Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 18. Aug 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.8. - 25.8. 2016)

Das Filmfest Vaduz zeigt diese Woche unter anderem Peter Cattaneos Feelgood-Movie „The Full Monty – Ganz oder gar nicht“. Beim Filmforum Bregenz – und auch in Vaduz - steht mit Athina Tsangaris „Chevalier“ eine lustvolle Abrechnung mit den Männern und ihrem Machogehabe auf dem Programm.

The Full Monty – Ganz oder gar nicht: Eine Stadt im Aufbruch sei Sheffield und vor allem die Stahlindustrie spreche für eine große Zukunft, verkündet ein Werbefilm während des Vorspanns. Doch nach Ende dieser Titelsequenz und 25 Jahre später ist von der blühenden Zukunft nichts mehr geblieben: Die Fabrikhallen stehen leer, Arbeitslose bevölkern die Straßen und versuchen sich irgendwie durchzuschlagen.
Eine Ausgangssituation für ein soziales Drama könnte das sein, doch englische Regisseure entwickeln gerade aus solch sozialkritischen und tragischen Stoffen die schönsten Komödien.
Auch Peter Cattaneo verfällt in seinem 1997 entstandenen Spielfilmdebüt nicht in Trübsinn, sondern lässt fünf Arbeitslose einen Weg aus der Misere finden: Als männliche Stripper - ein Sheffield-Gastspiel der Chippendales bringt sie auf die Idee - wollen sie im größten Pub der Stadt auftreten und damit Geld verdienen.
Von Planung und Vorbereitung über Generalprobe und Pannen, die als retardierende Momente eingefügt werden, bis zum großen Auftritt zieht Cattaneo die Handlung mit flottem Schnitt und viel Musik durch. Doch auch die Einzelschicksale der Beteiligten kommen dabei nicht zu kurz: Während der Initiator Gaz (Robert Carlyle) um das Sorgerecht für seinen Sohn kämpft und Dave unter seiner Fettleibigkeit leidet, verheimlicht Gerald seiner Frau monatelang seine Arbeitslosigkeit und Lomper denkt an Selbstmord.
Ganz selbstverständlich, aber überzeugend wird dabei die Story mit der geographischen und sozialen Realität verknüpft. Die verfallenen Fabrikhallen, die als Probenlokale dienen, und die heruntergekommenen Straßen sorgen für das nötige - für englische Arbeiterfilme aber typische - Lokalkolorit und verleihen "Ganz oder gar nicht" ein hohes Maß an Authentizität.
Etwas zu viel presst Cattaneo vielleicht hinein, wenn sich plötzlich auch noch ein schwules Paar bildet, doch dies stört den Gesamteindruck dieses Feelgood-Movie par excellence nur wenig. Denn es macht einfach Spaß diesen Typen zuzusehen und die Lebensfreude dieses Films und der Mut, den er trotz der trostlosen Situation verbreitet, wirkt ansteckend.
Filmfest Vaduz, Open-Air auf dem Peter-Kaiser-Platz, Vaduz:
Sa 20.8., 22.30 Uhr

 

Chevalier: Am Ende eines Tauch- und Badeurlaubs in der Ägäis kommen die sechs männlichen Gäste einer Luxusjacht auf die Idee, sich in einem Wettbewerb zu messen, um den besten Mann – den „Chevalier“ - zu küren. Nicht nur für die Länge des männlichen Glieds erhält man hier mehr oder weniger Punkte, sondern auch Handy-Klingeltöne, Blutdruck und Cholesterinwerte werden verglichen und Lieder müssen vorgesungen werden.
Nach etwas zähem Beginn, in dem man erst Überblick über die Protagonisten gewinnen und erkunden muss, in welche Richtung „Chevalier“ gehen soll, entwickelt sich eine zunehmend witzige Komödie, in der die Athina Tsangaris lustvoll mit Männern und ihrem Machogehabe abrechnet. Nicht zu übersehen ist allerdings, dass dieses Kammerspiel auf offenem Meer ganz vom Dialog und den Schauspielern lebt und die filmische Experimentierfreude, die Tsangaris Debüt „Attenberg“ auszeichnete, völlig vermissen lässt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 25.8., 20 Uhr + Sa 27.8., 22 Uhr
Filmfest Vaduz, Open-Air auf dem Peter-Kaiser-Platz, Vaduz: Mi 24.8., 20.30 Uhr