Neu in den Kinos: „The Room Next Door“ (Foto: Warner)
Walter Gasperi · 14. Feb 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.2. - 21.2. 2013)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche mit „Parada“ ein schwungvolles Feelgood-Movie, das unbekümmert mit Klischees spielt und für Toleranz gegenüber Homosexuellen plädiert. Vitales Kino bietet auch das Filmforum Bregenz mit Benh Zeitlins mitreißendem Debüt „Beasts of the Southern Wild“.

Parada: Während „Gay Prides“ in West- und Mitteleuropa kaum mehr für Aufsehen sorgen, führen sie auf dem Balkan immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen von Rechtsextremen. Deshalb wurde auch letzten Herbst zum wiederholten Male eine schon fixierte „Gay Pride“ in Belgrad kurzfristig abgesagt. Srdjan Dragovic dient diese homophobe Stimmung als Basis für eine schrille Komödie, die sich im exjugoslawischen Raum zum Publikumshit entwickelte.
Im Mittelpunkt steht ein Kriegsveteran und Macho par excellence, der auf Drängen seiner Geliebten den Schutz einer geplanten „Gay Pride“ übernimmt. Weil er in seiner Umgebung aber keine Helfer findet, stellt er mit ehemaligen Kriegsgegnern aus Kroatien, Bosnien und dem Kosovo eine kleine Schutztruppe zusammen.
Dragovic setzt nicht auf Zwischentöne, sondern inszeniert im Stil eines Emir Kusturica schwungvoll und sichtlich mit Herzblut und Engagement. Unbekümmert spielt er mit Klischees und Stereotypen und zeigt, wie sich Gegensätze auflösen, wenn man sich auf den anderen einlässt. Den Ernst des Hintergrunds verliert er dabei trotz der Lust an Klamauk und Situationskomik nie aus den Augen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 15.2..


Beasts of the Southern Wild: Tristesse pur verbreiten die ersten Bilder von einem alten Wohnwagen, der zum Baumhaus umgebaut wurde, herumliegende Autoreifen und eine verdreckte Küche. Noch nie hat die kleine Hushpuppy, die mit ihrem Vater in den Sümpfen von Süd-Louisiana lebt, diesen Lebensraum verlassen. Durch einen Damm, hinter dem die Schlote von Raffinerien qualmen, ist man abgeschottet von der restlichen Welt. Doch so einfach das Leben in dieser Gegend ist, in der man sich von rohem Meerestieren ernährt und aus Schrott Boote bastelt, so aufgeladen ist es mit Lebensfreude.
Benh Zeitlin zeigt in seinem vielfach preisgekrönten Debüt zwar wie beispielsweise Debra Granik in "Winter´s Bone" eine andere, desolate USA, doch "Beasts of the Southern Wild" geht über Sozialrealismus. Detailreich und atmosphärisch dicht fängt Zeitlin zwar das Leben in der „Bathtub“ genannten Community ein und zieht den Zuschauer mit nah geführter Handkamera, dynamischem Schnitt und mitreißender Musik in diese Welt hinein.
Gleichzeitig kann er die realistische Ebene verlassen, indem er konsequent aus der Perspektive seiner sechsjährigen Protagonistin erzählt. Mit ihren kindlichen Augen nimmt man die Welt wahr, erlebt ihre Ängste und Sehnsüchte hautnah nach. So lassen Erzählungen des Vaters über die vor Jahren verschwundene Mutter in Hushpuppy Bilder aufsteigen, in denen die schmerzlich Vermisste allein durch ihre Präsenz das Wasser zum Kochen oder den Gasherd zum Brennen bringt. Noch mehr prägen die Gedanken des Mädchens aber die Ausführungen der Lehrerin über urzeitliche Auerochsen und das Schmelzen der Polkappen. Bildmächtige Visionen von abbrechenden Eiswänden und sich befreienden Urtieren fließen dabei schließlich mit der Realität zusammen, wenn sich ein gewaltiger Sturm nähert und viele die Region verlassen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 21.2., 20 Uhr; Sa 23.2., 22 Uhr