Faurés Requiem in Orgelversion gelang überzeugend in Koproduktion von Stella und Herz Jesu unter der Leitung des Graubündners Clau Scherrer. (Foto: Victor Marin)
Raffaela Rudigier · 06. Apr 2020 · Literatur

Neuerscheinung von Guntram Zoppel: Tödliche Absolution - ein Dornbirn-Krimi

Isolation ist nichts Angenehmes, aber sie eignet sich ganz hervorragend für eine Sache: Lesen! Beim Blick auf die Vorarlberger Neuerscheinungen fällt auf, dass der Dornbirner Guntram Zoppel wieder einen Kriminalroman veröffentlicht hat. Es ist bereits sein dritter Vorarlberg Krimi. Nach dem Bregenzerwald und nach Lustenau spielt das neue Buch rund um die ermittelnden Polizisten Sandra Dorner und Friedl Natter nun in Dornbirn.

„Tödliche Absolution“ lautet der Titel des neuen Krimis von Guntram Zoppel, an dessen Beginn ein Mord in einer Dornbirner Kirche steht. Vier verschiedene Handlungsstränge führen zwar auf unterschiedliche Spuren, doch es ist schnell klar, dass sie irgendwie miteinander zu tun haben. Die Polizistin Sandra Dorner leitet die Ermittlungen und führt durch einen klassischen „Whodunit“-Roman.

Rundum eine Backwaren-Firma

Im Zentrum des Geschehens stehen die Geschäfte und die Familie von „höfle der bäcker“, einem großen lokalen Betrieb für Backwaren. Das Unternehmen steckt immer wieder in der Krise. Die Geschwister, denen das Geschäft gehört, sind zum Teil im Streit miteinander. Der Schein nach außen wird allerdings immer gewahrt. Der Betrieb wird mehr schlecht als recht von Franz Höfle geleitet, der in seltsamen Zirkeln das Geschick der lokalen Wirtschaft zu beeinflussen versucht. Sein Halbbruder Toni Höfle wurde nach abgebrochenem Schauspielstudium doch lieber Kaplan. Er verkehrt in Promikreisen, beschäftigt sich lieber mit seinen Medienkontakten als mit kirchlichen Aufgaben und ist auch Frauengeschichten nicht abgeneigt. Die Schwester der beiden, Rita Höfle, versucht sich erfolglos als Künstlerin in Wien und regelt Finanzielles mit ihrer Familie nur noch über ihren Anwalt.
Allerhand lokale Gegebenheiten und aktuelle Ereignisse verstricken sich in diesem Krimi allmählich zu einer Handlung, in deren Zentrum ein Mord steht. Denn es passiert einiges in der beschaulichen Kleinstadt: Eine Serie von vermutlichen Brandstiftungen an alten Rheintalhäusern gibt Rätsel auf und lässt Spekulationen rund um den „warmen Abbruch“ von Häusern zur Beschaffung von Bauland aufkeimen. Ein paar stadtbekannte Ganoven sind in eine Geschichte rund um Flüchtlinge verwickelt. Und ein geheimes, stets gut gehütetes Backrezept von Kirchenfrauen wird plötzlich zum Verkaufsschlager der Backwaren-Firma Höfle.
Die handelnden Personen des Romans sind klassisch bis stereotyp angelegt (dazu gehört beispielsweise der Virginia-rauchende Ermittler Schorsch), bleiben was ihre Charaktere angeht eher im Hintergrund und entwickeln sich während der Handlung kaum.

Die Perspektiven wechseln, so weiß der Leser zwar mehr als die recherchierenden Ermittler, aber doch nie alles. Die Spannung bleibt meist aufrecht, bis schließlich ein entscheidender Hinweis fällt. Die Aufklärung des Verbrechens ist ab dann fast ein bisschen einfach und wird fast zu wenig psychologisiert.

Ungeheuerliches in bekannten Gefilden

Die Vorarlberger Polizeiarbeit wird wenig glamourös und wahrscheinlich recht realistisch dargestellt: Es gibt vor allem sehr viele Besprechungen, die unterschiedlich spannend sind. Hie und da ergibt sich ein Showdown, sogar Polizeihubschrauber werden eingesetzt und ein paar actiongeladene Seiten lassen die Handlung schneller voranschreiten.
Das Lokalkolorit wird durch zahlreiche Details hervorgehoben, dazu gehören etwa die Zeitungsausschnitte aus dem „Vorarlberger Tagblatt“, der Bau der Markthalle in Dornbirn, der Umgang mit der Landes-Grünzone, die neue Polizeistation am Dornbirner Bahnhof, Schmierereien an der Stadtpfarrkirche sowie zahlreiche Dornbirner Lokalitäten und Örtlichkeiten. Genau diese Nähe ist es, die man sich als Krimi-Leserin wünscht. Da passiert etwas Ungeheuerliches in bekannten Gefilden – das ist der wohlige Schauer, den man sucht. Da freut man sich über so manch bekannte Ecken und Dornbirner Eigenheiten.
Der Erzählstil ist schnörkellos berichtend. In nüchterner Sprache wird das Geschehen klar beschrieben, weshalb man beim Lesen nie den Überblick verliert und der Handlung stets gut folgen kann.
Guntram Zoppels Dornbirn-Krimi wird wahrscheinlich vor allem lokale Leser und Leserinnen im Dornbirner Umfeld erfreuen. Der Roman verwebt aktuelle Probleme in einem gut gestrickten überschaubaren Plot. Dessen Auflösung und Personal hat durchaus Entwicklungs-Potential. Man darf gespannt sein, in welche Region Zoppels nächster Krimi entführt.

Guntram Zoppel: Tödliche Absolution. Ein Dornbirn-Krimi, Edition V, 2020, 208 Seiten, ISBN: 978-3-903240-18-6, € 19