Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Christina Porod · 30. Okt 2015 · Kleinkunst, Kabarett

Amüsant aber ausgedehnt - Tretter/Kemmler in der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard

Das Thema der beiden Kabarettisten Mathias Tretter und Sven Kemmler lautete am gestrigen Donnerstagabend „Schottenabend – Zwei Stunden mit nix drunter?“. Werbung wollen sie damit machen für das Land, in dem der eine, Mathias Tretter, Deutsch-Lehrer war, und der andere, Sven Kemmler, studiert hat. So versammelten sich darin Geschichten über Land und Leute, Sitten und Gebräuche, wofür sie reichlich Lacher ernteten. Dennoch blieb am Ende ein ambivalentes Gefühl.

„Mit einem Aufenthalt in Schottland ist es so wie mit den 70ern. Wer sich dran erinnert, war nicht dabei.“ Zu dieser Feststellung von Mathias Tretter passt das von Sven Kemmler geschriebene Trinkgedicht. „Einmal im Leben muss ein Schotte ein Gedicht verfasst haben“, erklärt er. Kemmler kam dem nach und hat eines mit dem Titel „Vorglühen“ geschrieben. Denn „man muss sich heute schon vor dem Saufen volllaufen oder vorvorlaufen lassen, ja das muss man doch hassen. Denn betrunken erscheinen, um sich dann zu betrinken, ist wie zur Begrüßung zum Abschied zu winken ...“.
Das exzessive Trink- und Rauschverhalten der Schotten ist nur ein Thema, dessen sich die Deutschen Humoristen - stilecht im Schottenrock - annehmen. Ihre Vorliebe für Volksmusikabende, das Silvesterfest „Hogmanay“, „Snogging“ - das mit „Speiseröhre auslecken“ umschrieben wird -, das Nationalgericht „Haggis“ - ein mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett, Zwiebeln und Hafermehl gefüllter Schafsmagen -, sind weitere Episoden, denen sie sich ausführlich widmen. „Irgendwas mit Hitler“ zieht sich zudem durch den Abend. „Dafür haben die Schotten eine Vorliebe“, klärt Tretter auf.

Abwechselnd und mit bildreichem Wortwitz schildern die Zwei Erfahrungen und Eindrücke aus ihrer Schottland-Zeit. Offensichtlich haben Tretter und Kemmler Lust an Sprache und Spaß auf der Bühne. Das Eintauchen in die (Un‐)Tiefen der Schotten wird so großteils zum Vergnügen. Sicher zumindest für diejenigen Besucher, die zur Whiskeyverkostung geladen sind. Dabei lernen aber alle was. Wer Bitterschokolade rausschmeckt, wird nicht als ahnungslos entlarvt.

Amüsiert und erleichtert


Die beiden überzeugen an diesem Abend aber nicht auf allen Linien. Zweifelsohne können sie Geschichten erzählen. Ihre Schilderungen sind durchwegs gelungen und lustig. Ab und an fehlt allerdings das Gespür fürs Timing. Eine Komprimierung würde der einen oder anderen Geschichte gewiss guttun. Bezeichnend dafür ist die originelle Darbietung unterschiedlicher englischer Dialekte. Geraffter hätte diese weit mehr Effekt. In dem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob die zweieinhalb Stunden Programm, die Pause nicht eingerechnet, nicht zu lang sind. Weniger ist manchmal mehr. Das gilt auch für die Draufgabe nach dem Schlussapplaus. Den Abend mit belanglosem Geplauder einfach auslaufen zu lassen, setzt leider keinen gelungenen Schlusspunkt. Was zur Folge hat, dass einige Besucher das Kulturzentrum vor den Kabarettisten verlassen. Alle übrigen entlassen Mathias Tretter und Sven Kemmler amüsiert und gleichzeitig erleichtert.

 

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