Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 14. Jul 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.7. - 21.7. 2016)

Beim Filmforum Bregenz läuft diese Woche Gunnar Vikenes wunderbar trockene, aber dramaturgisch nicht überzeugende schwarze Komödie „Kill Billy“. Open-Air-Unterhaltung bietet dagegen in Heerbrugg die französische Komödie „Familie zu vermieten“.

Her er Harold - Kill Billy: Das Leben des Möbelhändlers Harold Lunde geht den Bach runter, als neben seinem Geschäft Ikea eine Filiale eröffnet. Als Rache will er nun den Gründer des schwedischen Möbelhauses entführen.
Wunderbar trocken und mit herrlichem schwarzen Humor beginnt Gunnar Vikenes Komödie, knapp und prägnant schildert er den Abstieg des von Bjørn Sundquist stoisch gespielten Harold, doch verliert der Film nach dem Aufbruch des Wutbürgers die klare Zielrichtung. Zu viel packt Vikene mit einem Vater-Sohn-Konflikt und der Beziehung zu einem orientierungslosen Teenager auf der einen Seite hinein und holt andererseits zu wenig aus der Entführung heraus.
Bissig übt der Norweger zwar Kritik an Ikea, an der Billigproduktion, an der Nazi-Vergangenheit und den Steuertricks des Firmengründers ebenso wie an knallharten Methoden der Gewinnoptimierung und Marketing-Ausrichtung aller Aktionen und Schritte. Hinreißende Szenen bietet „Kill Billy“ so zwar auch im zweiten Teil, doch bleiben das einzelne Momente, während der Film als Ganzes auseinanderfällt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 15.7., 22 Uhr

Familie zu vermieten:
Was nützt der ganze Reichtum, wenn man einsam ist? Der Mittvierziger Paul-André versucht aus seinem goldenen Käfig auszubrechen, indem er sich in die Familie einer schwer verschuldeten Frau einmietet. Doch bald kommen zu dem sachlichen Vertrag auch Gefühle.
Nach „Die anonymen Romantiker“, in dem es um Liebesprobleme hochsensibler Menschen ging, und „Marie Heurtin – Die Sprache des Herzens“, in dem vom schwierigen Lernprozess einer taubstummen und blinden jungen Frau um 1900 erzählt wurde, widmet sich Jean-Pierre Améris ein weiteres Mal Menschen, die sich mit sich und der Welt aus verschiedenen Gründen schwer tun.
Er erklärt ihre Persönlichkeit dabei aber nicht aus ihnen selbst heraus, sondern bringt locker ihre Sozialisation ins Spiel, zeigt die prägende Wirkung der Erziehung, aber auch die Probleme, die im Familienleben nicht zuletzt deshalb entstehen, weil dabei ganz unterschiedliche Charaktere zusammentreffen können.
Vertrauen kann Améris dabei auch auf die wunderbar harmonierenden Hauptdarsteller Benoit Poelvoorde und Virginie Efira. Mag Poelvoordes Spiel zunächst zumindest scharf an der Grenze zum Overacting vorbeischrammen, so lebt er sich bald immer mehr in die Rolle hinein, taut langsam auf, findet Gefallen an der Lebendigkeit und auch dem Lärm der beiden Kinder, und entdeckt langsam freilich auch Gefühle für Violette.
Leicht kann man das verstehen, denn einfach umwerfend spielt Virginie Efira diese alleinerziehende Mutter, die zwar gerne auf Liebe, aber nicht auf Sex verzichten kann. Sie ist das energetische Herz dieses Films, braucht aber freilich auch Poelvoorde als Gegenpol für die spritzigen Dialoge.
Open-Air-Kino Am Markt, Heerbrugg: Do 21.7., 21.30 Uhr