Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 24. Dez 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (25.12. - 31.12. 2015)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Matteo Garrones Märchenfilm „Tale of Tales – Das Märchen der Märchen“. Spannende Aufarbeitung der Zeitgeschichte steht dagegen beim TaSKino Feldkirch mit Lars Kraumes Spielfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer" auf dem Programm.

Tale of Tales - Das Märchen der Märchen: Drei der 50 Märchen des „Pentameron“ – des „Fünftagewerks“ des Neapolitaners Giambattista Basile (1575 – 1632) - hat Matteo Garrone ("Gomorrha") verfilmt. Er erzählt die Geschichten aber nicht hintereinander, sondern parallel und führt sie nach sehr losen Querverbindungen am Ende – eher gezwungen als zwingend - zusammen.
Alle drei Märchen kreisen dabei um mächtige Menschen, die trotz ihres Reichtums unglücklich sind, weil sie maßlose Wünsche haben, und erzählen vom Begehren und den Preis, den man für die Erfüllung eines Wunsches zahlen muss, sowie vom Kreislauf des Lebens.
Prachtvoll ist der von David Cronenbergs Stammkameramann Peter Suschitzky fotographierte Film ausgestattet. Großartig sind die Farbdramaturgie und die süditalienischen Schauplätze. - Ein Augenschmaus ist dieser phasenweise an Fellini oder auch Pasolinis „Trilogie des Lebens“ erinnernde Film immer wieder, doch Garrone lässt sich zu wenig auf das Märchenhafte ein, ist ein zu rationaler, zu abgeklärter Filmemacher, um sich dessen Zauber hinzugeben und hält den Zuschauer so auf Distanz. Nie wird man in das Geschehen emotional involviert, gewinnt nie richtig Bezug zu den Figuren, zittert nie um sie, was auch an der parallelen Erzählweise liegen mag, die immer wieder einen Protagonistenwechsel bringt.
So stellen sich trotz der visuellen Pracht Längen ein, bleibt man unbefriedigt zurück, auch weil Garrone seinem Film nicht Dringlichkeit verleihen kann, man nie spürt, was ihn wirklich an dem Stoff interessiert hat, sondern man vielmehr den Eindruck bekommt, dass da einer einfach kühl zeigen wollte, dass er auch so einen Stoff für die Leinwand adaptieren kann.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Fr 25. 12. + Sa 26.12. - jeweils 22 Uhr


Der Staat gegen Fritz Bauer:
In der BRD der späten 1950er Jahre will die Bevölkerung von der Nazizeit nichts wissen, interessiert sich allein für den wirtschaftlichen Aufschwung. Dem hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der mit mehreren jungen Staatsanwälten Nachforschungen über Nazi-Größen, speziell über Mengele, Bormann und Eichmann anstellt, legt man einerseits von Seiten der Behörden, wo man nur kann, Prügel in den Weg, andererseits droht ihm die Öffentlichkeit mit anonymen Briefen.
Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind klar gezogen, Zwischentöne findet man in Lars Kraumes Film kaum, aber sorgfältig aufgebaut und detailreich in der Rekonstruktion der Zeit zeichnet er Bauers Bemühungen um die Verhaftung Eichmanns nach, deutet die danach folgenden Auschwitz-Prozesse nur noch im Nachspann an.
Unterstützung erhält Bauer, den der gewohnt souveräne Burghart Klaußner auch mit einer kräftigen Portion trockenen Humors spielt, allein vom jungen Staatsanwalt Angermann (Ronald Zehrfeld), mit dem Bauer auch die Homosexualität verbindet, die beide nur im Geheimen leben können.
So zeichnet Kraume nicht nur präzis ein Nachkriegsdeutschland, in dem Nazi-Größen immer noch oder schon wieder an den Schalthebeln von Wirtschaft und Politik sitzen und ihre Freunde von einst decken, sondern auch eine restaurative Gesellschaft, in der gleichgeschlechtliche Liebe noch als abartig betrachtet und rigoros bestraft wird.
Mehr Freiheiten gab es damals nur beim Rauchen, denn so viel wie hier wurde wohl schon lange nicht mehr in einem Film nicht nur im privaten Raum, sondern auch in Amtsstuben gequalmt. – Durchlüften lässt Bauer aber nicht deshalb mehrmals Räumlichkeiten, sondern schon viel mehr wegen der beklemmenden Verdrängung und Vertuschung, die hier gepflegt wird.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Di 29.12., 20.30 Uhr; Mi 30.12., 18 Uhr; Do 31.12., 20.30 Uhr