Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 11. Mai 2014 · Musik

Ritter Rudi ist mutig und lebenslustig – Eine wunderbar fantasievoll erzählte musikalische Geschichte der Mittelschule Wolfurt

Eine quirlige Aufgeregtheit lag in der Luft, als sich am Samstagabend der Saal des Cubus in Wolfurt füllte, fand doch an diesem Abend zum zweiten Mal die Aufführung von „Ritter Rudis Raubzügen“ statt. Kapellmeister Wolfram Öller von der Militärmusik Vorarlberg und Hubert Sinz, Lehrer an der Mittelschule Wolfurt, hatten die zündende Idee zur Realisierung der musikalischen Rittergeschichte von Rupert Hörbst und Siegmund Andraschek. Hundertzwanzig SchülerInnen, siebzig Musiker sowie zahlreiche Mitwirkende hinter den Kulissen in Kooperation mit dem Vorarlberger Blasmusikverband und dem Kulturverein Motif begeisterten junge und alte Menschen gleichermaßen. Augustin Jagg hat Regie geführt und die Geschichte in Bilder gefasst, die musikalisch und darstellerisch mit einer ansteckenden Freude am gemeinsamen Gestalten und mit einer bewundernswerten Liebe zum Detail in Szene gesetzt worden sind.

Der fantasiervolle Hofnarr  (Michel Stocklasa) und der wissensorientierte Gelehrte (Andreas Neusser) führten mit humorvollen Dialogen durch die musikalische Geschichte. Darin zog der Raubritter Rudi (Johannes Erath) mit seinen Mannen in die Schweiz, nach Italien, in die Türkei, nach England und nach Frankreich. Die Kinder verfolgten eine farbenreiche Rittergeschichte und auch die Erwachsenen hatten ihren Spaß, denn der Hofnarr und Ritter Rudi würfelten Vergangenheit und Gegenwart unkonventionell durcheinander. Immer dann, wenn der erhobene Zeigefinger drohte, nahm die Geschichte eine vergnügliche Wendung, so dass ein amüsantes und kurzweiliges Musiktheater zu erleben war.

Musik von da und dort


Die einzelnen Länder, die Ritter Rudi und seine Ritterrunde heimsuchten, bildeten Angelpunkte und boten Gelegenheit, typische Eigenheiten und auch Musikstile dieser Länder kennenzulernen. Hervorragend zusammengestellt waren die Musikstücke. Neben den originalen Werken von Siegmund Andraschek wurden auch Volkslieder sowie Werke der Vorarlberger Komponisten Gerold Amann und Rudi Hofer integriert und ein Hit der Blasorchesterliteratur, „Thriller“ von Rod Temperton, erklang.

Bevor Ritter Rudi seine Reise antreten konnte, verabschiedete er sich von seiner Familie mit dem Volkslied aus dem großen Walsertal „Ade auf’s Wiederseh’n“, das der Schulchor unter der Leitung von Hubert Sinz sang. Eine besondere Note erhielt das Lied durch den Rap und die Bodypercussion.

Mitreißende Szenenbilder


Die anschließende Parade zur Musik „Rosi“ und der „Danza dei Cavalieri“ von Siegmund Andraschek waren ein Höhepunkt des Abends. Allein wie die Pferde im Galopp auf der Bühne agierten, hatte eine mitreißende Wirkung. Später zogen Ritter Rudi und seine Runde in die Schweiz und nach Italien. Dort faszinierte die Szene in Venedig zur Musik von Camille Saint-Saens' „Aquarium“. Die räuberische Reise führte weiter in die Türkei, wo die Ritter einen längeren Aufenthalt hatten. Eine schöne Atmosphäre schufen die türkischen Volkslieder „Cayda, Cira“ und „Daglar Kizi Reyhan“ mit der Volkstanzgruppe „Zuhal Öztürk“.

Die Moral von der Geschichte


Dann zog es Ritter Rudi nach England, wo er sogar die Beatles und die Queen traf. Mit ihrer Version von „Let it be“ erhielt der „Bucher Dreigesang“ viel Applaus. Das französische Flair wurde musikalisch mit „Une petite Valse“ von Siegmund Andrascheck eingefangen. Schließlich nahm die Geschichte eine doch etwas überraschende Wendung, denn Ritter Rudi besann sich eines Besseren und kam zur Einsicht, dass er Unrecht getan hatte und ihm wurde es ein Anliegen, die Qualität der regionalen Güter zu schätzen. So lud Rudi kurzerhand alle, die er auf seiner Reise kennengelernt hatte, zu einem großen Fest zu sich und seiner Familie ein und alle zusammen feierten ein großes Happy End.

Hervorragendes Blasorchester


Die Militärmusik Vorarlberg unter der Leitung von Wolfram Öller agierte als Theaterorchester. Hinter einem transparenten Vorhang positioniert, setzte sich das Blasorchester hervorragend in Szene. Von Beginn an lenkten der voluminöse Gesamtklang und die gleichzeitig doch transparente Spielart die Aufmerksamkeit auf sich. Die Musik von Siegmund Andraschek wirkte passend und ansprechend durch die unterschiedlichen Stiltypen, die die bereisten Ländern charakterisierten.

Eine Bereicherung


Beglückend war der Abend und äußerst beeindruckend die Fülle an bunten Bildern und originellen Einfällen, die im Einzelnen gar nicht alle erwähnt werden können. Ich bin mir sicher, dass alle beteiligten Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen dieses außerordentlich ambitionierte Projekt auch nach Jahren noch in Erinnerung haben werden. Und genau darin liegt das Besondere einer qualitätvoll erfahrenen Schulzeit.