Umjubelte Konzerte von Cody ChesnuTT und Booka Shade – vielversprechender Start von „poolbar auf der Wiese“

Armoni, die Formation um den Musiklehrer Aydin Balli, eröffnet gegen 17.15 Uhr das Programm. Ein stimmungsvoller Einstieg, bei dem vor allem die türkischen (Gitarren-)Instrumente Saz und Ud, die Balli am Jazzseminar Dornbirn unterrichtet, zum Einsatz kommen. Die elektrischen Varianten prägen den Auftritt der folgenden Band. Die Rocksongs der Steaming Satellites aus Salzburg zeichnen sich durch fette Gitarren-Riffs oder einen wummernden Synthie-Beat aus, manchmal auch durch beides gemeinsam. Zusammengehalten werden sie von Max Borchardts rauer Stimme. Sie sind schon länger im Geschäft, waren mit Portugal.The Man und den Two Gallants auf Tour und setzen diese Erfahrung auf der poolbar-Bühne gekonnt ein.

Energiebündel Cody ChesnuTT

Cody ChesnuTT muss man einfach gern haben. Angesichts der etwas eigenwilligen Schreibweise seines Namens und dem ebensolchen Markenzeichen, mit einem Helm aufzutreten, könnte man meinen, es mit einem abgehobenen Exzentriker zu tun zu haben. Doch solche Gedanken wischt der US-Amerikaner binnen wenigen Minuten von der Bühne: unprätentiös, geradlinig, von Anfang an auf den direkten Kontakt zum Publikum bedacht. Er hat eine vierköpfige Band mitgebracht, allesamt exzellente (Soul-)Musiker wie er selbst. Die Energie, die er sich beim Aufnehmen von Alben spart – in den letzten vierzehn Jahren sind gerade einmal zwei erschienen – , verbraucht er live umso großzügiger.

“A lot of bad decisions“

Den Hype um ihn vor rund zehn Jahren, als die Hip-Hopper von The Roots eine Cover-Version seines Songs „The Seed“ in die Charts brachten, ignorierte er. Die Chance auf eine steile Musik-Karriere ließ der heute 46-Jährige aus Atlanta/Georgia verstreichen und gab dem Familienleben den Vorzug – auch weil er zuvor nichts ausgelassen hatte. “When my first child was born it changed everything. I started living life in a different way. I never stopped writing songs, but I had to earn my wife’s trust again, and it took a long time”, sagte ChesnuTT 2012 in einem Interview mit James Lachno vom britischen Daily Telegraph. “I made a lot of bad decisions“, sagt er auch in Feldkirch über diese wilde Zeit, die er in den Songs seines neuen Albums „Landing On A Hundred“ verarbeitete. Auch heute sieht er sich noch auf einer Art Wiedergutmachungskurs: Von „redemption“ ist bei seinen Ansagen mehr als einmal die Rede. Die Songs, die auf dem Album etwas glatt klingen, beispielsweise der Opener „´Til I Met Thee“, sind live deutlich kantiger, rotziger. ChesnuTTS ausdrucksstarke Stimme, die manche an Marvin Gaye oder Al Green erinnert, ist zunächst nicht so präsent. Im Laufe des Konzerts aber kommt sie immer besser zum Tragen.

Booka Shade

Ein scharfer musikalischer Schnitt folgt dann zum Abschluss mit Booka Shade. Hinter diesem Namen stehen Walter Merziger und Arno Kammermeier, zwei Pioniere der elektronischen Musikszene Frankfurts und Berlins. Neben eigenen Stücken haben sie sich vor allem mit ihren Remixes einen Namen gemacht. Künstler wie Roxy Music, Moby, Tahiti 80, Depeche Mode und aktuell Fritz Kalkbrenner („Crossing Borders“) haben bereits mit ihnen zusammengearbeitet. Auf der poolbar-Bühne verbreiten die beiden große Spielfreude. Merziger bearbeitet die Synthesizer, Kammermeier ist für Drums und Percussion zuständig. Ihre Bässe bringen schnell die zwei aufgebauten Monitore zum Wackeln – und das Publikum zum ausgelassenen Tanzen.

Heute steht der zweite Tag von „poolbar auf der Wiese“ auf dem Programm, bei erneut sehr guter Wetterprognose. Los geht’s um 16 Uhr, u. a. mit Bonaparte und den Shout Out Louds.
www.poolbar.at