Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 12. Okt 2014 · Musik

Abwechslungsreiche Kompositionen bei der Sonntagsmatinee – Das „ensemble plus“ stellte seine Vielseitigkeit unter Beweis.

Zahlreiche Kammermusikfreunde folgten der Einladung in das vorarlberg museum, wo das „ensemble plus“ Neues, Virtuoses und Ungewöhnliches bot. Seit Langem war kein Werk mehr von Johannes Wohlgenannt-Zincke hier im Land zu hören. Nun machte das „ensemble plus“ eine Wiederbegegnung mit dem aus Ludesch stammenden Komponisten möglich. Andreas Ticozzi spielte die „Motions 12“ aus dem Jahr 2003 und in großer Besetzung erklang „Motions 18“, das vor wenigen Tagen in Niederösterreich uraufgeführt worden ist. Weiters zog das Werk „No tinnitus“ für Klavier und tibetische Klangschalen von Dijana Boskovic die Aufmerksamkeit auf sich.

Johannes Wohlgenannt-Zincke nennt die meisten seiner Werke Motions. Als musikalische Ausgangsmaterialien verwendet er oft modale Tonreihen, die er in unterschiedlichen Konstellationen und Rhythmen zueinander in Beziehung bringt. In Motions Nr. 12 für Viola solo kristallisierte Andreas Ticozzi die Ausgangsgedanken transparent an die Oberfläche. So entwickelten sich aus einfachen Tonbeziehungen unterschiedliche Bewegungsmuster, die teilweise an Folksmusic erinnerten. In aller Ruhe zelebrierte der Solist die reflektierenden Nachgedanken des Werkes, bei denen die vorher energiegeladen dargebotenen Rhythmen auf das Wesentliche reduziert wurden und mit einer Dreitongruppe - wie mit einer offenen Frage - endeten.

Schimmernde Fläche und hymnische Steigerung


„Motions 18“ für Streichquartett, Klarinette, Posaune, Klavier und Schlagzeug ist das neueste Werk von Johannes Wohlgenannt-Zincke. Vor wenigen Tagen brachten es  Monika Schuhmayer, Anita Martinek, Susanne Mattle (Violine), Andreas Ticozzi (Viola), Jessica Kuhn (Violoncello), Markus Beer (Klarinette), Eugen Rigger (Posaune), Shiori Suda (Klavier), Andreas Wachter und Andreas Zimmermann (Schlagzeug) unter der Leitung von Thomas Gertner in Weitra zur Uraufführung. Die sehr persönlich angelegte Musik – mit einer Widmung „an Eva“ - zog vor allem im ersten Teil die Aufmerksamkeit auf sich. In sich verzahnte motivische Fragmente wurden so ineinander geschachtelt, dass eine vibrierende Klanggestalt entstand. Das Ganze wurde aus den sich ergänzenden einzelnen Ereigniseinheiten erschlossen und es entwickelte sich ein mit schönen Klangfarbenspielen changierender musikalischer Fluss.

Der zweite Teil nahm einen ganz eigenen Charakter an und erhob sich zu einem choralartigen bis hin zu einem hymnisch gesteigerten Song, der mit einem wirkungsvollen fade out endete.

Klangsinnlich und meditativ


Dijana Boskovic widmete sich in ihrem Werk, „No tinnitus“, der inneren und äußeren Wahrnehmung von Klängen. Unter diesem Gesichtspunkt setzte sie die durch Reiben und mit Schlägel zum Klingen angeregten Klangschalen in Beziehung zu einem impulsiv gestalteten Klavierpart. Die Komponistin selbst und Ester Saladin spielten mit den tibetischen Klangschalen, Yukie Togashi interpretierte den gewichtigen Klavierpart. Schwebungen, Bewegungsimpulse und der eher perkussive Charakter des Klaviers bewirkten eine Musik mit unterschiedlichen Rollenzuschreibungen. Wer sich in die Ruhe versenken, die Schwingungen auf sich wirken lassen konnte und den klug proportionierten Korrespondenzen zwischen den Instrumenten folgte, erlebte ein nicht alltägliches, sinnliches Werk.

Virtuose Spielfreude


Das Konzert mit dem „ensemble plus“ ermöglichte auch ein Wiederhören des Klavierquintetts, op. 87 von Johann Nepomuk Hummel. Yukie Togashi modellierte den virtuosen Klavierpart mit ausdrucksstarker Intensität. Schwung- und humorvoll spielten Monika Schumayer, Andreas Ticozzi, Jessica Kuhn und Marcus Huemer am Kontrabass die ersten beiden Sätze und fanden vor allem im langsamen dritten Satz und im Finale zu einem gemeinsamen Atem, der die Brillanz und Virtuosität des Werkes zum Ausdruck brachte.