Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 13. Jän 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18. - 24.1. 2010)

The Draughtman's Contract – Der Vertrag des Zeichners: England, 1694: Ein Vertrag wird geschlossen: Zwölf Skizzen des Herrensitzes Compton Astey soll der Landschaftsmaler Mr. Neville anfertigen, dafür nicht nur ein Honorar erhalten, sondern die Auftraggeberin Mrs. Herbert soll während dieser Zeit auch „seinen Wünschen entsprechen betreffs seines Vergnügens mit ihr. Der Künstler tritt arrogant auf, ordnet Landschaft und Menschen nach seinem Sinne, doch dann wird im Geheimen ein neuer Vertrag mit Mrs. Talman, der verheirateten Tochter von Mrs. Herbert, geschlossen, in dem sich nun der Zeichner bereit erklärt „Mrs. Talman allein zu treffen und dem nachzukommen, was ihre Wünsche in Bezug auf ihr Vergnügen mit ihm betrifft.“ Neville erledigt den Auftrag, da wird nach Fertigstellung der zwölf Zeichnungen Mr. Herbert, von dem es hieß, er sei verreist, tot im Teich aufgefunden – und manches wie bestimmte Details auf den Zeichnungen von Mr. Neville scheinen auf einen Mord hinzuweisen.
Peter Greenaways erster Spielfilm erinnert in den Kerzenlichtszenen ebenso an Stanley Kubricks „Barry Lyndon“ wie in der Reflexion über Wahrnehmung an Michelangelo Antonionis „Blow Up“, ist aber  dennoch ein eigenständiges Kunstwerk, das längst zu den Klassikern des (post)modernen Kinos zählt. Was als scheinbar raffinierter Kostümkrimi beginnt, entpuppt sich bald als Gesellschaftssatire ebenso wie als Reflexion über das Verhältnis von Künstler und Gesellschaft. Wenn hier Zeichen gelegt werden, die letztlich nicht klar interpretierbar sind und der Künstler immer wieder durch Perspektiven und die Kadrierung der Einstellungen mit dem Kinozuschauer zur Deckung gebracht wird, führt Greenaway in diesem meisterhaft geschriebenen und inszenierten Film auch einen höchst geistvollen Diskurs über reine Wahrnehmung und sich an diese anschließende Interpretation.
Takino Schaan: Mi, 20.1., 20 Uhr


Whisky mit Wodka: Ein Risikofaktor ist der alternde Schauspieler Otto Kullberg (Henry Hübchen) für jede Filmproduktion, hat er doch schon einmal die Dreharbeiten durch seinen Hang zum Alkoholismus zum Stoppen und das Projekt zum Scheitern gebracht. Als er auch dieses Mal im Suff eine Szene nicht hinbekommt, wird sicherheitshalber für den Fall, dass Otto wieder ausfällt, ein zweiter Schauspieler engagiert und jede Szene parallel mit diesem gedreht. Im Grunde soll dieses Double Otto aber nur zu besonderen Leistungen anspornen - ein Plan, der zunächst auch aufgeht.
Wie schon in seinem meisterhaften „Wolke 9“ setzt sich Andreas Dresen auch in diesem Film mit den Problemen des Alterns auseinander, reflektiert aber gleichzeitig über Film und Leben, Rollenspiele und Realität und wohl auch über Dresens eigene Rolle und Position als Regisseur. Das ist kein Film der Effekte und der grellen Momente, keiner der großen Szenen und knalligen Pointen, sondern eine ebenso leise wie leichte melancholische Komödie, die den Fokus ganz auf die Menschen, ihre alltäglichen Sorgen und Nöte richtet. So dicht wie andere Filme des Deutschen mag dieser aufgrund mehrerer Nebengeschichten nicht sein. Dank des genauen und warmherzigen Blicks, lustvoll aufspielender Schauspieler und starker Dialoge von Wolfgang Kohlhaase ist aber immer noch schön und mit Vergnügen anzusehen, wie die Handlung ganz im Stile der den Film begleitenden Jazz-Musik aus den 20er Jahren lässig und unaufgeregt dahinmäandert.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 20.1., 20 Uhr; Fr, 22.1., 22 Uhr


Fünf mal zwei: In fünf Kapiteln erzählt Francois Ozon die Geschichte eines Paares – aber nicht vom Kennenlernen bis zur Trennung, sondern genau umgekehrt: Am Anfang steht so das emotionslose Verlesen der Scheidungsurkunde, am Ende der romantische gemeinsame Gang in einen Sonnenuntergang. Kein kitschiges Bild des Glücks, sondern böse Ironie ist dieses Finale, weiß der Zuschauer aufgrund der vorangegangenen 90 Minuten doch, wie die Geschichte enden wird. Zwischen diesen Polen stehen drei Episoden, die mit einem Abendessen mit Bekannten, der Geburt eines Sohnes und der Hochzeit auf drei markanten Momenten im Eheleben fokussieren, wobei die Stimmung von Episode zu Episode gelöster wird.
Wie unter dem Mikroskop beobachtet Ozon das Paar, konzentriert sich ganz auf dieses, lässt jede Szene nur an einem Ort spielen. Statt einer konkreten Geschichte geht es Ozon um das Durchexerzieren eines prototypischen Modells einer Beziehung und dennoch wirkt sein Film nie kühl oder steif, sondern packt dank der zwingenden und knappen Inszenierung.
Und wie oft bei Ozon ist es über den Inhalt hinaus auch ein Spiel mit der Filmgeschichte – in diesem Fall der französischen -, wenn er die Episoden im Stil verschiedener großer französischer Regisseure von Patrice Chéreau (Scheidungsszene) über Francois Truffaut (Abendessen) bis zu Eric Rohmer (Strandszene) inszeniert.
Spielboden Dornbirn: Fr, 22.1, 20.30 Uhr; Di, 2.2., 20.30 Uhr