Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 30. Dez 2014 · Musik

Erfrischend klischeefreier Big Band Jazz – das Thoneline Orchestra feat. Filippa Gojo am Spielboden

Caroline Thon ist nicht nur eine hervorragende Saxophonistin, sondern hat an der Musikhochschule Köln auch das Diplom für Jazz-Komposition gemacht, und dieser fundierte Background ist dem von ihr souverän geleiteten Thoneline Orchestra bei nahezu jedem Ton anzuhören. Die Stärke dieser 20-köpfigen Big Band besteht nicht so sehr aus herausragenden Solisten, vielmehr faszinieren hier ein stets spürbarer Ensemblegeist und vor allem der Einfallsreichtum und die überschäumende Experimentierlust der Bandleaderin.

Ein Jazz-Orchester jenseits des Mainstream

 

An den längst ausgetretenen Pfaden des Big Band Jazz ist Caroline Thon nicht interessiert, und die Klassiker dieses Genres zu pflegen, ist ihr glücklicherweise absolut kein Anliegen. Sie überrascht mit einem erfrischend klischeefreien, sich mutig über jegliche Genregrenzen und diesem Metier eigenen Hörgewohnheiten hinwegsetzenden Big Band-Jazz. Fasziniert genießt man die Vielzahl an oftmals außergewöhnlichen Klangfarben, die unorthodoxen Tempi- und Rhythmenwechsel, die spannenden dynamischen Entwicklungen oder die geschickten Verzahnungen von Soli, Duetten, Combo- und Ensemblepassagen. Fragile Tongespinste können sich zu wahren Walls of Sound entwickeln, die dann wieder wirkungsvoll zerbröseln. Manche Passagen klingen ziemlich free, genauso gut kann die Gitarre aber auch ein kleines Rockspektakel entfachen oder die Bläser dürfen mit ein paar funkigen Riffs oder schon nahezu sinfonischem Schönklang demonstrieren, dass man auch Althergebrachtes beherrschen würde.

Daraus könnte genauso gut ein zusammengestoppeltes, bemüht anders klingen wollendes musikalisches Sammelsurium entstehen, umso mehr spricht es für das exzellente Können und die Klasse von Caroline Thon, dass trotz der Vielzahl an ausgefeilten kompositorischen Einfällen alles durchaus stimmig und konsequent durchdacht erscheint. Es geht nicht um plakative Knalleffekte, sondern um das große Ganze, das beeindrucken soll.

... mit einer ganz besonderen Stimme: Filippa Gojo


Die 26-jährige aus Bregenz stammende Sängerin Filippa Gojo hat an der Musikhochschule in Köln studiert und längst Anschluss an die rege Szene der Rhein-Metropole gefunden. Im Thoneline Orchestra setzt sie ihre geschmeidige, in vielen Farben schillernde Stimme größtenteils instrumental ein, veredelt den Gruppensound und erweiterte ihn um eine weitere warm klingende Komponente. Sie verfügt über stupende technische Möglichkeiten, was besonders auch in den musikalischen Zwiegesprächen mit dem Gitarristen Andreas Wahl, mit Keyboarder Nils Tegen oder mit der Pianistin Laia Genc zur Wirkung kam. Sie überzeugt aber auch als ausdrucksstarke Sängerin lyrischer Passagen, oder begeisterte mit einer ausgefallenen „Liebeserklärung an ihre Heimat“. Besonders hervorgehoben sei auch ein Duett mit der aus Fußach stammenden Sängerin Elke Wörndle, die von der Bandleaderin als „älteste Herzensfreundin“ aus Bostoner Tagen bezeichnet wurde und mit dem Thoneline Orchestra das von ihr komponierte Stück „Schmafu“ auf die Bühne brachte.

Zum Schluss kam als Zugabe noch „Good to my own“, das allererste für Big Band komponierte Stück von Caroline Thon. Man hatte die mittlerweile vielfach ausgezeichnete Kölnerin damals aufgefordert, „doch mal einen Standard zu schreiben“. Dieser Aufforderung ist sie Gott sei Dank nicht nachgekommen, sondern sie hat versucht, das vielfältige Potential des Thoneline Orchestra auf unkonventionellere Art und Weise auszuschöpfen. Man darf also schon auf die zweite CD „Novalis“ gespannt sein, die soeben für das renommierte Münchner Enja-Label eingespielt wurde und kommenden Sommer erscheinen wird.

Konzerttipp:
James Blood Ulmer &Music Revelation Ensemble
75th Anniversary Tour
Do, 29.1.2015, 20.30 Uhr
Spielboden Dornbirn
www.spielboden.at