Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Walter Gasperi · 17. Okt 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18.10. - 25.10. 2010)

Schwerkraft: Schon die ersten Momente von Maximilian Erlenweins Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin versprühen Kinomagie: Wenn Frederik nächtens vom Auto aus eine Frau in ihrer Wohnung beobachtet und fotografiert, dann nehmen das Spiel des Lichts, die Arbeit mit Blicken und die Musik den Zuschauer sofort gefangen.
Konsequent in kalte Blau- und Weißtöne taucht Erlenwein in seinem mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichneten Film die Arbeitswelt Frederiks. In einer Bank ist er für Privatkredite zuständig, muss diese zuerst den Kunden aufschwätzen, dann aber vielfach wieder kündigen. Als sich ein Kunde deshalb vor Frederiks Augen erschießt, wirft ihn das den jungen Mann vollends aus der Bahn. Sukzessive bricht Frederik, den auch die Trennung von seiner Freundin belastet, nun aus seinem geregelten bürgerlichen Alltag aus und entwickelt eine Lust am Kriminellen. Als  er einem soeben aus dem Gefängnis entlassenen Jugendfreund begegnet, beginnt er sein Wissen über seine Bankkunden für Beutezüge auszunützen...
An Gesellschaftskritik ist Erlenwein kaum interessiert, auch als Kommentar zur Welt der Banker  taugt „Schwerkraft“ kaum. In erster Linie bietet dieses Debüt lustvoll und temporeich inszeniertes, höchst unterhaltsames Genrekino, besticht durch die ideale Besetzung der gegensätzlichen Gangster mit Fabian Hinrichs und Jürgen Vogel und die unverbraucht-kraftvolle Erzählweise. Nie weiß man, wie sich dieser äußerlich kalte Winterfilm, der im Innern vor Energie nur so brodelt, weiter entwickeln wird. Und weil man spürt, dass dieses Kinostück mit Leidenschaft und Herzblut gedreht wurde, überträgt sich diese Lust und Intensität auch auf den Zuschauer.
Taskino Feldkirch im Kino Namenlos: bis Do, 21.10.


Im Bazar der Geschlechter: Sudabeh Mortezai begleitet in ihrem Dokumentarfilm drei Iraner durch den Alltag und beleuchtet an deren Leben die vielfältigen Aspekte der „Zeit-Ehe“. Zwischen einer halben Stunde und 99 Jahren kann so eine Beziehung dauern und ist ein gutes Geschäft für die Mullahs, die sie aussprechen. Offen erklären die religiösen Würdenträger, dass diese Praxis nötig sei, da das sexuelle Verlangen etwas Natürliches sei und folglich auch geschiedenen Frauen eine Möglichkeit geboten werden müsse, dieses auszuleben. Die Männer wiederum, deren Sicht in einem Junggesellen vermittelt wird, sehen in der Zeit-Ehe eine Möglichkeit sich nicht gleich für immer festzulegen, mal auszuprobieren, verbinden damit aber auch materielle Vorteile, denn an Singles werden nur ungern Wohnungen vermietet.
Leben gewinnt das nüchterne Faktum dadurch, dass Mortezai ihren Film an konkreten Einzelschicksalen aufhängt. Den Raum überlässt die 1968 in Deutschland geborene und in Wien und Teheran aufgewachsene Regisseurin dabei ganz den Porträtierten, die sie ohne jegliche Wertung begleitet.. Völlig unbefangen lassen sie sich filmen und äußern sich offen, sodass „Im Bazar der Geschlechter“ einen aufschlussreichen, aber auch durchaus unterhaltsamen Einblick in private ebenso wie in gesellschaftliche Verhältnisse im heutigen Iran bietet.
Taskino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 22.10. – Di, 26.10.