Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 02. Mai 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (3.5. - 9.5. 2013)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche Renate Djukićs Dokumentarfilm „Gastarbajter“, das Filmforum Bregenz bietet im Metrokino die wohl einmalige Gelegenheit Ulrich Seidls „Paradies“-Trilogie an einem Stück zu sehen.

Ulrich Seidls „Paradies“-Trilogie: Als einen Film in drei Teilen plante Ulrich Seidl „Paradies“ zunächst, doch dann wurden daraus drei lange Spielfilme. Bindeglied der Filme sind aber nicht nur die drei Protagonistinnen, die der gleichen Familie angehören, sondern auch durch Telefonate in den einzelnen Filmen „Paradies: Liebe“, „Paradies: Glaube“ und „Paradies: Hoffnung“ stellen sich Querverbindungen ein. So verzahnen sich die drei Filme durch Sichtung am Stück stärker als bei isolierter Betrachtung zu einem Triptychon, und auch die inhaltlichen Parallelen und Bezüge treten deutlicher zu Tage.
Der alternden Teresa, die in „Paradies Liebe“ in Afrika das Glück sucht, steht ihre Tochter im Teenager-Alter gegenüber, die sich in „Paradies: Hoffnung“  in einem Diat-Camp unglücklich verliebt. An die Stelle der Sehnsucht nach jungen afrikanischen Beachboys tritt die schwärmerische Liebe zu einem älteren Mann und an die Stelle des Ferienresorts mit seinem Freizeitangebot der streng geregelte Tagesablauf im Camp. Kann man in diesen beiden Filmen die Seiten eines Flügelaltars sehen, so steht im Zentrum „Paradies: Glaube“, in dem die Schwester bzw. Tante der Protagonistinnen der beiden anderen Teile ihr Glück im Glauben sucht.
Gemeinsam ist den Filmen Seidls unverkennbarer Stil. In insistierenden distanzierten Tableaux kehrt er teilweise auch mit bitterem Humor die Verlorenheit und Verzweiflung des Menschen hervor und macht Abgründe sichtbar. Hoffnung schimmert nur im letzten Teil durch, der bezeichnenderweise auch den Titel „Paradies: Hoffnung“ trägt und in dem Seidl auf die für ihn typische Schonungslosigkeit weitgehend verzichtet.
Im Anschluss an die Vorführung von „Paradies: Liebe“ bzw. „Paradies: Hoffnung“ wird Hanno Loewy mit den jeweiligen Hauptdarstellerinnen Margarethe Tiesel bzw. Maria Hofstätter sowie am Ende der Trilogie mit beiden Schauspielerinnen ein Gespräch führen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: So 5.5: 15 Uhr: Paradies – Liebe; 17.30 Uhr: Paradies – Glaube; ., 20 Uhr: Paradies – Hoffnung


Gastarbajter: In den frühen 1970er Jahren kamen zahlreiche JugoslawInnen als GastarbeiterInnen nach Vorarlberg. Nun geht diese Generation in Pension und Renate Djukić lässt in ihrem Dokumentarfilm sechs ArbeitsmigrantInnen auf einer Reise mit dem Bus in ihre Heimat über ihre Empfindungen und das Leben zwischen zwei Welten erzählen.
Nah ist die Kamera an den Menschen, lässt ihnen viel Raum und Zeit. Geduldig ist der Blick und gelassen die Erzählweise. Ganz auf Augenhöhe der fünf Frauen und eines Mannes, die zu Wort kommen, ist Djukić, auf Off-Kommentar verzichtet sie. Emotional nahe kommt so auch der Zuschauer den Porträtierten, die ganz im Sinne von Max Frischs berühmtem Satz nicht anonyme Arbeitskräfte bleiben, sondern zu Menschen mit Gefühlen werden. In diesem einfühlsamen Blick kann man die Zerrissenheit und Heimatlosigkeit nachvollziehen, zu der das Leben in der Fremde führte.
Auf der stimmungsmäßigen Ebene vermag „Gastarbjter“ so zu überzeugen, wenig erfährt man aber letztlich über das Leben der jugoslawischen GastarbeiterInnen in Vorarlberg, darüber wie diese ArbeitsmigrantInnen ihre Ankunft in der Fremde erlebten, wie sie aufgenommen wurden, wie sich ihr Alltag abspielte, und wie sich ihr Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft entwickelte. Es bleibt letztlich trotz knapper 75 Minuten bei einer redundanten Beschwörung der persönlichen Befindlichkeit der Porträtierten.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: 7. - 10.5.