Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 23. Mär 2024 · Musik

V.Töne Holzbläserquintett – virtuose kammermusikalische Kunst

Fünf herausragende Musiker:innen mit grandiosen Aussichten

Musikbegeisterten Menschen im Land ist es eine besondere Freude, wenn sie ein neues Ensemble am Beginn seiner Karriere begleiten dürfen. So sind die Konzerte des V.Töne Holzbläserquintetts mit Laura Moosbrugger (Flöte), Anna Eberle (Oboe), Paul Moosbrugger (Klarinette), Johanna Bilgeri (Fagott) und Anton Doppelbauer (Horn) stets vollkommen ausgebucht. So war es auch bei ihrem Auftritt im Rahmen von Kultur in Kennelbach im schönen Musikzimmer der Villa Grünau. Die fünf Musiker:innen waren mit ihrer exzellenten Werkauswahl in der trockenen Akustik sehr gefordert. Doch die mitreißende Musizierweise des Quintetts versetzte die Zuhörenden rasch in Staunen und Jubelstimmung.

Johanna Bilgeri, Anton Doppelbauer, Anna Eberle, Laura Moosbrugger und Paul Moosbrugger musizierten unter dem Leitgedanken „Klangzauber“ und wählten ihr Programm mit viel Bedacht aus. Ihren Intentionen gingen sie mit Werkbearbeitungen von Mozarts Ouvertüre zur Oper „Zauberflöte“ sowie Ravels „Le tombeau de Couperin“, M. 68 nach. Diesen Kompositionen zur Seite gestellt erklangen das Quintett, op. 56 Nr. 2 von Franz Danzi und das Bläserquintett in g-Moll von Paul Taffanel. Die Werke im Stil der Klassik (Danzi), mit Bezug zur Barockmusik (Ravel) sowie im Klanggewand der Spätromantik (Ravel und Taffanel) boten den Musiker:innen viele Möglichkeiten, die spezifischen Klangqualitäten der Holzbläserbesetzung zur Geltung zu bringen. Und diese Gelegenheit schöpfte das V.Töne Holzbläserquintett voll aus.

Geistesgegenwärtige Reaktionsspiele

Die stehenden Akkorde in der Einleitung der Zauberflöten-Ouvertüre wirkten anfangs etwas scharf. Doch spätestens mit den rasanten Tonrepetitionen entwickelten die Musiker:innen einen mitreißenden Drive, der von akkuraten Akzentuierungen zusätzlich gestützt wurde. Sogleich war der Bann zum begeistert zuhörenden Publikum gebrochen.
Im Quintett, op. 56/2 von Franz Danzi wurden die Themen zu transparent sprühenden Entwicklungslinien gebündelt. Flexibel und blitzschnell reagierten die Musiker:innen aufeinander. So entstanden in den Ecksätzen faszinierende motivisch-thematische Beziehungslinien, die feinsinnig und äußerst geistesgegenwärtig miteinander verwoben wurden. Aufhorchen ließ das kauzige Menuetto mitsamt dem Trio im betonten 3-er-Takt. Eine Herausforderung stellte das Andante dar, denn der Klangvorder- und Hintergrund wirkten nicht optimal ausgelotet. Dies betraf auch das Menuet in Ravels „Le tombeau“. 

Klangsinnliche Strahlkraft

Eine reizvolle Änderung der musikalischen Grundfarbe boten die spätromantischen Werke der französischen Komponisten Maurice Ravel  und Paul Taffanel.
Ravels „Le tombeau de Couperin (M.68)“ erklang in einer Bearbeitung von Mason Jones. Die Holzbläserbesetzung brachte die Wesenszüge der barocken Tanzsätze transparent zur Geltung. Nach dem impressionistisch gefärbten Prélude, das die Musiker:innen mit sinnlich ineinander kreisenden Motivketten deuteten, lenkte in der Forlane die schwebende Klangwirkung die Aufmerksamkeit auf sich. Das abschließende Rigaudon begeisterte mit den aufsteigenden Tonfiguren, die die Musiker:innen mit großem Elan in Szene setzte.

Musiktheatralisches Erlebnis zu fünft

Als Hauptwerk des Abends kündigte Anton Doppelbauer in seinen sympathischen Moderationen das Bläserquintett in g-Moll von Paul Taffanel an. Groß angelegte Phrasierungsbögen brachten den spätromantisch theatralischen Duktus zur Geltung. Dynamische Straffungen und entspannende Passagen sowie markante Schübe im Horn boten im Eröffnungssatz viel Abwechslung. Die Höhepunkte stellten das Andante und das abschließende Vivace dar. Die vom Horn angestimmte Kantilene wurde von den anderen sensibel weitergetragen. Auf diese Weise entfalteten sich die Instrumentencharaktere in einem feinsinnigen Austausch miteinander. Das wahnwitzig rasche Finale stellten die Ensemblemitglieder virtuos in den Raum.
Von den fünf herausragenden Musiker:innen werden wir hoffentlich bald wieder und noch viel hören.