Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Christina Porod · 03. Mär 2016 · Kleinkunst, Kabarett

Von Salami und Islami- Abdelkarim im TaK

Ein Mann, ein Mikrofon, eine Mission: Abdelkarim versuchte das Publikum im TaK in Schaan zum Lachen zu bringen. Dem Bielefelder Stand-up-Comedian mit marrokanischen Wurzeln gelang dies am gestrigen Mittwochabend mal besser und mal schlechter, denn gut Gelungenes wechselte sich mit eher laueren Gags ab. „Zwischen Ghetto und Germanen“ heißt das aktuelle Programm von Abdelkarim, der mittlerweile in Duisburg lebt. Das habe Vorteile, da „Duisburg seit zwei Jahren die Hauptstadt der Rumänen ist. Seither schätzen die Deutschen dort wieder die Türken.“ 2015 wurde Abdelkarim als „Senkrechtstarter“ mit dem Bayerischen Kabarettpreis ausgezeichnet.

Mit Vollbart, abrasierten Haaren, Lederjacke, Jogginghose und pinken Turnschuhen, so betritt Abdelkarim Zemhoute die Bühne. „Es kann ein schöner Abend werden, wenn wir ohne Erwartungen rangehen“, meint der 1981 in Bielefeld Geborene, der im Freundeskreis als Frechdachs bekannt ist, gleich zu Beginn. Schön wurde der Abend, er hätte jedoch durchaus besser gelingen können.

Abdelkarim erzählt von seinen Erlebnissen in der Familie, aus der Schule und von der Suche nach einem Arbeitsplatz. Dabei erfährt man etwas über seinen Freund Ali oder über seinen Vater. Dieser drückte dem Sohn ein Bifi in die Hand. „Schmeckt lecker, nach Wurst“, befand Abdelkarim. Der Vater erschrocken: „Salami?! Ich dachte, da steht Islami!“ Der 35-Jährige erzählt gern kurze Geschichten: In einer Schlange an der Supermarktkasse stand hinter ihm ein älterer deutscher Herr. Als Zeichen gelungener Integration habe er sich umgedreht und dem Mann angeboten, ihn vorzulassen. Die Antwort? „Nein danke, ich habe dich lieber im Blick“.
In seinem Sprechtempo herrscht Unruhe und auch seine Schauplätze wechselt Abdelkarim im Eiltempo. Ruhig wird er angeblich beim Schachspielen, für seinen Vater ein Teufelsspiel, denn die Dame darf überall hingehen.

Wenn die Performance (nicht) stimmt


Abdelkarim ist ein begabter Unterhalter, der mitreißen und mit seinen Gedankengängen immer mal wieder euphorische Stimmungslagen verursachen kann! Irgendwann scheint sein Pulver aber verschossen. Manchmal wirken seine Gags etwas matt und wenig originell. Ein Beispiel: Ein Vorstellungsgespräch Abdelkarims endete mit der Frage „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ Seine aufgewärmte Antwort: „Auf der anderen Seite des Tisches!“
Am stärksten ist er, wenn er mit dem einen oder anderen aus dem Publikum plaudert: witzig, wortgewandt.

„Ein Witz ist immer gut, wenn die Performance stimmt“, erklärt Abdelkarim. Diese  stimmt blöderweise bei ihm selbst nicht immer. Er erklärt viel zu viel: Kennt Ihr Anne Will? Kennt Ihr Frank Plasberg? Kennt Ihr die AfD? u.s.w. Selbst seinen Witz („Wie nennt man einen unlustigen Polen? - Nowitzki.“) dröselt er so auseinander, dass selbst der größte Dummdödel ihn kapiert. Klar, nicht jeder kennt den deutschen Basketballprofi Dirk Nowitzki und nicht jeder versteht, dass der Name polnisch klingt, für alle jene die’s noch nicht kapiert haben, betont der Comedian den Namen sicherheitshalber auch noch ganz mustergültig „No Witz Ki“. Alles klar? Ein bisschen mehr könnte Abdelkarim seinem Publikum schon zutrauen. Und sollte jemand die eine oder andere Pointe nicht verstehen, sei’s drum, bei seiner Pointendichte wäre dies nur ein geringer Verlust.

Am meisten enttäuschte allerdings der nicht durchdachte Schluss. Nach circa zweimal 50 Minuten ist einfach Schluss, ohne Höhepunkt, ohne Kracher, ohne irgendeinen Schlusseffekt: Einen Blick aufs Smartphone, Zeit abgelaufen, kurz noch ein bisschen Schmäh geführt, artig bedankt, das war’s. Da könnte er ruhig noch etwas drauflegen.
Abdelkarim hat hörbar seine Fans und bekommt lautstarken Applaus.

 

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