aktionstheater ensemble: „Wir haben versagt“ (Foto: Stefan Hauer)
Silvia Thurner · 28. Dez 2023 · Musik

„Voices“ – mit Enthusiasmus Großes geschaffen

Frenetischer Jubel für ein in allen Belangen herausragendes Chorkonzert

Der Landesjugendchor „Voices“ feierte sein 20-jähriges Bestehen mit einem fulminanten Konzert. Gleich fünf Chorleiter:innen waren aktiv und die Werkauswahl bot eine große stilistische Bandbreite. Von Beginn an war der besondere Spirit des Landesjugendchores „Voices“ spürbar und der Funke der Begeisterung sprang sofort auf das Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kulturbühne AmBach über. So entfaltete sich in ein musikalisch-sängerisches Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Sämtliche Werkdeutungen kamen authentisch über die Bühne, das musikalische Niveau war bewundernswert hoch und die klugen Choreografien unterstrichen den Aussagegehalt der Darbietungen wirkungsvoll. Dass die Voices-Mitglieder auch Meister:innen der Musikvermittlung sind, zeigten sie mit kurzweiligen und humorvollen Moderationen.

Mit ein paar wenigen Kompositionen erinnerten die etwa hundert Chorsänger:innen an bedeutende Wegmarken der vergangenen Jahre. Doch mit den neu einstudierten Werken blickte der Chor nach vorne und versetzte das Publikum in Staunen. Derzeit wird der Landesjugendchor von den beiden Chorleitern Paul Burtscher und Jakob Peböck betreut. Paul Burtscher dirigierte unter anderem Lieder und Gesänge aus der Produktion „Himmel & Erde“. Wohl einige Konzertbesucher:innen erinnerten sich mit Freude an das Zusammenwirken von Voices mit dem Bochabela String Orchestra aus Südafrika und Studierenden der Stella Privathochschule bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen.
Die transparente Stimmführung mit markanten Phrasierungen sowie die ausgeklügelte Körpersprache des Chores erfüllten die Gesänge „Ndikhokhele Bawo“ sowie „Indodana“ mit Leben. Mit „Ave Maria“ erinnerte Voices an die Uraufführung und CD-Einspielung der Latin Jazz Mass von Martin Völlinger. Lediglich in diesem Lied sowie im Worksong „Great God Almighty“ war die Balance zwischen den Stimmen nicht ganz ideal, denn die Sopranistinnen traten etwas zu dominant in den Klangvordergrund.

Der freudvolle Blick in die Zukunft

Mit Jakob Peböck als Dirigenten lenkte der Landesjugendchor Voices den Blick nach vorn. In den vergangenen Jahren hat sich der Pädagoge und Chorleiter bereits einen Namen gemacht und auch als musikalischer Leiter der Voices wirkte er sehr überzeugend. Jakob Peböck dirigierte mit viel Körperspannung und markanter Gestik. Sicherheit strahlte dabei seine auffallend „standhafte“ Beinposition aus. All diese Qualitäten boten beste Voraussetzungen für die Darbietungen des finnischen Liedes „Armottoman Osa“ von Mia Makaroff. Die aus der Sprache geformte Rhythmik sowie der Klangfluss, der aus der Ruhe in eine virtuose Steigerung geführt wurde, hinterließen einen großen Eindruck. 

Wind- und Meeresrauschen sowie schnelle Zungen

Einen Höhepunkt setzte Voices mit dem schwedischen Lied „Trilo“. Die Männer waren seitlich auf der Galerie postiert, so dass der Raumklang in das sehnsuchtsvolle Lied einbezogen wurde. Die Windgeräusche und die Wellenbewegungen implizierten die Weite des Meeres, ergaben ein sinnliches Klangkontinuum und ließen Bilder im Kopf entstehen. Dass der Landesjugendchor auch über zahlreiche Sänger:innen verfügt, die eindrucksvolle Soli gestalten können, war unter anderem in diesem Lied zu erleben.
Das bulgarische Traditional „Ergen Deda“ sangen die Voices-Frauen. Dabei zeigten sie Mut zur Überhöhung und brachten die Liedinhalte amüsant zur Geltung. Überdies beeindruckten die Sängerinnen mit ihrem virtuosen Zungenschlag. Während die Voices-Frauen den Humor favorisierten, zelebrierte der Vocies-Männerchor romantisches Feeling mit dem Lied „Schöne Nacht“ von Wilhelm Nagel. 

Christoph Hartmann, Sara Hörburger und Julia Schelling wechselten die Seiten

Der Landesjugendchor Voices ist zum 20-jährigen Bestehen musikalisch-künstlerisch hervorragend aufgestellt. Dies zeigte sich auch darin, dass drei Chormitglieder die Seiten wechselten und den Chor dirigierten. Christoph Hartmann gestaltete mit den Sänger:innen die schlesische Volksweise „Vom Schlaraffenland“ mit fröhlichem Ausdruck. Tänzerisch leitete Sara Hörburger ihre Kolleg:innen im Lied „Jetzt ist Sommer“ von Daniel Dickopf. Julia Schelling verfasste ein Arrangement des Songs „Unwritten“ von Natasha Bedingfield. In einem guten Austausch mit den Chorsängerinnen setzte sie das Stück musikalisch hervorragend in Szene.

Amüsant und kreativ erzählt

Auch im Sinne der Vermittlung ließen sich die Voices-Sänger:innen viel einfallen. Paarweise und einmal im Trio erzählten sie von gemeinsam Erlebtem und vom besonderen Gefühl, als Teil das große Ganze mitzugestalten. Sie berichteten von Geschaffenem, vom Feiern, dem Zusammenhalt und vielem anderen. In diesen lockeren Gesprächen erhielt das Publikum Einblick in eine Singgemeinschaft, die für jede und jeden Einzelnen eine große Bereicherung darstellt.
Der Landesjugendchor präsentierte sich seit jeher als „Chor in Bewegung“. Besonders eindrucksvoll ist dies bei diesem Konzert unter dem Motto „Voices reloaded“ gelungen. Die Gestik und die Choreografien wirkten zwar zurückhaltender als in der Vergangenheit. Doch genau diese Reduktion auf das Wesentliche verstärkte die Aussagegehalte der Werkdeutungen.