Neu in den Kinos: „The Substance“ (Foto: Mubi)
Silvia Thurner · 01. Nov 2017 · Musik

Vier Celli und ein Kontrabass – das Ensemble „extracello“ und Peter Herbert boten in der Landesbibliothek gute Unterhaltung

Die Akustik im Kuppelsaal der Landesbibliothek in Bregenz war wie geschaffen für das Ensemble „extracello“ und den hier allseits geschätzten Kontrabassisten Peter Herbert, der mit dem Damenquartett musizierte. Geboten wurde ein unterhaltsamer Stilmix aus Arrangements, Songs und eigenen Kompositionen. Wer sich ein Konzert vornehmlich in tiefen Streicherregistern erwartete, wurde von den Darbietungen des Ensembles überrascht. Hervorragend stellten die Musikerinnen die Vielseitigkeit des Cellos in Szene, das nicht nur als Streich-, sondern ebenso als Zupf- oder Perkussionsinstrument taugt. Den Höhepunkt des Abends bildete Peter Herberts Werk „Do up / Yak 52“, ein Soundtrack zu einem Flug, den er als Passagier bei einem Kunstflug erlebte.

Sogleich mit dem Prelude aus der ersten Suite für Violoncello von Johann Sebastian Bach gaben die vier Musikerinnen Edda Breit, Gudula Urban, Melissa Coleman und Margarethe Deppe ihre musikalische Blickrichtung vor. Sie spielten das berühmte Werk in vierstimmigen Arrangements, ließen die Hauptthemen stets durchscheinen, verwoben die musikalischen Linien wirkungsvoll miteinander, fächerten den Klang auf und setzten damit eigene Akzente.

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Auch Kompositionen der beiden Cellistinnen Melissa Coleman und Gudula Urban wurden präsentiert. Die Stücke waren eher illustrativ angelegt, implizierten beispielsweise in Colemans „Purple Train“ eine Zugreise. Ein melodiebetontes Stimmungsbild entfalteten die Musikerinnen und der Musiker in „Azul Celeste“, dem die tragende Akustik des Kuppelsaales besonders entgegenkam. Selbstredend bildete eine gezackte, vorwärtstreibende Linie das Zentrum von „Crocodile“.

Ähnlich wirkten auch die Werke von Gudula Urban. Die klangliche Bandbreite einer ganzen Band entfaltete das Quintett im „Blues by Gu“, in dem die Celli ebenso gezupft, perkussiv eingesetzt und gestrichen erklangen. Als Sängerin unterhielt Gudula Urban das Publikum mit Klassikern wie Bob Dylans „Just like a woman“ oder Bobby Hebbs „Sunny“. Aufhorchen ließ sie in ihrem eigenen Song „Catch the cat“, der auf Vokalisen beruhte.
Insgesamt wirkten die Werke unterhaltsam, sie entfalteten jedoch nur bedingt ein individuelles kompositorisches Profil.

Spannung und Flair

Auflockerung brachte Peter Herberts „Erlebnisbericht“ als Passagier eines Kunstfluges mit einer „Yak 52“. Anlässlich seines 50. Geburtstages war er zu einem Flug eingeladen und als Passagier während den Loops und Sturzflügen gefilmt worden. Nun präsentierte Peter Herbert humorvoll den Soundtrack zu eben diesem Film. Spannend startete der musikalische Fluss mit kraftvollen akkordischen Linien. Unterschiedliche Strichgeschwindigkeiten der Streicher entwickelten eine immanente Spannung. Tremolierende Passagen, abrupte Klangblöcke und dazwischen geschaltet eine fröhlich beschwingte pastorale Passage, die schließlich mit gleißenden Klängen wieder in die Enge geführt wurde, bewirkten ein energiegeladenes Hörerlebnis.

Interesse weckte auch das Solostück „noodlesticks“ von Peter Herbert. Dafür wurde der Kontrabass zwischen Hals und Steg mit Holznadeln präpariert. Die nun angeschlagenen Nadeln und die Saiten dazwischen sowie jene hinter dem Steg entwickelten eigentümliche Tonqualitäten, die abschnittweise an ein afrikanische Balafon oder an eine tiefe arabische Oud denken ließen und die Fantasie anregten.