Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 26. Mär 2018 · Medien

Von der Arroganz der Mächtigen - Die Einladung zur Diskussion über die Vorarlberger Medienlandschaft nahmen die Vorarlberger Nachrichten und der ORF nicht an

Gute Medien und verantwortungsvolle Journalistinnen und Journalisten tragen wesentlich zu einer qualitätvollen Meinungsbildung in demokratischen Gesellschaften bei. Diesem weiten Themenkreis widmet sich eine Veranstaltungsreihe im vorarlberg museum. Auch zu einer Diskussion über die Medienlandschaft in Vorarlberg wurde geladen. Charakteristisch für die Monopolisierung und die Überheblichkeit der regionalen Player „Russmedia“ und ORF war jedoch, dass sich beide Institutionen der Diskussion verweigerten. So erörterten Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste und ORF Publikumsrätin, Emanuel Walser, der redaktionelle Leiter der Vorarlberger Kronenzeitung, Jutta Berger vom Standard, Wolfgang Burtscher, ehemaliger Intendant des ORF, sowie der freie Journalist und Obmann des Kulturforums Bregenzerwald, Kurt Bereuter, die Entwicklungsgeschichte der Vorarlberger Medienlandschaft sowie das Monopol der „Russmedia“ Gruppe und daraus resultierende Konsequenzen. Angesprochen wurden auch die fehlende Bereitschaft zu einem investigativen Journalismus und die aktuelle Unzufriedenheit mit der Leitung des ORF Landesstudios.

Die Botschaft dieses Podiumsgesprächs im vorarlberg museum lässt sich auf eine auch im demokratiepolitischen Hinblick bedenkliche Frage fokussieren: Was gibt den Chefredakteuren der „Vorarlberger Nachrichten“ und der Leitung des ORF Landesstudios den Gleichmut, über eine Einladung zu einem Podiumsgespräch zur Medienlandschaft in Vorarlberg mehr oder weniger ignorant hinwegzusehen?
Trotz oder gerade wegen der Absagen wollten sich die Veranstalter die Debatte nicht madig machen lassen. Dass aber über Abwesende nur am Rande gesprochen werden will und kann, war offensichtlich. Allein aus diesem Grund entstand kein wirklich spannender Disput über aktuelle Inhalte oder sogar brisante Themen.

Langer Rückblick und wenig Aktuelles

Ein langer Rückblick zeigte die wesentlichen Entwicklungslinien zur Vorarlberger Medienlandschaft – im Wesentlichen der „Vorarlberger Nachrichten“, der NEUEN und des ORF Landesstudios, der Regionalredaktion des Standards und der Gründung der Vorarlberger Kronenzeitung - auf. Schmunzeln erzeugten Anekdoten von Jutta Berger sowie Wolfgang Burtschers Ausführungen über das herausragende Interesse der Vorarlberger Bevölkerung an Todesanzeigen.
Einzig Kurt Bereuter brachte konkrete und kritische Aspekte aufs Tapet. Er erläuterte anhand von zwei Beispielen die mangelnde Bereitschaft des ORF und der VN, politische Verflechtungen mutig anzusprechen und aufzuzeigen, obwohl diese den Redakteuren bekannt sind. Aber immerhin gäbe es in den VN beispielsweise über Leserbriefe noch die Gelegenheit, brennende Themen zu lancieren, merkte Kurt Bereuter an. Währenddessen sei dies im ORF nicht mehr möglich und auch sehr wenig Interesse dafür vorhanden.

Zur Leitung des ORF Landesstudios

Selbstverständlich kam im Rahmen der Diskussion auch die bornierte Haltung des ORF-Intendanten Markus Klement zur Sprache. Jutta Berger betonte, dass es bedenklich sei, wie das bisher im ORF Geleistete gegenwärtig missachtet und damit die Kundinnen und Kunden brüskiert werden. Sie meinte, die öffentlich stattgefundenen Proteste könne der Landesintendant nicht einfach aussitzen. Doch Eva Blimlinger musste ihr mit ihren Erfahrungen, auch als ORF Publikumsrätin, widersprechen. Denn offensichtlich stimme die Quote und damit geben sich die Verantwortlichen in Wien unabhängig von einem Qualitätsbewusstsein zufrieden. In diesem Zusammenhang wurde auch Wolfgang Burtscher zu seiner Meinung gefragt. Doch seine Antwort als Diskutant am Podium war unbefriedigend und wirkte mutlos. Öffentlich nehme er dazu nicht Stellung, stellte er klar, jedoch unter vier Augen würde er seine Meinung kundtun.

Eine undankbare Rolle hatte Emanuel Walser von der Vorarlberger Kronenzeitung inne. Einerseits erklärte er die Gründe, weshalb die Kronenzeitung in Vorarlberg nicht Fuß fassen kann und versuchte andererseits, diese in einen größeren Kontext zu stellen.

Mit einem kurzen Ausblick auf die Zukunft des Journalismus und auf das Medienverhalten der jungen Bevölkerungsschichten endete die etwas ernüchternde Diskussion.