Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 23. Apr 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (24.4. - 30.4. 2015)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche den Dokumentarfilm „Das große Museum“, in dem Johannes Holzhausen hinter die Ausstellungsräume des Kunsthistorischen Museums in Wien blickt. Am Spielboden Dornbirn steht dagegen im Rahmen einer begleitenden Filmreihe zur David-Lynch-Ausstellung im Dornbirner Flatz Museum „The Straight Story“ auf dem Programm.

Das große Museum: Zwei Jahre schauten Regisseur Johannes Holzhausen und seine Kameraleute Joerg Burger und Attila Boa im Wiener Kunsthistorischen Museum den Angestellten von der Direktorin Sabine Haag und dem kaufmännischen Geschäftsführer Paul Frey über Restauratoren bis zum Reinigungsdienst bei der Arbeit zu. Den zeitlichen Rahmen des Films steckt die Sanierung der Kunstkammer ab: Am Beginn steht eine Szene, in der mit einem Pickel brachial der Parkettboden aufgerissen wird, am Ende die feierliche Eröffnung im März 2013.
Außer beim Festakt bekommt man keine Museumsbesucher zu Gesicht, der Fokus liegt ganz auf den unterschiedlichen Arbeitsbereichen und der Rolle und dem Selbstverständnis des in der Kaiserzeit erbauten Museums im 21. Jahrhundert. In klassischer Direct-Cinema-Manier verzichtet Holzhausen auf Kommentar und Interviews ebenso wie auf Musik und beschränkt sich ganz auf die begleitende Beobachtung.
Einen facettenreichen Einblick bietet der österreichische Dokumentarfilmer so, doch nicht nur informativ ist sein preisgekrönter Film, sondern er verfügt auch über eine gehörige Portion Humor, wenn die Kamera in langer Steadycam-Fahrt einem Angestellten auf seinem Scooter durch den Verwaltungstrakt folgt und nicht nur akribische Restaurationen nötig sind, sondern auch der Penis einer Herkules-Statue gesäubert werden muss.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Fr 24.4. + Sa 25.4. - jeweils 22 Uhr


The Straight Story:
Der 73jährige Alvin Straight fährt mit seinem Rasenmäher 500 km von Iowa nach Wisconsin, um seinen Bruder zu besuchen.
Diese wahre Geschichte erzählt David Lynch völlig überraschend auch als gerade (straight) Geschichte. Auf Sex und Gewalt - Elemente, die dieser Regisseur in "Blue Velvet" oder Wild at Heart" zelebrierte - wird völlig verzichtet: es gibt nicht einmal einen Kuss; nur ein Rasenmäher wird erschossen. "The Straight Story" handelt zuerst von dem, was er zeigt: vom weiten Himmel und endlosen Getreidefeldern, von Wetterumschwüngen und dem Wechsel der Jahreszeiten und von den gewaltigen Entfernungen zwischen Orten und Menschen und der Zeit, die nötig ist, um diese Distanzen zu überwinden. Die wunderschöne Musik von Angelo Badalamenti und die grandiose Kameraarbeit von Freddie Francis unterstreichen mit den langsamen Überblendungen den traumhaft ruhigen Rhythmus des Films.
Aber dieses Road-Movie erzählt auch von einer Reise in den Tod - der Mississippi als Grenze -, die auch eine Reise in die Erinnerungen ist. Blickrichtungen bestimmen den Film: Wie Alvin Straight in den Sternenhimmel blickt ("Was kommt nach dem Tod?"), so nähert sich die Kamera immer wieder vom Himmel - wie ein gütiger Gott - liebevoll dieser Figur.
Vieles gäbe es noch über die herrlichen Typen, denen Straight auf seiner Reise begegnet, oder über die Detailverliebtheit dieses zutiefst menschlichen, ebenso einfachen wie bewegenden Films zu sagen, den der radikale Verzicht auf alles Sensationelle selbst zur Sensation macht.
Spielboden Dornbirn: Do 30.4. + Sa 9.5. – jeweils 20 Uhr