Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 12. Jun 2021 · Musik

Energie, Hingabe und Feierlaune bei „Dornbirn Klassik“ mit Felix Klieser und der Camerata Salzburg

„Musizieren in Eigenverantwortung mit Gemeinschaftssinn“ lautet die Devise der Camerata Salzburg. Dieser Leitgedanke des Kammerorchesters war beim Dornbirn-Klassik-Konzert im Kulturhaus mit Werkdeutungen von Joseph Haydn und Wolfang Amadeus Mozart in vielerlei Hinsicht beeindruckend zu erfahren. Im Mittelpunkt stand der Hornist Felix Klieser. Er musizierte gleich zwei Hornkonzerte von W.A. Mozart und agierte dabei im besten Einverständnis mit dem Orchester. Seine atemberaubende Spielart brachten dabei die für Mozarts Hornkonzerte so typischen Charaktereigenschaften wie der gesanglich lyrische Ton, die kraftvolle Brillanz und typische Jagdhornmotive, hervorragend zur Geltung.

Mit großer Vorfreude wurde der Auftritt des deutschen Hornisten Felix Klieser erwartet. Vor gut zwei Jahren spielten er und die Camerata Salzburg Mozarts Hornkonzerte auf CD ein, machten dabei jede Faser der Musik erfahrbar und musizierten in einem bewundernswert aufeinander abgestimmten Geben und Nehmen. Das zweite und das vierte Hornkonzert von W.A. Mozart (KV 417 und KV 495) nun live hören zu können, schraubte die Erwartungen hoch.
Bescheiden trat der 30-jährige Hornist Felix Klieser auf. Er wirkte voller Elan und zugleich ganz bei sich in seinem Spiel. Seine vielgestaltige Tongebung am Instrument kristallisierte vor allem die gesangliche Linie der Horn-Soloparts heraus. Ebenmäßig auch in hohen Lagen erklangen die Phrasierungsbögen und aufhorchen ließen überdies flexibel geführte Verzierungen und Trillermotive. Felix Klieser gestaltete neben aller spieltechnischer Raffinesse und großem musikalischem Gestaltungssinn die Soloparts mit einem Luftfluss, der staunen machte.
Besonders begeisterte das wie ein Lied dargebotene Andante im zweiten Hornkonzert. Im Finale des KV 417 wirkten die Dialoge zwischen dem Hornisten und den Orchestermusikerinnen und -musikern intensiv und detailreich.
Die Dur- und Mollschattierungen im Eröffnungssatz des vierten Hornkonzertes brachten schöne musikalische Farbwirkungen zur Geltung. Voller Spielfreude stellten Felix Klieser und die Camerata Salzburg das abschließende Rondo in den Raum. Hier wurden die musikalischen Motive wirkungsvoll hin- und hergereicht, einander zugeworfen, einzelne Tongruppen unterstrichen, weitergeführt und als schwungvolle Sprungbretter für nachfolgende Phrasen verwendet. Das hervorragende Einvernehmen aller Beteiligter war spürbar.
Vom ersten Ton an zogen der Solist und das Orchester die Zuhörenden in ihren Bann. Höchst konzentriert ließen sie sich auf die inspirierenden Werkdeutungen ein.

Energie geladene Werkdeutungen

Den Rahmen des erfrischenden Konzertabends bildete Joseph Haydns Sinfonie Nr. 44 in e-Moll sowie die Sinfonie Nr. 29 in A-Dur (KV 201) von W.A. Mozart. So originell, dynamisch und frisch habe ich Haydns Musik schon lange nicht mehr gehört. Mit Giovanni Guzzo am Konzertmeisterpult wurde offenkundig, dass jede und jeder Einzelne in großer Eigenverantwortung spielte, sich aber gleichzeitig die Stimmgruppen des Kammerorchesters als selbstsicher agierende Einheiten verstanden. Auf diese Weise wirkte das Kammerorchester sehr wendig, dynamische Kontraste vom Pianissimo bis hin zu fulminantem Fortissimo prägten die durchwegs in zügigen Tempi gespielte Sinfonie. Die Freude am prägnanten Ausformen zeigte sich unter anderem im zweiten Satz mit transparent erklingendem Kanon, Echowirkungen und Imitationen.
Ebenso unterhaltsam und fassettenreich musizierte die Camerata Salzburg Mozarts Sinfonie Nr. 29. In Erinnerung blieben unter anderem die transparent ausgeführten, kontrapunktischen Linien sowie Vorhaltwirkungen im Eröffnungssatz und die feinsinnigen Klangfarbenspiele im Andante.