Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Anita Grüneis · 01. Mai 2013 · Kleinkunst, Kabarett

Die Bühne als Marktplatz und Börse

„Wer will das? ... Nehmen Sie ... nehmen Sie“. Das Publikum zögert. Soll man wirklich etwas von dem Angebotenen nehmen? Und was muss man dann dafür geben? Die beiden Schauspieler Laura Kalauz und Martin Schick haben in ihrem Theaterprojekt „CMMN SNS PRJCT“ eine kluge Ausgangslage für ihr Anliegen gewählt. Es geht um das Wirtschaften – Verschenken, Verkaufen, Verleihen, Leihen bis zum Bankrott. Dabei wird das Schneeballsystem ebenso handfest erklärt wie die Gier und die Großzügigkeit, der Überfluss und die Bedürftigkeit. Das Publikum im Schaaner TAK war begeistert.

Die zwei Schauspieler stehen zu Beginn nur in Unterwäsche auf der Bühne. Auf einem dreistöckigen Podest sind Waren aufgebaut wie bei einer Tombola. Alles wird dem Publikum angeboten. Ob Brot, Wäschespinne, Duschhaube, Mausefalle, Messer oder Schwimmreifen – alles findet auch Abnehmer. Fast alles – der Rest wird an die Ursprungsländer der Waren zurückgesandt. In einem Paket an das jeweilige Wirtschaftsministerium, beiliegend ein Brief mit dem Grund für die Retouren. Doch dann bitten die zwei auf der Bühne beim Publikum um Bekleidung – T-Shirts, Hosen, Schuhe. Und das Publikum gibt. Nur bei den Hosen wird gezögert, bis ein Mädchen kurz entschlossen seine Hose auszieht und zur Bühne reicht. Nun stehen die zwei angezogen vor uns. Doch das Spiel mit dem Teilen geht weiter. Diesmal mit Geld. Gib mir einen Euro, ich gebe dir zwei zurück. Die zwei leihe ich beim Nächsten, der leiht sich wiederum Geld usw. Das Schneeballsystem hat gestartet.

Wie eigen ist das Eigentum?


Auf äußerst amüsante Weise wird uns unser eigenes Verhalten in Sachen Marktwirtschaft vorgeführt. Szenen aus Büchern und Filmen lockern das Ganze auf, das Publikum muss raten, aus welchem Stück die Szene jeweils stammt. Die Szenen werden gnadenlos wiederholt, bis das Publikum die Lösung weiß. Danach entspinnt sich ein Dialog über das Zitieren, das Benutzen von fremdem Eigentum. Warum nicht auch mit der eigenen Show Geld machen? Ein Vertrag wird versteigert und tatsächlich auch ersteigert. Mit der Lizenz zum Vorführen des Projekt „CMMN SNS PRJCT“ lässt sich das Stück nun in eine andere Sprache übersetzen, mit anderen Schauspielern aufführen usw.

Wohin mit dem Geld?


Am Schluss wird abgerechnet - Laura Kalauz und Martin Schick schreiben ihr Budget an eine große Tafel und siehe da – es bleibt Geld übrig. Was tun damit? Wieder wird das Publikum gefragt. Eine Party feiern? Geld nach Spanien schicken? Auch die Vorschläge werden aufgeschrieben, dann wird per Mehrheitsentscheid bestimmt. Diesmal ist es ein Stück Land für eine Ameisenfarm, die ein kleiner Junge bauen möchte. Er bekommt das Geld dafür.

Nerv der Zeit


Am Ende der Vorstellung sind die Zuschauer verunsichert. Sollen sie die geschenkten Waren zurückgeben? Und was ist mit dem Geld? Die kurzweilige Lektion über das Teilen, Aufteilen, Verteilen und Wirtschaften lässt weiterdenken und weiterdiskutieren. Ein vergnüglicher intellektueller Spaß ist das Ganze, voller Elan und Schlagfertigkeit vorgeführt von Laura Kalauz aus Argentinien und Martin Schick aus Zürich. Die beiden sind mit diesem Projekt auf der ganzen Welt unterwegs, wobei das Publikum in China völlig anders reagiert als jenes in Argentinien. Trotzdem kommen sie überall an, offenbar treffen sie den Nerv der Zeit.