Aktuell in den Filmclubs (13.2. - 19.2. 2015)
Der Spielboden Dornbirn zeigt diese Woche in Kooperation mit der Grünen Bildungswerkstatt im Rahmen einer Filmreihe zum Thema "Alter, Pflege, Demenz" David Sievekings Dokumentarfilm "Vergiss mein nicht". Auf dem Programm des Filmforum Bregenz steht dagegen die Tragikomödie "Hin und weg".
Vergiss mein nicht: David Sieveking zeichnet in seinem Dokumentarfilm ein empathisches Porträt seiner Mutter, die mit 70 Jahren an Alzheimer erkrankte. Ausgangspunkt des Films ist ein Urlaub, den der Vater, der seine Frau sonst alleine betreut, machen will. Sohn David wird sich während dieser Zeit um seine Mutter kümmern. Mit der Kamera dokumentiert er, wie er versucht sie zu mobilisieren, wie ihn die Aufgabe erschöpft, wie er mit ihr aber auch Aktivitäten setzt. Auf einen Besuch im Schwimmbad folgt bald ein Ausflug zur älteren Schwester der Mutter in Stuttgart und schließlich eine Fahrt zum Urlaubsort des Vaters im Berner Oberland.
Die Besuche und Reisen bieten Sieveking dabei auch immer wieder die Möglichkeit ganz beiläufig und punktuell auf die Biographie der Mutter und die Familiengeschichte zu blicken.
Trotz der Nähe kommt hier auch nur ein Funke von Voyeurismus auf, warmherzig-mitfühlend ist der Blick von der ersten Sekunde an. Und so schwer das Thema auch ist, so leicht kommt "Vergiss mein nicht" dennoch daher. Keine erschütternde Studie eines Zerfalls ist das, sondern ein zärtlicher Film, der trotz des sich zunehmend verschlechternden Zustands der Porträtierten das Leben feiert.
Spielboden Dornbirn: Fr 13.2., 20 Uhr
Hin und weg: Doppeldeutig ist der Titel von Christian Züberts Tragikomödie „Hin und weg“. Einerseits spielt die Wendung auf die mehrtägige Radtour an, die eine Gruppe von Freunden jährlich unternimmt, andererseits aber vor allem auf den Sterbewunsch des an ALS erkrankten Hannes (Florian David Fitz). Weil er nicht langsam immer schwächer werden und schließlich nur noch dahinvegetieren will, hat er einen Termin für die Sterbehilfe in Belgien vereinbart. Eine Woche will er noch einmal mit seinen Freunden, die nichts von seiner Krankheit wissen, in Richtung Atlantikküste und selbstbestimmtem Tod radeln. Als der wahre Grund der Reise dann doch bekannt wird, wollen zunächst alle aussteigen, erfüllen Hannes dann aber doch den letzten Wunsch der gemeinsamen Tour.
So ernst das Thema ist, so leichthändig ist Züberts („Dreiviertelmond“) Inszenierung. Von Beginn an schlägt er einen flotten Erzählton an und sorgt mit zahlreichen sanften Popsongs von Bands wie „Passenger“ und „Boy“ ebenso wie mit idyllischen Landschaftsaufnahmen für gute Stimmung. Die Bitterkeit von Krankheit und zu frühem Todes wird nicht beschönigt, aber durch den sicheren Wechsel zwischen gefühlvollen und komödiantischen Momenten umschifft Zübert sicher die Klippen der Rührseligkeit. So entwickelt sich dieses Roadmovie, das von einem lustvoll aufspielenden Ensemble (Jürgen Vogel, Julia Koschitz) getragen wird, weniger zu einem Film über das Sterben als vielmehr zu einer Feier der Freundschaft. Vorwerfen kann man „Hin und weg“ freilich die kalkulierte, quasi am Reißbrett entworfene Dramaturgie. Denn Zübert lässt dem Zuschauer keinen Freiraum, sondern setzt alle inszenatorischen Tricks ein, um ihn emotional zu vereinnahmen und zu manipulieren.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 18.2., 20 Uhr + Fr 20.2., 22 Uhr