Aktuell in den Filmclubs (8.7. - 14.7. 2016)
Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche Jim Carneys „Sing Street“, in dem die Musik und die Stimmung der 1980er Jahre zu neuem Leben erweckt werden. Im Heerbrugger Kino Madlen läuft dagegen der Dokumentarfilm „Fragments du paradis“, in dem Stéphane Goël den Vorstellungen vom Jenseits nachspürt.
Sing Street Um einem Mädchen zu imponieren, gründet ein Teenager im Dublin der 1980er Jahre eine Band.
Zum dritten Mal erzählt Jim Carney nach "Once“ und "Can a Song Save Your Life?“ von der Kraft der Musik und von der Liebe. Die großen Themen des 1972 geborenen Iren sind dies, doch noch nie bezog er sich dabei so stark auf eigene Erfahrungen. Wie die Songs des Protagonisten vom persönlichen Empfinden leben und dies ihnen Authentizität und Kraft verleiht, lebt auch „Sing Street“ vom Herzblut, das Carney hier hineingelegt hat.
Man spürt in jeder Szene, dass er weiß, wovon er erzählt, dass er seine Jugend in den 80er Jahren mit dem Dreh quasi nochmals erlebt – und den Zuschauer direkt daran teilhaben lässt. Bestechend evoziert er nicht nur mit Ausstattung und Kostümen die Atmosphäre der Zeit, sondern mehr noch mit dem großartigen Soundtrack, bei dem Carney kongenial klassische Hits aus dieser Zeit von Duran Duran über The Cure bis zu Motörhead mit neuen Songs der Jugendband mischt.
Dass dies so blendend funktioniert und den Zuschauer mitreißt, liegt freilich auch an den völlig unverbrauchten und ungemein natürlich agierenden Hauptdarstellern Ferdia Walsh-Peelo und Lucy Boynton. Verschmerzen kann man, dass die anderen Bandmitglieder allein durch das Casting charakterisiert und auf originelle Typen reduziert bleiben oder dass sich der Konflikt mit einem Schläger wohl allzu leicht auflöst. – Locker lassen der Schwung des Films und die mitreißende Beschwörung jugendlicher Energie und der Magie der ersten Liebe über solche Schwächen hinwegsehen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 11.7. – Do 14.7.
Fragments du paradis: Stéphane Goël spürt in seiner Dokumentarfilm der Frage nach, was nach dem Tod kommt. In feinfühliger Montage verknüpft der Regisseur eine Wanderung mit seinem Vater, in der die Naturbilder dominieren, mit in schwarzweiß gehaltenen, statisch gefilmten Interviews, in denen vorwiegend ältere Menschen über ihre Vorstellungen vom Leben nach dem Tod sprechen.
Der Meinung, dass mit dem Tod alles endet, steht dabei die Hoffnung auf ein Paradies gegenüber, in dem man seine Lieben – bis hin zum Wellensittich – wiedersieht und sorgenlos auf einer Blumenwiese lebt oder das Licht Gottes schaut.
Geschickt korrespondieren diese Aussagen mit Super-8-Filmen aus den 1950er Jahren, die ein paradiesisches Glück mit kindlichem Spiel, einem Picknick im Grünen oder einem badenden Paar beschwören.
Ruhig ist das erzählt, bei allem Ernst des Themas nie niederschmetternd, sondern bewahrt Witz und Leichtigkeit, weil auch die Erzählenden, die rüstig und gesund, mit ihren gegerbten und zerfurchten Gesichtern aber auch vom Leben gezeichnet wirken, sehr locker und gefasst von diesen letzten Dingen sprechen. Wohltuend hält sich der Regisseur selbst zurück, gibt seine Meinung nicht preis, sondern beschränkt sich auf das Erkunden und regt den Zuschauer in der unkommentierten Gegenüberstellung der Meinungen zum Nachdenken an, denn der Tod und der Gedanke, was danach kommt, betrifft schließlich jeden.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 11.7., 20.15 Uhr