Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 13. Jun 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (14.6. - 20.6.)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche den sehr persönlichen Dokumentarfilm „Vergiss mein nicht“, in dem David Sieveking seine an Alzheimer erkrankte Mutter mit der Kamera begleitet. Am Spielboden Dornbirn geht die von Peter Madsen kuratierte Reihe mit Stummfilmen mit Live-Musik mit Victor Sjöströms Meisterwerk „The Wind“ in die Sommerpause.

Vergiss mein nicht: Nachdem David Sieveking sich in „David Wants to Fly“ sehr persönlich mit seinem großen Vorbild David Lynch auseinandersetzte, widmet er sich in „Vergiss mein nicht" seiner Mutter, die mit 70 Jahren an Alzheimer erkrankte. Ausgangspunkt des Films ist ein Urlaub, den der Vater, der seine Frau sonst alleine betreut, machen will. Sohn David wird sich während dieser Zeit um seine Mutter kümmern. Mit der Kamera dokumentiert der Regisseur, wie er versucht sie zu mobilisieren, wie ihn die Aufgabe erschöpft, wie er mit ihr aber auch Aktivitäten setzt. Auf einen Besuch im Schwimmbad folgt bald ein Ausflug zur älteren Schwester der Mutter in Stuttgart und schließlich eine Fahrt zum Urlaubsort des Vaters im Berner Oberland.
Die Besuche und Reisen bieten Sieveking dabei auch immer wieder die Möglichkeit ganz beiläufig und punktuell auf die Biographie der Mutter und die Familiengeschichte zu blicken. Aufgelockert mit Fotos bekommt man so einen Einblick in ihre Kindheit, aber auch in ihre politisch aktive Zeit im Zürich der 1970er Jahre und die freie Ehe, die die Eltern damals lebten.
Nie kommt hier auch nur ein Funke von Voyeurismus auf, warmherzig-mitfühlend ist der Blick von der ersten Sekunde an. Und so schwer das Thema auch ist, so leicht kommt „Vergiss mein nicht“ dennoch daher. Keine erschütternde Studie eines Zerfalls ist das, sondern ein zärtlicher Film, der trotz des sich zunehmend verschlechternden Zustands der Porträtierten das Leben feiert.
So tragisch und nur schwer zu ertragen es sein mag, wenn die Mutter Vater und Sohn nicht mehr erkennt, so reizen hier doch solche Gedächtnislücken immer wieder zum Lachen, denn Humor scheint das Einzige zu sein, das solche Situationen und das Leben mit der Krankheit erträglich macht. - Mit viel Liebe und einem Lächeln wird hier dem Unabwendbaren ins Auge gesehen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: 15. - 19.6.


Peter Madsen and CIA play Silent Movies - „The Wind“: Schon in der Stummfilmzeit lockte Hollywood immer wieder erfolgreiche europäische Regisseure über den Großen Teich. Der Schwede Victor Sjöström – und auch sein Landsmann Mauritz Stiller – begründeten um 1920 mit Filmen, in denen sie die Natur zu einem Hauptdarsteller machten, den Ruhm des skandinavischen Films. Mitte der 1920er Jahre gingen dann beide in die USA, wo Sjöström unter dem Namen Seastrom neun Filme drehte, ehe er 1930 in seine Heimat zurückkehrte.
Zu seinen amerikanischen Meisterwerken zählt „The Wind“, der allerdings ein finanzieller Misserfolg wurde, da er gerade am Ende der Stummfilmzeit beziehungsweise am Beginn der Tonfilmzeit in die Kinos kam. Im Mittelpunkt des Films steht die junge Letty, die nach dem Tod ihrer Eltern von Virginia zu einem Verwandten in eine wüstenartige Einöde von Texas zieht. Weil die Gattin des Verwandten eifersüchtig auf die junge Frau ist und das armselige Leben sie abstößt, zieht Letty bald aus und heiratet einen Cowboy, obwohl sie diesen nicht liebt. Als sie während eines heftigen Sturms allein im Haus ist, taucht ein Fremder auf, der versucht sie zu vergewaltigen...
Meisterhaft bezieht Sjöström die Landschaft in die Handlung ein. Der Wind ist hier sowohl Symbol für Unwirtlichkeit und Todesgefahr als auch realistisches Moment. In gleichem Maße wie die visuelle Gestaltung tragen aber auch die schauspielerischen Leistungen, im speziellen die von D.W. Griffiths Star Lillian Gish in der weiblichen Hauptrolle zum Gelingen dieses Films bei.
Spielboden Dornbirn: Mi 19.6., 20.30 Uhr