Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 01. Nov 2017 · CD-Tipp

Iiro Rantala & Ulf Wakenius: good stuff

Der finnische Pianist Iiro Rantala und der schwedische Gitarrist Ulf Wakenius können beide auf ein extrem vielseitiges Oeuvre verweisen und sind begnadete Virtuosen auf ihren Instrumenten. Rantala war fast zwei Jahrzehnte mit seinem genial-schrägen Trio Töykeät unterwegs, spielte viel beachtete Solo-Produktionen ein, widmete sich mit seinem Landsmann Jukka Perko dem finnischen Tango und bewegte sich mit unterschiedlichsten Formationen im Spannungsfeld zwischen Klassik und Jazz. Ulf Wakenius glänzte schon in seinen Anfängen als Langzeitpartner von Oscar Peterson, fand in den legendären Bassisten Nils-Hennig Ørsted Pedersen und Ray Brown erstklassige Dialogpartner, brilliert als Begleiter der Vokalistinnen Viktoria Tolstoy und Youn Sun Nah und zelebrierte gemeinsam mit dem Akkordeonisten Vincent Peirani und Bassist Lars Danielsson sein musikalisches Vagbunden-Dasein auf dem Album „Vagabond“.

Beide sind also dauernd auf Achse, und nachdem sie vor zwei Jahren bei einem ersten Treffen anlässlich eines Gedächtniskonzertes für Esbjörn Svensson in der Berliner Philharmonie füreinander Feuer gefangen hatten, kristallisierten sich bald die vielfältigen Reiseeindrücke als Aufhänger für ein gemeinsames Duo-Projekt heraus. Wakenius’ „Vienna“ klingt nach Mozart auf Speed, „Berlin“ steht von einer pulsierenden Gitarre getrieben permanent unter Spannung, und auch „Rome“ signalisiert dramatischen Hochbetrieb. Iiro Rantala skizziert seine Heimatstadt „Helsinki“ hingegen mit flotten, mal fröhlichen, mal dramatischen Grooves, die irgendwie wie der Soundtrack zu einem alten Slapstick-Stummfilm klingen und lässt im ebenfalls abwechslungsreichen „Seoul“ ostasiatische Elemente einfließen. Das Duett von Micaëla und Don José aus Bizets „Carmen“ wird als wunderschöne, melodientrunkene Jazz-Ballade zur Hommage an Sevilla, und Puccinis Arie „Nessun Dorma“ ist Mailand gewidmet. Als lässig swingendes Fazit dieser hochmusikalischen Städtetournee darf man dann den von Louis Armstrong populär gemachten Klassiker „What A Wonderful World“ verstehen. Ihre quirlige Interpretation von John Coltranes „Giant Steps“ hat sich bei den gemeinsamen Konzerten ebenso als Publikumshit erwiesen wie Steve Wonders lässig swingendes „Sir Duke“. Zum Finale gibt es dann noch eine elektrisierende Verbeugung vor der mittlerweile etwas in Vergessenheit geratenen amerikanischen 1970-er/80-er Jahre Funk-Jazz-Band Stuff um Richard Tee, Cornell Dupree, Eric Gale und Steve Gadd, die für die beiden Nordländer frühe Einflüsse waren. Ein 45 Minuten lang prächtig sprudelnder Dauerdialog - von höchster Virtuosität und stets spürbarer Spielfreude befeuert.  (ACT)

Konzert-Tipps: Iiro Rantala & Ulf Wakenius spielen im Rahmen des Trans4JAZZ-Festivals am 10.11. in Ravensburg und am 11.11. im Fabriggli in Buchs.