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Anita Grüneis · 19. Okt 2017 · Ausstellung

„Für mich zählt das Bild hinter dem Bild ...“ - Martin Frommelt und seine Apokalypse

Über 50 Jahre lang hat sich der Liechtensteiner Künstler Martin Frommelt mit der Apokalypse des Johannes beschäftigt. Was daraus alles entstand und wie es entstand, das wurde im TAK in Schaan gezeigt. Im Mittelpunkt stand dabei der neue Bildband zum Thema „Apokalypse“, der von Stefan Kraus, Direktor von Kolumba, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, zusammengestellt wurde.

Zur Präsentation hatte Sebastian Frommelt über seinen Vater Martin den Film „Reviste“ produziert. Darin zeigt er den Künstler in seinem Atelier beim Schaffen, gleichzeitig besuchte er mit ihm Stätten in Frankreich, die Martin Frommelt während seiner Studienjahre in Paris beeindruckt und beeinflusst hatten. Immer wieder waren es die Fresken in den alten Kirchen und Kapellen, die ihn faszinierten. „Als ich das in den 50er-Jahren das erste Mal gesehen habe, habe ich bemerkt, dass das Malen eine starke Seite hat“, meinte er. In der kleinen Pfarrkirche St-Martin de Vic – für Frommelt einer der mächtigsten Orte – begeisterten ihn die „verrückten Linien“, die seiner Meinung den Kubismus vorwegnahmen.

Es ist immer noch eine Ebene mehr vorhanden

Sebastian Frommelt zeigte seinen Vater mit viel Einfühlungsvermögen in seinem Atelier beim Schaffen. Da wurde deutlich, wie Gesehenes nachwirkte, wie Altvertrautes sich neue Bahnen suchte, wie sich Farben fanden oder aufeinandertrafen, wie Kompositionen entstanden und sich veränderten. „Für mich zählt das Bild hinter dem Bild ...“, so Martin Frommelt. Genau das wurde in diesem Portrait deutlich. Es war immer mindestens noch eine Ebene vorhanden.

Ein bildgewaltiger Text und sieben Siegel

„Ich wurde von einem Geist ergriffen“, mit diesen Worten begann Joachim Bliese seine Lesung des Textes der „Offenbarung des Johannes.“ Er erzählte die schauerliche Geschichte vom Buch mit den sieben Siegeln, die nach und nach aufgebrochen werden und die Apokalypse auslösen, wie einen Horror-Thriller.  Das Publikum im Zuschauerraum hing wie gebannt an seinen Lippen und in den Köpfen tauchten Bilder von brennenden Wäldern in Kalifornien, von Wirbelstürmen, Tsunamis und anderen Katastrophen auf. An diesem ungemein bildgewaltigen Text haben sich schon viele Künstler versucht, von Luca Giordano über Albrecht Dürer bis hin zu Martin Frommelt.

Ein Stoff, der anregt und berauscht

„Wie muss ein 26-jähriger Künstler gestrickt sein, der es wagt, sich solch einen Text vorzunehmen“, meinte Stefan Kraus, der das Buch vorstellte, „der Leser ist erschlagen von der Flut der Bilder.“ Für Martin Frommelt begann der Prozess in den 50er- und 60er-Jahren. Damals entstanden die ersten Skizzen, die ersten Bilder, die ersten Farbholzschnitte. Im Buch sind alle 131 entstandenen Farbholzschnitte enthalten, dazu Entwürfe. So lässt er die Entstehung der Bilder nachträglich teilhaben. Außerdem hatte sich Martin Frommelt vor zehn Jahren erneut mit dem Thema der Apokalypse beschäftigt, neue, großformatige Bilder entstanden in einer völlig neuen Farbgebung. Auch diese wurden im Buch aufgenommen, dazu der vollständige Text der Apokalypse. „Martin Frommelt suchte nach einem Stoff, der eine reiche Quelle sein kann, ein Stoff, der anregt, der ihn berauscht“, so Kraus. Das alles und mehr fand er in der Apokalypse.