Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 22. Jul 2014 · Musik

Südliches Flair, schwüle Hitze und bestens gelaunte Musiker – Eugen Bertel und Alexander Swete begeisterten mit einem inspirierenden Kammerkonzert

Der Gitarrist Alexander Swete und der Flötist Eugen Bertel musizierten im Rahmen der Schloss- und Palaiskonzerte in Feldkirch. Die vielen Besucherinnen und Besucher fanden im Rittersaal der Schattenburg kaum Platz, deshalb wurden kurzerhand Stühle herbeigeschafft und schließlich begann das Konzert bei schwüler Raumtemperatur in ausgelassener Stimmung. Die Hitze machte den Musikern und den Instrumenten zwar zu schaffen, doch das tat der Spielfreude und der Virtuosität der beiden Musikerfreunde keinen Abbruch und der Funke zum Publikum sprang unmittelbar über. Ein vielseitiges Programm hatten Eugen Bertel und Alexander Swete zusammengestellt, das sogar eine Uraufführung von Wolfgang Lindner sowie ein Werk von Michael Neunteufel beinhaltete.

Das Largo und Allegretto aus Ferdinando Carullis „Serenade“ in C-Dur boten eine ideale Einstimmung in den Konzertabend, der kammermusikalisches Musizieren auf höchstem Niveau erlebbar machte. Eugen Bertel begeisterte aufs Neue mit seiner differenzierten Tongebung, die den jeweiligen Werken einen individuellen Charakter verlieh. Den technischen Möglichkeiten schienen kaum Grenzen gesetzt. Er musizierte mit einer lebendigen Spielart, stets bedacht auf profilierte Artikulationen und einen vielgestaltigen und doch ausgeglichenen Klangfluss in lyrischen Passagen.

Alexander Swete spielte seine Parts ebenso durchdacht und mit viel Sinn für die thematisch-motivischen Besonderheiten. Immer wieder ließen Phrasierungen aufhorchen und sorgten für überraschende Wendungen, die der spielerischen Gestaltungsfreude Ausdruck verliehen. Die beiden Musiker verstehen sich hervorragend, das war von Beginn an spürbar, denn sie kommunizierten so selbstverständlich und locker miteinander wie selten erlebt. Das Zusammenwirken der dargebotenen Werke, die eine „musikalische Reise von Bregenz nach Buenos Aires“ imaginierten, verstärkte das Vergnügen dieses hervorragenden Konzertes zusätzlich.

Erfolgreiche Uraufführung


Im Auftrag von Eugen Bertel hatte Wolfgang Lindner, beide sind Kollegen am Vorarlberger Landeskonservatorium, „Odem“ für Flöte solo komponiert. Vor der Uraufführung gab der Komponist eine kurze Einleitung und ermöglichte einen guten Einblick in sein neuestes Werk. Vier gedankliche Ebenen hat Wolfgang Lindner in seiner Komposition verarbeitetet. Einleitend wurde dem Atem und dem Kreisen um einen Zentralton breiten Raum eingeräumt. Allmählich steigerte sich die Erregung zu einer impulsiven Passage, die in einem gut nachvollziehbaren dialogischen Austausch von zwei Motivsträngen mündete. Rhythmische und perkussiv inspirierte Floskeln formierten sich sodann zu einer tänzerischen Passage. In einem schönen Bogen führte schließlich der musikalische Fluss zum Beginn zurück. Das gelungene Werk fand beim Publikum große Zustimmung.

Mitteilsame Wiederaufführung


Ein frühes Werk von Michael Neunteufel, nämlich die Sonate op. 11 für Gitarre solo (1984), interpretierte Alexander Swete. Dass er diese unterhaltsame Komposition schon öfters gespielt hat, wurde durch die lockere Ausdruckskraft des Gitarristen deutlich. Michael Neunteufel hat in dem dreisätzigen Werk unterschiedliche Ideen verarbeitet. Zu Beginn erklang ein an die spanische Musik und Ravel erinnerndes Presto rubato, das voller Leben dargeboten wurde. Das lyrische Andante gestaltete Alexander Swete als Innehalten, bevor das polyphon komponierte Rondo einen an der Barockmusik orientierten Charakter verströmte.

Virtuos, lyrisch und unterhaltend


Die Interpretation der „Sonatina op. 205“ von Mario Castelnuovo-Tedesco versetzte die Zuhörenden in Staunen, weil vor allem in diesem Werk die Virtuosität der beiden Musiker voll zur Geltung kam. Besonders begeisterte die Art wie im Finalsatz die melodietragenden und begleitenden Passagen zueinander in Beziehung gestellt wurden. Die lyrische Gestaltungskraft der Musiker kam in Ravels „Pavane pour une infante défunte“ schön zum Ausdruck.

Abschließend beschrieb die „Suite Buenos Aires“ des argentinischen Gitarristen und Komponisten Máximo Diego Pujol einen musikalischen Rundgang durch die Stadtviertel Pompeya, Palermo, San Telmo und Microcentro. Unterhaltsam wurden die vielen Gesichter der Metropole Buenos Aires dargestellt: urtümlich der erste, sentimental der zweite, ausgelassen der dritte und umtriebig der vierte Abschnitt. Die schwüle Hitze im Rittersaal passte hervorragend zum Gefühl, das diese Musik verströmte und wohl auch deshalb konnte das Publikum nicht genug bekommen. Eugen Bertel und Alexander Swete bedankten sich für den frenetischen Applaus mit zwei Zugaben von Astor Piazzolla und Jacques Ibert und den Worten: „Wenn’s nicht so heiß wäre, wir würden noch stundenlang weiterspielen ...“