Sie sind eröffnet – die Bregenzer Festspiele 2012!
Jahr für Jahr treffen sich Menschen aus Kunst und Kultur, aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und den Medien im Festspielhaus, um den festlichen Akt der Eröffnung live mitzuerleben. Erstmals wurde dieses Jahr die Veranstaltung auf eine Großleinwand auf den Symphoniker-Platz übertragen, wo sich wie jedes Jahr zahlreiche Menschen eingefunden hatten, um die Schönen zu bewundern und die Berühmten zu sehen, allen voran natürlich unseren Bundespräsidenten. Schon Tage zuvor wurde in den unterschiedlichsten Medien über die diesjährige Festspielmode berichtet und somit der Zoo der Eitelkeiten eröffnet. Schon eine Stunde vor Beginn der Eröffnungsfeierlichkeiten wurde gelächelt, posiert und abgelichtet. Und man darf sich schon darauf freuen, die strahlenden Schönen in allen möglichen Blättern bewundern zu dürfen. Mit einem wohltuend unspektakulären, aber sehr runden Programm ging dann die 67. Eröffnung der Bregenzer Festspiele über die Bühne.
Liebe zu Kunst und Kultur
Der neue Festspielpräsident Hans-Peter Metzler hielt seine erste Ansprache und strahlte dabei ehrliche und wahrhaftige Freude über sein neues Amt, seine neuen Aufgaben und Herausforderungen aus. Unprätentiös bringt Metzler darin seine Haltung zu Kunst und Kultur klar zum Ausdruck: „Kunst ist nicht wegzudenken aus dem Gerüst einer funktionierenden Gesellschaft.“ Er betont die Verantwortung von Kunst und Kultur fehlerhafte gesellschaftliche Entwicklungen aufzuzeigen, vice versa liege es in der Verantwortung unserer Gesellschaft sich auf diesen Dialog einzulassen, ihn zu interpretieren und zu reagieren. Und er gibt ein eindeutiges Statement ab und einen klaren Wink an die Bildungspolitik, unseren Kindern und Jugendlichen Kenntnis und damit Verständnis für Kunst und Kultur mit auf den Weg zu geben. Der neue Festspielpräsident ein Überzeugungstäter, dem seine Liebe zu Kunst und Kultur die Kraft für seine ambitionierte Aufgabe wohl geben wird? Ich meine ja!
Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche
Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Frau Dr. Claudia Schmied, bedankte sich umgehend für die Worte des Festspielpräsidenten. Nicht zum ersten Mal hielt und richtete sie eine großartige Eröffnungsrede an die versammelte Festgemeinschaft. Empathie und Leidenschaft zeichneten ihre Rede aus, sie setzte klare Statements und forderte insbesondere die Politik auf, jungen Menschen positive Werte vorzuleben, wofür ihr vom Publikum mit einem Zwischenapplaus gedankt wurde. Kunstvermittlung für Kinder und Jugendliche – für Schmied nicht nur ein hohles Schlagwort, sondern unverzichtbare Basis für zukunftstragende Bildung und somit für eine „friedliche und humane Gesellschaft“.
Mut für Neues in Kunst und Politik
Bevor Bundespräsident Dr. Heinz Fischer die Festspiele mit einem kleinen Lapsus, den er charmant in ein kleines Bonmot zu verwandeln wusste, eröffnete, wünschte er Hans-Peter Metzler als neuen Festspielpräsidenten und Markus Wallner als neuen Landeshauptmann viel Freude und Erfolg bei ihren wichtigen Aufgaben. Seinen Aufruf für eine mutige Kunst, die Wegweiser sein kann und soll, erweiterte er mit einer Ermahnung an die Politik, gerade jetzt Neues zu wagen und mutig und offen zu sein. Damit waren dann die Festspiele 2011, oh Pardon, 2012, eröffnet!
Interessantes, aber kleines Festspielprogramm
Das künstlerische Programm der Eröffnung wurde getragen durch die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Ulf Schirmer. Mit einer gezielten und sehr schönen Auswahl von Musik- und Tanzsequenzen aus dem diesjährigen Festivalprogramm, unterstützt durch spannende Videodokumentationen, wurden die Eröffnungsgäste so richtig neugierig auf die kommenden Festspielwochen gemacht.
Tatsächlich liest sich das Festspielprogramm 2012 spannend und interessant, mit voraussichtlich großartigen Produktionen – so klein, so wenig umfangreich war das Programm jedoch schon viele Jahre nicht. Mit nur einem Schauspiel und einer gestutzten Kunst aus der Zeit-Schiene muss der nicht ausverkauften Seeaufführung „André Chenier“ Tribut gezollt werden. Obwohl die Oper international mit fantastischen Kritiken überhäuft wurde, geriet sie bedauerlicherweise nicht zum Publikumsmagneten, wie beispielsweise zuvor „Aida“. So hat es sich leider bewahrheitet, dass Nicht-Opern-Kenner ihren Besuch nach bekannten Titeln entscheiden. Ein beklagenswertes Versäumnis!
Mit dem kraftvollen Absingen der Marseillaise sorgten die Solisten Maria José Siri, Laura Mitchell, Krysty Swann, Richard Angas, Christian Drescher und Tobias Hächler gemeinsam mit dem Prager Philharmonischen Chor für den würdigen und ein wenig kämpferischen Abschluss der Feierlichkeiten.