Der Londoner Leo McFall leitet seit der Saison 2020/21 das SOV. (Foto: George Chrysochidis)
Michael Pekler · 23. Apr 2025 · Film

Neu in den Kinos: „The Accountant 2“

Neun Jahre nach dem Überraschungserfolg von „The Accountant“ kehrt Ben Affleck als autistischer Buchhalter mit Nahkampferfahrung auf die Leinwand zurück. Während der unübersichtliche Krimiplot Verwirrung stiftet, entwickelt sich das Sequel zum schwarzhumorigen Buddymovie.

Bingo kann ein gefährliches Spiel sein. Zumindest für den ehemaligen Chef der amerikanischen Steuerbehörde (J.K. Simmons), der zu Beginn des Films in einer Spielhalle private Ermittlungen anstellt und dort auf eine mysteriöse Informantin trifft. Sie wirft nur einen kurzen Blick auf das Foto einer südamerikanischen Familie, das er ihr zeigt. Das sei kein Job für sie. Und während die böse dreinblickenden Männer wenig später das kollektive Bingovergnügen in eine Massenpanik verwandeln, kann sich der neugierige Ermittler in buchstäblich letzter Sekunde eine Nachricht auf den Arm kritzeln: „Find the Accountant“.
Bei diesem handelt es sich natürlich um den am Ende von „The Accountant“ (2016) verschwundenen autistischen Buchhalter Christian Wolff (Ben Affleck). Man muss den ersten Teil der geplanten Trilogie nicht gesehen haben, um sich im Sequel einigermaßen zurechtzufinden – die zumindest rudimentären Kenntnisse der Vorgeschichte erweist sich aber nicht als Nachteil. Denn eines kann man Regisseur Gavin O’Connor nicht vorwerfen: mit „The Accountant 2“ eine stringente Geschichte kompakt zu erzählen.

Keine Frage der Ehre

Die geringste Schwierigkeit für die den Fall übernehmende Ermittlerin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson) besteht zunächst darin, den für zwielichtige Organisationen arbeitenden Wolff aufzuspüren. Dieser weiß nicht nur mit Zahlen, sondern auch mit seinen Fäusten und diversen Schusswaffen umzugehen, was Medina, auf die Hilfe des genialen Außenseiters angewiesen, nicht unbedingt glücklich stimmt. Doch erstens verkaufen in der Not auch US-Fahnderinnen ihre Seele, und zweitens sind die Menschenhändler, denen man auf die Spur kommt, noch schlimmer als Wolffs Bruder Braxton (Jon Bernthal), dessen Qualitäten als Profikiller sich ausnahmsweise als nützlich erweisen.
Im Finale von „The Accountant“ waren die Brüder nach vielen Jahren wieder aufeinandergestoßen – oder aneinandergeraten. In Rückblenden konnte man erfahren, wie die beiden unter dem Drill ihres Soldatenvaters ein Abhärtungstraining zu absolvieren hatten, bis ihre Wege sich trennten. Der eine wurde zum Finanzberater, der die Bilanzen von Drogenkartellen frisiert, um diese letztlich auffliegen zu lassen, der andere zum schießwütigen Soziopathen. Und obwohl die Fortsetzung den Anschein macht, als erzähle sie vom Kampf gegen einen besonders erbarmungslosen Schlepperring, ist „The Accountant 2“ in erster Linie ein Buddymovie mit schwarzhumorigem Unterton.
Bei„The Accountant“ wurde Regisseur O’Connor dafür gelobt, dass er der meist verkitschten Darstellung von Autismus in Hollywoodfilmen entgegenwirkte, indem er seinen kampferprobten „Rain Man“ im Actionkino ansiedelte. Neun Jahre später kann Wolff mit seinen ehrlich kompromisslosen Antworten beim Speed-Dating zwar nicht die Kandidatinnen überzeugen, aber in Szenen wie dieser oder mit einem hübschen Line Dance-Auftritt wenigstens zwischendurch für Unterhaltung sorgen. 

ab 24.4., Kino Bludenz, Kinothek Lustenau, Cineplexx Hohenems, Cineplexx Lauterach