Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Christina Porod · 16. Jän 2015 · Kleinkunst, Kabarett

„Ab Werk passend“ - Gunkl mit „So Sachen - Ein Stapel Anmerkungen“ in der Kulturwerkstatt Kammgarn

Was hat der Kasperl mit dem Dalai Lama gemeinsam? Nichts? Am gestrigen Donnerstagabend wurde man in der Kulturwerkstatt Kammgarn eines Besseren belehrt. Denn, so weit sind die beiden gar nicht voneinander entfernt, wie Gunkl in seinem rasanten, blitzgescheiten, originellen, wortgewaltig unterhaltsamen Programm auch unter Beweis stellte. In Hard hinterließ der Wiener Kabarettist einen starken Eindruck.

„Ich war ein schwieriges Kind“, mit diesen Worten startet Günther Paal, alias Gunkl in sein mittlerweile elftes Soloprogramm „So Sachen – Ein Stapel Anmerkungen“. Und er behauptet von sich selbst, „ab Werk passend“ gewesen zu sein.
In der ersten Programmhälfte dreht sich vieles ums Kind-Sein. Schon früh ortet Gunkl die Kommunikationsschwäche so mancher Menschen. Mit der widersinnigen Frage vom Kasperl - Seid ihr alle da? - hatte er schon als Kind so seine Probleme. „Denn, die, die da sind, sind alle da und wer nicht da ist, kann schließlich auch nicht Nein sagen.“ Und selbst wenn ein Kind bemerkt hätte, dass „Hubert fehlt“, inmitten des Jaaaaa-Gebrülls wäre der Einwand sowieso untergegangen. Diese Ja-Euphorie war dem kleinen Günther schon verdächtig.

Blitzgescheiter Querdenker


Andere Themen des blitzgescheiten Querdenkers und Philosophen der Kabarettszene sind Politiker, die mehr daran setzen, Vertrauen herzustellen als es zu rechtfertigen, Glauben und Wissen, die Prüderie der Amerikaner, Zoobesuche, Religion, Evolution oder der Dombau. Geschickt verwebt er die nur scheinbar inhomogenen Themen miteinander und greift unerwartet auf eines der Stichwörter zurück, wie auf den Kasperl. Denn der fällt ihm unter anderem wieder ein, als er vom Dalai Lama sinniert: Jemand wird im bunten Gewand ins Zentrum gerückt und bewundert. Eine Schleife zurück zu den Ja-Sagern bindet sich hier leicht.

Die Entwicklung der Menschheit


Die Metaebene seines Programms ist die Entwicklung der Menschheit. Zurzeit sieht der Wiener Kabarettist die Menschheit nicht gerade in den Kinderschuhen, aber noch in der Pubertät. Er wünscht sich eine Entwicklung in Richtung Erwachsen-Sein und zieht dabei eine Parallele zum Dombau. Wie die einstigen Dombauer, die ein Fundament gelegt haben, im Bewusstsein, die Fertigstellung niemals zu erleben, so muss auch die Menschheit immer wieder einen Grundstock bauen, um künftigen Generationen beim Erwachsen/Fertig-Werden -  bis zur Domspitze - zu helfen.

So schnell wie Gunkl seinen Gedanken freien Lauf lässt, so schnell verstreicht die Zeit. Er weiß, wann der richtige Schlusspunkt zu setzen ist. (Vorerst) ist alles gesagt. Und so verlässt er die Bühne – ohne Zugabe – aber unter großem Applaus.


www.kammgarn.at