Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 06. Okt 2014 · Musik

„Wir brauchen dich und deinen Mut“ – „Robin Hood“ mit Anne May Krüger und dem Sonus Brass Ensemble war ein Erlebnis für sich

Nach den mit internationalen Preisen ausgezeichneten Musiktheaterproduktionen „Die Blecharbeiter“ und „Rocky Roccoco“ wurde die neue Produktion „Robin Hood“ des Sonus Brass Ensembles mit Spannung erwartet. Im Rahmen des Brass Spektakels war die Kammeroper von Mike Svoboda erstmals in Vorarlberg zu sehen. Gleich vorweg: Was die Musiker und die Mezzosopranistin Anne-May Krüger an Action, musikalischem Einsatz und Schauspiel zeigten, war überaus bewundernswert. Auch die Musik von Mike Svoboda aus Motiven des englischen Barockkomponisten John Dowland und zeitgenössischen Stilmitteln war hervorragend konzipiert. Allerdings überzeugte der Plot der Geschichte nicht recht, weil er für ein unmittelbares Miterleben der Geschichte zu abstrakt wirkte.

Robin Hood ist als Kammeroper für Menschen ab acht Jahren ausgeschrieben. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Musiktheatern wird in diesem Werk nicht auf Sprache verzichtet, sondern das Blechbläserensemble und die Sängerin erzählen mittels Reime die Geschichte. Anne May Krüger verkörperte die Mariann, die sich gegen die Mächtigen und Ausbeuter auflehnt und sich dem meistens besoffenen Sheriff von Sherwood Forest energisch widersetzt. Sie sang ihre Parts mit einer flexiblen auch in der Höhe guten Stimme, hatte teilweise aber Mühe sich dem Blechbläserquintett gegenüber durchzusetzen. Ihre Körpersprache und Pantomime wirkten überzeugend und so kamen ihre Intentionen gut zum Ausdruck.

Humorvoll gezeichnete Figuren


Musikalisch waren Stefan Dünser, Attila Krako, Andreas Schuchter, Wolfgang Bilgeri und Harald Schele in der mit viel Tempo erzählten Geschichte enorm gefordert. Die Vorgaben aus der Partitur auf diesem Niveau darzustellen und zu realisieren, bedeuteten einen enormen Probenaufwand, das war in jeder einzelne Szene erkennbar. Hervorragend gelang den Musikern neben der Zeichnung und Charakterisierung der Figuren die Kombination zwischen den Dowland-Zitaten und den modernen Spieltechniken, die ihnen Mike Svoboda abverlangte. Atem- und andere Geräusche sowie Sprechen durchs Instrument, das Bedienen von Handpuppen, so dass teilweise nur mehr eine Hand für das eigentliche Instrumentalspiel zur Verfügung stand, beherrschte das Sonus Brass Ensemble hervorragend.

Wer ist Robin?


Mit vielen, auch humorvoll eingesetzten Requisiten und Gesten entwickelte sich die Handlung turbulent. Ein Knackpunkt des Stückes betrifft jedoch den eigentlichen Kern der musikalischen Erzählung. Robin Hood ist in diesem Musiktheater nämlich nicht ein einziger Darsteller, sondern die Ensemblemitglieder verkörpern, gekennzeichnet durch den typischen Hut, abwechselnd diese Figur. Diese Abstraktion ist für Erwachsene verständlich, für Kinder jedoch nicht ohne Weiteres nachvollziehbar. „Warum ist Mariann in den Trompeter verliebt und schmust jetzt mit dem Hornisten?“, war eine berechtigte Frage eines kleinen Zuschauers hinter mir.

Der Librettist Manfred Weiss, der Regisseur Marcelo Cardoso Gama, Mike Svoboda sowie die Musiker und die Sängerin haben sich sehr viel vorgenommen und viel auch erreicht. Jedoch könnte mitunter weniger auch mehr sein.

Ein Armutszeugnis der heimischen Blasmusik


Im Rahmen des Brassspektakels in Bregenz sollte auch das Werk „open spaces“ von Mike Svoboda in Form eines Freilichtkonzertes in Kooperation mit dem Vorarlberger Blasmusikverband erklingen. Weil jedoch - auch nach intensiven Bemühungen - viel zu wenig Musikantinnen und Musikanten der Einladung zum Mitmachen gefolgt sind, musste die Aufführung abgesagt werden. Es ist ein Armutszeugnis der Vorarlberger Blasmusikszene und vielleicht auch symptomatisch für das musikalische Verständnis heimischer Blaskapellen. Neues oder Außergewöhnliches stößt viel zu oft auf Desinteresse.