anna Muylaert blickt in ihrem vierten Spielfilm mit viel Witz und Sympathie für die Unterschicht auf die sozialen Gegensätze zwischen weißen Hausherren und indigener Haushälterin und lässt sich letztere unter dem Einfluss ihrer Tochter emanzipieren.
Weitgehend auf die Beobachtung des Alltags konzentriert sich Muylaert, deren eigenes Kindermädchen sie zu diesem Film inspirierte und auch selbst eine kleine Rolle spielt, deckt die Abhängigkeiten und die mehr oder weniger deutliche Überheblichkeit der Herren gegenüber ihrem Personal in vielen Details präzise auf.
Getragen aber wird das hervorragend aufgebaute und bis in die Nebenrollen exzellent besetzte Feelgood-Movie von einer fulminanten Regina Casé in der Hauptrolle, die dafür sorgt, dass man diese Haushälterin einfach ins Herz schließen muss. Zuzusehen, wie sie sich wandelt, zunächst ganz selbstverständlich und durchaus nicht missmutig, sondern mit Freude und stets lebensfroh ihre Haushaltstätigkeit verrichtet und ablehnend auf ihre selbstbewusste Tochter blickt und sich dann selbst befreit und erhebt, ist ein pures Vergnügen.
Muylaert übt zwar entschieden Gesellschaftskritik, trägt ihr Anliegen aber nicht vor sich her, sondern verpackt es in eine hervorragend erzählte und sehr menschliche Geschichte und entwickelt die Botschaft aus den Figuren heraus. – So entsteht bestens unterhaltendes und gleichzeitig engagiertes Kino, das den Zuschauer mit einem Lachen und dem Glauben an die Möglichkeit der Veränderung der Dinge aus dem Kino entlässt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Sa 3.10. bis Do, 8.10.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn:
Mi 14.10., 18 Uhr + Do 15.10., 19.30 Uhr


Heute bin ich blond:
Die 21-jährige Sophie genießt das Leben in vollen Zügen, doch dann wird bei ihr eine schwere Krebserkrankung festgestellt. Marc Rothemunds Verfilmung von Sophie van der Staps autobiographischem Bestseller erzählt aber nicht von Siechtum und Sterben, sondern feiert vor dem Hintergrund der Krankheit die Schönheiten des Lebens und das Auskosten des Augenblicks.
Weichgespült zeigt Rothemund die Krankheit im Vergleich zu Andreas Dresens schonungslosem „Halt auf freier Strecke“, reduziert die Folgen der Chemotherapie fast ganz auf den Haarausfall, zeigt nichts von Übelkeit und schwerer Erschöpfung, macht aber im Schicksal von Sophies Krankenhausfreundin Chantal doch auch klar, dass nicht jeder die Krankheit besiegen kann.
Zwar bietet „Heute bin ich blond“ auf der inhaltlichen Ebene wenig Neues, schlägt aber doch einen ungewohnten Erzählton an. Ganz unsentimental ist das inszeniert, verfällt nicht in Rührseligkeit, sondern zeigt frech wie die Protagonistin der Krankheit den Mittelfinger, vermittelt in ausgelassenen Szenen und mit viel Musik ihren Lebenshunger, aber auch ihre Angst vor den Untersuchungen und das Bedrohliche der medizinischen Apparaturen. Das „Carpe diem“, das Rothemund dem Zuschauer zuruft, wirkt nie aufgesetzt, sondern ansteckend ist diese Tragikomödie in ihrem Optimismus und ihrer Lebensfreude.
Herz und Kraftzentrum des Films ist dabei die wunderbar natürlich spielende Lisa Tomaschewsky, die bewegend die unterschiedlichen Stimmungslagen Sophies vermittelt. Sie hält den Film auch zusammen, als die Erzählung im letzten Viertel ausfranst.
Altes Kino Rankweil:
Di 6.10., 20 Uhr