Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 26. Feb 2017 · Musik

Ein Haus voll Musik – das 40-jährige Bestandsjubiläum des Vorarlberger Landeskonservatoriums wurde mit viel Musik und ohne große Worte gefeiert

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen des Landeskonservatoriums in Feldkirch suchten die Direktoren Jörg Maria Ortwein und Peter Schmid die Zusammenarbeit mit den „Montforter Zwischentönen“. Unter dem Motto „Entscheiden“ wurde das altehrwürdige Gebäude des ehemaligen Jesuitenkollegs „Stella Matutina“ vom Keller bis zum Dachgeschoß für das Publikum geöffnet. In den Gängen, Vortragssälen, im Festsaal und in der Kapelle sowie in Übungszimmern wurde musiziert und gesungen. Spezifische Lichtinstallationen schufen eine stimmige Atmosphäre. Der Einladung zum großen Fest-Konzert folgten musikbegeisterte Menschen in Scharen. Jede und Jeder konnte aus einer vielfältigen Palette von Konzertangeboten ein eigenes Programm zusammenstellen. Die gebotene Vielfalt bereitete Vergnügen und gleichzeitig auch Mühe, denn eine Beschränkung auf das Wesentliche war in der eher kurz bemessenen Gesamtdauer von drei Stunden unvermeidlich.

Geboten wurde viel an diesem Faschingssamstagabend. Angefangen von Orgel- und Cello-Improvisationen, englischer Vokalmusik mit einem groß besetzten Studentenchor über Strawinsky, Stockhausen, Kompositionen aus der Tonsatzklasse, Gitarrenmusik von Leo Brouwer und Bachs Doppelkonzert, Volksmusik zum Selberprobieren und ein Mitmach-Chor bis hin zu einer Lesung und einem Auftritt des Jazzorchesters. Meine persönliche Auswahl an diesem Abend war klar. Meinem Interesse für Musik des 20. und 21. Jahrhunderts wollte ich so ausgiebig wie möglich nachgehen. Leider musste ich auf vieles andere verzichten, schweren Herzens auch auf die beiden Möglichkeiten, selbst aktiv werden zu können.

Große Auswahl und viel Publikum


Bei der Eröffnung mit dem groß besetzten Chor unter der Leitung von Benjamin Lack war die Kapelle zum Bersten voll. Viele fanden sich später im Festsaal ein, wo ein Lehrerensemble unter der Leitung von Benjamin Lack Strawinskys „Oktett für Blasinstrumente“ interpretierte. Den vom Komponisten gewünschten Ton fanden die Musiker sehr gut, denn die virtuos dargebotene Musik wirkte tatsächlich „trocken, kühl, klar und spritzig wie Sekt”.

Rasch musste sodann der Wechsel in den Flur stattfinden. Dort führte ein Ensemble unter der Leitung von Martin Skamletz Charles Ives' „Unanswered question“ auf. Leider war das Gedränge auf dem Gang und dem Stiegenaufgang ziemlich groß und aus diesem Grund die Konzentration auf die drei Gruppen mit den stoischen Streichern, den fragenden und antwortenden Holz- und Blechbläsern mitunter schwierig.

Den nächsten Einblick gewährte eine Studentengruppe im kleinen Vortragssaal. Dort widmete sich ein Ensemble unter der Leitung von Wolfgang Lindner dem berühmten „Tierkreis“ von Karlheinz Stockhausen. Die Charaktere der sieben Sternzeichen zeichneten die Musiker mit passenden Instrumentenkombinationen nach und es erklang ein vergnügliches musikalisches Kaleidoskop der Sternzeichen Wassermann, Widder, Zwilling, Steinbock, Skorpion und Löwen.

Dann musste es wieder schnell gehen. Im oberen Stockwerk wurden Kompositionen aus der Tonsatzklasse von Vivian Domenjoz und Martin Skamletz präsentiert. Studierende hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Skizzen von Beethoven weiterzuschreiben. Die Stilübungen präsentierten Streicherinnen aus der Kammermusikklasse von Klaus Christa. Es war ein spannendes Projekt, das zeigte, wie aus einem eher „trockenen“ Fach lustvolles und kreatives Lernen und Experimentieren entstehen kann.

Abwesende Kompositionsklasse


Am Landeskonservatorium führt Herbert Willi eine Kompositionsklasse. Selbstverständlich wäre es wünschenswert gewesen, bei dieser Gelegenheit neue Werke von Studierenden hören zu können. Schade um diese verpasste Chance.

Spannende literarische Einblicke


Ein Highlight bot Philipp Schöbi in der Bibliothek. Dass der britische Schriftsteller Arthur Canon Doyle - der 'Erfinder' des Sherlock Holmes - bei den Jesuiten in der Stella Matutina zur Schule gegangen ist und auch Thomas Mann im „Zauberberg“ von der Stella berichtet hat, war mir neu. Umso spannender wirkte die mit interessanten historischen Fotos begleitete Lesung. Musikalisch kommentierte die Pianistin Badamsuren Gangaabazar die Textpassagen passend.

Zum Abschluss fanden sich alle Gäste im Festsaal des Landeskonservatoriums ein, wo das Jazzorchester unter der Leitung von Herbert Walser-Breuss Werke von Kenny Wheeler spielte. Auch bei diesem Kurzkonzert beeindruckte das hohe musikalische Niveau. Darüber hinaus war es während des gesamten Abends wohltuend, dass die Musik und die Musikdarbietung auf ehrliche Weise in den Vordergrund gestellt worden ist. So gab es ein Konzert ohne großen Reden und langweiligen Rückblicken zu erleben.

Ein gelungenes Fest


Ob das Motto „Entscheiden – im Ungewissen wählen...“ für das Jubiläumskonzert passend gewählt war, soll an dieser Stelle dahingestellt bleiben. Die Kooperation mit den „Montforter Zwischentönen“ war sinnvoll und der Abend für alle Beteiligten ein gelungenes Fest.