Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Dagmar Ullmann-Bautz · 06. Mai 2023 · Theater

Unterhaltsam und berührend

Uraufführung von „Späte Spiele“ am Vorarlberger Landestheater

Gut und anregend unterhalten durfte sich das Bregenzer Publikum am gestrigen Premierenabend bei der österreichischen Uraufführung des Stückes „Späte Spiele“, einer Gemeinschaftsproduktion des Vorarlberger Landestheater mit dem Theater an der Effingerstraße in Bern, fühlen. Das Stück, das als Auftragsarbeit an den Schweizer Autor Gerhard Meister gegangen und bereits unlängst in Bern aus der Taufe gehoben wurde, bestätigt ein weiteres Mal die geglückte Zusammenarbeit der beiden Theaterhäuser.

Der Bühnenautor und Spoken-Word-Künstler Gerhard Meister hat ein Stück für eine Schauspielerin – hier explizit für Heidi Maria Glössner – und einen Schauspieler geschrieben und darin eine sehr kluge und vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema Alter ausgerollt, die von Regisseur Bastian Kabuth punktgenau und einfühlsam umgesetzt wurde.

Wahres Feuerwerk

Auf der Bühne zu sehen und zu erleben sind eine alte Frau, ein junger Mann, beide in verschiedensten Szenarien und Versuchsanordnungen, auf ganz unterschiedliche Weise zueinander stehend, sich austauschend, gegenseitig belehrend, sich annähernd und entfernend. Sie sind Liebende, Enkel und Großmutter, Kind und Mutter, sind Freunde und Feinde, Pfleger und Klientin, auch Enkelin und Großvater, Räuber und Opfer, sich festhaltend, strauchelnd oder schubsend. In schnellen Wechseln erlebt das Publikum ein wahres Feuerwerk an kleinen Geschichten und seien sie noch so klein, erzählen sie doch eindrücklichst vom Leben und seinen Wagnissen. Wenn Erinnerungen wieder lebendig und Zukunftsträume aber auch Ängste artikuliert werden, bleibt die oft traurige Realität des Alterns nicht außen vor. Das ist manchmal richtig beängstigend, bisweilen auch erheiternd, oft einfach nur berührend.

Großartiges Team

Die Schweizer Theatergröße Heidi Maria Glössner brilliert und begeistert mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz und mitreißenden Erzählweise. Tobias Krüger ist ihr ein wunderbarer Partner, absolut überzeugend in jeder Minute. Zusammen sind sie ein großartiges Team und bescherten dem Bregenzer Publikum 75 Minuten pures Theatervergnügen.

Einfach und stimmig

Die Inszenierung von Bastian Kabuth konzentriert und verlässt sich auf diese beiden tollen Schauspieler:innen und den exzellenten Text. Manuela Freigang hat eine sehr einfache und in sich unglaublich stimmige Ausstattung entworfen. Ein Stuhl und mehrere Leuchtstoffröhren, die senkrecht wie Säulen die Bühne umrahmen, die bewegt und gekippt werden können, die ihre Farben wechseln und damit immer wieder neue unterschiedliche Räume bilden.
Ein begeistertes Premierenpublikum bedankte sich mit jubelndem Applaus für diesen Theaterabend, der noch lange Kopf-Bilder aufblitzen lassen wird.

Vorarlberger Landestheater / Theater an der Effingerstraße: „Späte Spiele“ von Gerhard Meister
weitere Aufführungen: 13./19./21./23./31.5. jeweils 19.30 Uhr
Theater am Kornmarkt, Bregenz

https://landestheater.org/