Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 03. Jun 2012 · Musik

Aktives Hören und vielgestaltige Tongebung – Kian Soltani erntete bei seinem Schubertiade-Debüt frenetischen Beifall

Im Rahmen der „Referenzen“ der Schubertiade Hohenems musizierte der 20-jährige Vorarlberger Cellist Kian Soltani Werke von Schumann, Schubert und Brahms. Seine feinsinnige Konzentration auf die Toncharaktere und Klangfarbennuancen sowie die durchdachte musikalische Gestaltung machten Kian Soltanis Werkdeutungen zu einem beeindruckenden Erlebnis. Ihm zur Seite musizierte Riccardo Bovino. Obwohl der aus Italien stammende Pianist bereits mit sehr namhaften Musikern zusammen gearbeitet hat, überzeugte er als Klavierpartner bei diesem Konzert wenig. Zu viel Pedaleinsatz und eher wenig dynamische Konturen im Klavierpart engten teilweise den Spielraum des Cellisten ein.

Die Interpretationsansätze von Kian Soltani zeigten, dass er die Cellostimme mit einem ausgeprägten Sinn für eine Gesangslinie entwickelte. Gleich zu Beginn war dies in Schumanns op. 70 zu erleben, wo der Cellist mit einem sonoren Ton aus der Tiefe in unmittelbar darauffolgende Höhen führte, die er mit einem luftig leichten Ton spielte. Besonders schön nachzuvollziehen war dieses "Singen auf dem Violoncello"  auch in der Schumannbearbeitung des Liedes „Widmung“.

Eine große Palette an nuancierten Tongebungen war erfahrbar, mit denen der erst 20-Jährige die Musik ausformte. Sinnlich und überzeugend wirkte Kian Soltanis Spielart auch deshalb, weil er aus einem aktiven Hören heraus agierte, stets auf einen intensiven kammermusikalischen Austausch bedacht. Leider entwickelte sich dieser im Laufe des Abends nicht sehr ausgeprägt, weil der Klavierpartner Riccardo Bovino eher einen konzertanten Gestus verfolgte.

Individuelle Gestaltbildungen

Die „Arpeggione-Sonate“ (D 821) von Franz Schubert ist oft bei der Schubertiade zu hören. Vor allem die Klangfarbennuancierngen, mit denen der Cellist die Themen und Phrasierungsbögen ausgestaltete, verliehen der Werkdeutung ein individuelles Profil. Vorwärtsdrängend wirkte der geradlinig geführte Gestus im ersten Satz. Das Volumen jedes einzelnen Tones modellierte Kian Soltani im langsamen Mittelteil, so dass die Musik eine körperhafte Gestalt annahm. Erdig, indem die Bordunsaiten dominant mitschwangen, wurde das abschließende Allegretto eingeleitet und weiter ausgestaltet.

Orchestraler Klangcharakter

Brahms’ Sonate für Klavier und Violoncello, Nr. 1, op. 38 wirkte vor allem durch ihren orchestralen Grundcharakter, den Kian Soltani und Riccardo Bovino gut ausloteten. Die thematischen Gegensätze im Eröffnungssatz wurden transparent heraus kristallisiert. In ein beziehungsreiches Wechselspiel stellten die Musiker im Menuett das kauzige Hauptthema mit dem luftig gestalteten Trio. Dicht gesetzt mit einigen kontrapunktischen Themenführungen erklang der pompöse Finalsatz, besonders beeindruckten darin die ausgefeilten Linienführungen.

Wunschdenken

Im Oktober debütiert der Dornbirner Pianist Aaron Pilsan im Rahmen der „Referenzen“ bei der Schubertiade Hohenems. Während des Konzertabends regte sich bei mir der Wunsch, Kian Soltani und Aaron Pilsan im kammermusikalischen Dialog miteinander erleben zu können - das wäre ein Ereignis erster Güte.