Aktuell in den Filmclubs (13.6. - 19.6. 2014)
Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche Spike Jonzes ungewöhnlichen Liebesfilm "Her". Im Kino Madlen in Heerbrugg gibt es nochmals die Gelegenheit sich mit "Short Term 12" vom Publikumsliebling des letzten Filmfestivals von Locarno begeistern zu lassen.
Her: Als Theodore die Stimme von Samantha hört, ist sein Interesse geweckt und bald entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Doch es muss bei der Stimme bleiben, denn Samantha ist das neue personalisierte Betriebssystem von Theodores Computer.
Ganz selbstverständlich erzählt Spike Jonze, der sich schon mit «Being John Malkovich» und «Adaption» als Meister des Skurrilen und Surrealen erwiesen hat, diese ungewöhnliche Geschichte. Zurecht gab es für das von Jonze selbst geschriebene Drehbuch einen Oscar. Denn nichts wird hier groß aufgebauscht und dramatisiert, sondern völlig unspektakulär und leise entwickelt sich einerseits ein romantischer Liebesfilm, der sich an den klassischen Screwball-Komödien orientiert, andererseits aber auch eine ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit dem Wesen der Liebe in einer Zeit, in der man immer mehr in virtuellen Welten lebt.
Meisterhaft spielt der 45-jährige Regisseur bei diesem Film, der ganz entscheidend von seiner Atmosphäre lebt, auf allen formalen Ebenen mit dem Spannungsfeld zwischen Verlorenheit und Sehnsucht nach emotionaler Beziehung von der Musik und der Bildgestaltung bei den Aufnahmen der Stadt über das Großraumbüro bis zur modern und sauber, aber auch steril ausgestatteten Wohnung von Theo.
Dieser wiederum wird nicht nur wunderbar zurückhaltend von Joaquin Phoenix gespielt, sondern erhielt von Jonze mit Hornbrille, Schnauzbart und überlegt gewählter Kleidung auch das passende Äußere. Nicht im Großen, sondern in der Liebe zum Detail – und letztlich auch in der Liebe zu den Protagonisten und den Menschen im Allgemeinen - liegt somit die Stärke dieses eigenwilligen Filmjuwels.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 13.6. + Sa 14.6. – 22 Uhr
Short Term 12: Mit den Augen der gut 20-jährigen Grace lässt der Kalifornier Destin Cretton den Zuschauer auf das Leben und die Probleme im titelgebenden Auffanglager für vernachlässigte Jugendliche blicken. Schnelle Schnitte und eine nah geführte Kamera lassen von Anfang an unmittelbar am Geschehen Anteil nehmen. Unverstellt ist der Blick, authentisch wirkt die Schilderung auch aufgrund der hervorragenden unverbrauchten jungen Schauspieler.
Geschickt baut Cretton ein immer dichteres Netz von Beziehungen und Problemen auf, konfrontiert mit der Aufnahme der 15jährigen Jayden auch die inzwischen schwangere Grace mit ihrer eigenen verdrängten traumatischen Kindheit. In vielleicht schon allzu genau getimtem Rhythmus wechseln dabei dramatische Szenen wie Flucht- oder auch ein Selbstmordversuch mit glücklichen Momenten.
Eindringlich und ganz ohne erhobenen Zeigefinger, sondern allein durch sorgfältiges Erzählen arbeitet Cretton dabei in seiner differenzierten Schilderung und seiner runden Inszenierung heraus, welche Schäden in der Kindheit angerichtet werden können, zeigt aber auch auf, dass diese überwunden werden können.
So hoffnungsvoll "Short Term 12" dabei auch endet, so schimmert doch durch, dass dieses Ende keine Selbstverständlichkeit ist und auch ein anderer Ausgang möglich wäre. – Ein starker unabhängiger amerikanischer Film, der etwas zu erzählen hat und diese Aufgabe auch formal bravourös meistert und den Zuschauer ein bisschen glücklicher und mit dem Glauben an die Kraft des Kinos entlässt.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 16.6., 20.15 Uhr