Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 24. Mai 2016 · Musik

Streichtrios ins Licht gerückt – Kian Soltani musizierte mit Freunden bei der Schubertiade und bot eine energiegeladene Unterhaltung

Der allseits geschätzte Cellist Kian Soltani musizierte mit Marc Bouchkov (Violine) und Adrien Boisseau (Viola) bei der Schubertiade Hohenems. Keiner älter als fünfundzwanzig Jahre und alle am Beginn einer internationalen Karriere stehend, präsentierten die drei sympathischen Musiker Streichtrios von Schubert, Beethoven und Dohnányi. Beeindruckend stellten sie unter Beweis, dass Streichtrios der 'Königsdisziplin' Streichquartett um nichts nachstehen, wenn sie spannend interpretiert werden. So lebendig gespielt, waren diese Kompositionen schon lange nicht mehr zu erleben.

Den drei Musikern bei ihrem Spiel zuzusehen und die Musik nicht nur akustisch, sondern auch visuell miterleben zu können, war ein großes Vergnügen bei diesem bemerkenswerten Konzertabend. Es ist ein Markenzeichen von Marc Bouchkov, Adrien Boisseau und Kian Soltani, dass sie in einem regen Austausch miteinander kommunizieren und auf diese Weise der Musik eine besondere Lebendigkeit verleihen. In Schuberts Triosatz D 471 ging der Impuls für das Hauptthema von der Violine aus, dann reichte Marc Bouchkov die Motive aber weiter, und die Musiker kosteten die Rollenwechsel in gut ausgeloteten Stimmenverhältnissen aus. So entstanden Spielräume für dynamische Kontraste, vorwärts drängende und ruhende Pole zwischen Themen führenden und begleitenden Passagen.

Gleichberechtigung

 

Zwischen den Polen der Violine und des Violoncellos bildete der Bratschist eine Schaltstelle, die er voll ausfüllte. Aus der Mittellage heraus formte er in einem guten Kontakt zu seinen Musizierpartnern nach oben sowie nach unten spannende Verbindungen aus.

Interessant war der kompositorische Unterschied zwischen dem unvollendeten Triosatz D 471 und dem danach dargebotenen Streichtrio D 581 von Franz Schubert. Die kleingliedriger gestalteten Hauptthemen sowie die Tonartenmodulationen boten zahlreiche Anreize beim Hören dieser Werkdeutung. Besonders das Andante formten Marc Bouchkov, Adrien Boisseau und Kian Soltani mit einem bewundernswerten Ebenmaß, so dass die vielgestaltigen Motive und die feinsinnig durchbrochenen Begleitformeln sehr schön zum Ausdruck kamen.

Flexibel in der Klanggebung

 

Aufhorchen ließen, neben all den meisterhaften Spielarten, auch die Klangfarbenwechsel, mit denen die Musiker neben Schubert die Werke von Ludwig van Beethoven und Ernst von Dohnányi intonierten. In Beethovens Streichtrio op. 9/2 bildeten sie Kontraste mit überraschenden Imitationsmustern, Akzenten und gut pointierten Wendepunkten aus. Der gemeinsame Atem kam im Andante besonders schön zu Geltung. In der Violine erklangen die Leittöne besonders betont, so dass sich der Sprachduktus gut heraus kristallisierte. In immer neuen Motivvariationen entfaltete sich der Bewegungsfluss. Kian Soltani verlieh dem Rondofinale ein starkes Fundament. Der große Spaß miteinander und das gegenseitige Einverständnis zwischen den Musikern waren miterlebbar.

Erzählende Musik

 

Die Interpretation von Ernst von Dohnányis Serenade für Streichtrio, op. 10 bildete den Höhepunkt des Konzertabends. Wie ein musikalisches Theater legten die Musiker das Stück an, entfalteten den einleitenden Marsch energiegeladen und zelebrierten unterschiedliche musikalische Bilder, die teilweise orchestral aufgefächert wirkten. Besonders in Erinnerung blieben das feinsinnige Bratschensolo in der Romanza und die anschließenden Dialoge der miteinander kommunizierenden Instrumente. Kontrapunktisch wurde das Scherzo ausgeformt und spannend entwickelte sich der Variationensatz. Die transparente Spielart bewirkte eine große musikalische Weite, so dass der romantische Duktus des Werkes voll zur Geltung kam.

Marc Bouchkov, Adrien Boisseau und Kian Soltani erhielten für ihre mitreißenden und unterhaltsamen Darbietungen viel Applaus. Als Zugabe stand dann „Liebesfreud“ oder „Liebesleid“ von Fritz Kreisler zur Auswahl. Die humorvollen Musiker entschieden sich für die Freude, recht hatten sie.