Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 16. Mär 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.3. - 23.3. 2017)

Am Spielboden Dornbirn steht nochmals Olivier Assayas´ "Personal Shopper" auf dem Programm. Das Schlosskino Balzers zeigt Dietrich Brüggemanns konzentriertes religiöses Drama "Kreuzweg".

Personal Shopper: Ganz auf Kristen Stewart hat Olivier Assayas diese vielschichtige Geister- und Krimigeschichte zugeschnitten. In beinahe jeder Szene ist der US-Star präsent, immer wieder fokussiert die Kamera auf ihrem Gesicht und der Zuschauer ist stets nur auf dem Wissensstand der jungen Amerikanerin Maureen. Weil sie über den Tod ihres Zwillingsbruders noch nicht hinweggekommen ist und sich zudem für ein Medium hält, hofft sie auf eine Nachricht aus dem Jenseits. Weit wagt sich Assayas vor, wenn er ganz unironisch Geistererscheinungen inszeniert, erzeugt in den nächtlichen Szenen in einem Landhaus aber auch gekonnt Spannung.
Geisterhaft wirkt hier aber auch die moderne Welt, in der Maureen als Personal Schopper für ein Top-Model (Nora von Waldstätten) Kleider, Schmuck und Schuhe kaufen muss. Denn einerseits bleibt diese Chefin weitgehend unsichtbar, quasi ein Phantom, andererseits erhält Maureen, die ihren Job hasst und sich nach einem anderen Leben sehnt, zunehmend SMS von einem Unbekannten, der scheinbar jeden ihrer Schritte überwacht.
Nicht leicht macht es Assayas dem Zuschauer, wenn er auch am Ende nicht alles rational auflöst, andererseits bietet er zweifellos souverän erzähltes Kino, treibt die Handlung dynamisch voran, erzeugt mit einer beweglichen Kamera Erzählfluss und kann auch auf Kristen Stewart bauen, die die verunsichert nach ihrer Identität suchende Maureen mit großer physischer Präsenz und beeindruckend vielschichtig spielt.
Spielboden Dornbirn: Fr 17.3., 19.30 Uhr


Kreuzweg:
Radikaler Stilwillen kennzeichnet Dietrich Brüggemann Spielfilm. Trotz einer Länge von 107 Minuten besteht „Kreuzweg“ gerade mal aus 14 Einstellungen, kann aber dank des konzentrierten Blicks und starker Darsteller dennoch durchgehend fesseln.
Entlang der 14 Kreuzwegstationen Jesu, die den Film auch in 14 Kapitel gliedern, erzählt Brüggemann in seinem Drama von der 14-jährigen Maria, die sich Gott opfern will, um damit ihren vierjährigen Bruder von seiner Stummheit zu befreien.
Jede Szene, die sich von der letzten Firmstunde über einen Ausflug mit der Familie bis zur Firmung und dem Tod spannen, ist in einer weitgehend statischen Einstellung gefilmt. Wenn sich hier bei der Firmmesse erstmals die Kamera bewegt, sich mit den Gläubigen erhebt und dann in Parallelfahrt zum Altar folgt, geht förmlich ein Ruck durch den Zuschauer.
Die strenge Form, zu der auch der Verzicht auf Musik gehört, passt freilich kongenial zum Inhalt, denn Maria wächst in einer fundamentalistisch katholischen Familie auf, die der Piusbruderschaft angehört, die alle Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ablehnt. Popmusik und auch Gospels gelten hier als satanische Musik, dass sie mit einem Buben aus der Parallelklasse etwas unternehmen will, wagt Maria ihrer Mutter gar nicht erst zu sagen.
Diese Mutter ist nämlich das absolute Familienoberhaupt, der Vater meldet sich nie zu Wort. Keinen Widerspruch duldet sie, fordert bedingungslosen Gehorsam und demütigt ihre Tochter auch immer wieder. Aussprechen kann sich Maria nur mit dem Au-pair-Mädchen Bernadette.
Obwohl sie es im Grunde allen recht machen will, erfährt Maria so zuhause nur Druck und wird andererseits in der Schule wegen ihres Glaubens gemobbt. Die psychische Belastung führt zum Zusammenbruch, doch für die rationalen Argumente des Arztes ist die Mutter nicht zugänglich, bis Maria schließlich nach Einlieferung ins Krankenhaus im wahrsten Sinne des Wortes an ihrem Glauben stirbt.
Schlosskino Balzers: Do 23.3., 18.30 Uhr