Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Peter Füssl · 09. Okt 2017 · CD-Tipp

Wolfgang Haffner: Kind of Spain

Der renommierte, stilistisch äußerst vielseitige deutsche Schlagzeuger Wolfgang Haffner hat schon lange ein Faible für spanische Musik, das durch seinen Wohnortwechsel nach Ibiza naturgemäß noch verstärkt wurde. Dennoch setzte er bei der Realisierung seines neuen Projektes nicht auf iberische Jazz-Cracks, sondern auf alte Vertraute, wie Pianist Jan Lundgren, Vibraphonist Christopher Dell, Bassist Lars Danielsson, Trompeter Sebastian Studnitzky und den jungen Gitarristen Daniel Stelter.

In diesem wunderbar harmonierenden Akustik-Sextett kann der mit zurückhaltender, aber äußerst effektiver Rhythmusarbeit brillierende Drummer sein Konzept eines gefühlvollen und beseelten musikalischen Spanien-Trips fern jeglicher Klischeehaftigkeit perfekt umsetzen. Hier geht’s nicht um kraftstrotzende Flamenco-Eruptionen, sondern um die sonnengereifte, mitunter auch durchaus melancholisch gefärbte Schönheit der Melodien und Harmonien aus den Federn spanischer Komponisten wie Vincente Amigo, Francisco Tàrraga und – natürlich am bekanntesten – Joaquín Rodrigo. Stilsicher werden aber auch aus Chuck Mangiones „Children Of Sanchez“ und aus Chick Coreas Klassiker „Spain“ Tempo und Spannungsgeladenheit herausgenommen und dadurch bislang ungeahnte Qualitäten dieser Stücke ins Rampenlicht gestellt. Auch die Nordmänner verstehen es perfekt, sich im einschlägigen Idiom auszudrücken. So steuert zum Beispiel der schwedische Kontrabassist die exzellente Eigenkomposition „Pasodoble“ bei, die wunderbar zum 500 Jahre alten, aus Andalusien stammenden Traditional „El Vito“ passt – der lebhaftesten Nummer auf „Kind of Spain“. Aus der Feder Wolfgang Haffners stammen warme, fast schon introvertierte Balladen wie „El Faro“ und „Salinas“, aber auch das zackigere „Tàpies“. Studnitzkys sensible Trompete, Dells klangmalerisches Vibraphon, Lundgrens romantische Pianoeinsprengsel, Danielssons singender Bass und Haffners unaufdringliche Virtuosität lassen Fernweh aufkommen.

(ACT)