Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 12. Nov 2015 · Film

Aktuell in den Filmclubs (13.11. – 19.11. 2015)

Im TaKino Schann läuft diese Woche Marcus Vetters und Lior Gellers Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“ und im Kunstmuseum Vaduz steht Werner Herzogs 3D-Dokumentarfilm „Die Höhle der vergessenen Träume" auf dem Programm.

Das Herz von Jenin: Bei einem Militäreinsatz in der besetzten Westbank töteten israelische Militärs im Jahr 2005 einen 12-jährigen palästinensischen Jungen, weil sie seine Spielzeugwaffe für eine echte Kalaschnikow hielten. Der Vater gab die Organe zur Transplantation frei, sodass drei Kinder, darunter die Tochter eines orthodoxen Juden, der seine Ablehnung der Palästinenser nicht verheimlicht, gerettet werden konnten.
Am Beginn schweift Marcus Vetters und Lior Gellers Dokumentarfilm vielleicht etwas zu sehr in die Breite, lässt ein Zentrum vermissen, doch je mehr er den Vater des getöteten Jungen in den Mittelpunkt rückt, desto dichter und bewegender wird „Das Herz von Jenin“. Denn dieser Ismael Khatib, der ursprünglich Automechaniker war, ist eine starke und eindrucksvolle Persönlichkeit. Trotz seines schweren Leids fordert er nicht Vergeltung und kämpft nicht mit Waffen, sondern will vielmehr die Israelis durch einen Akt der Versöhnung bezwingen.
Mit Spenden der italienischen Stadt Cuneo errichtete er in Jenin nach dem Tod seines Sohnes ein Jugendzentrum, in dem die palästinensischen Kinder unterrichtet werden.
Die beiden Regisseure halten sich in ihrem konventionell gestalteten Dokumentarfilm, in dem sie neben Interviews auch Archivmaterial von TV-Nachrichten einsetzen, zurück, stellen nur wenige Zwischenfragen und beschränken sich ansonsten auf eine teilnehmende Beobachtung.
Zum emotionalen Höhepunkt wird die Reise Khatibs zu den  Kindern, die durch die Organspende seines Sohnes gerettet werden konnten. Da spürt man nicht nur das Versöhnliche und den Trost, den der Palästinenser aus diesen Begegnungen schöpft, weil er in diesen Kindern seinen eigenen Sohn weiterleben sieht, sondern auch beim Besuch eines orthodoxen Juden die Gräben zwischen Israelis und Palästinensern.
Takino Schaan:
Mo 16.11., 19 Uhr


Cave of Forgotten Dreams – Die Höhle der vergessenen Träume:
Werner Herzog demonstriert mit seinem Dokumentarfilm eindrücklich, welch überwältigende Wirkung 3D erzeugen kann. Schon immer faszinierten den Deutschen extreme Welten und Regionen, für "Cave" durfte er im Auftrag des amerikanischen History Channels mit kleinem Filmteam in die erst 1994 entdeckte Chauvet-Höhle im französischen Ardeche-Tal und damit mit modernster Technik zu den Ursprüngen menschlicher Bildproduktion vordringen.
In dieser Höhle finden sich die ältesten Malereien der Menschheit und Herzog hält diese aber auch die Enge der Höhle in grandiosen Bildern nicht nur fest, sondern lässt sie in der Dreidimensionalität fast greifbar erscheinen. In seinem Kommentar sinniert er – ohne freilich zu Antworten zu kommen – über das damalige Leben, holt Auskünfte von Archäologen ein und schlägt im Finale einen überraschenden Bogen zur Gegenwart, wenn er in Kontrast zur Eiszeit, die vor 30.000 Jahren in dieser Region herrschte, in ein nahe gelegenes Gewächshaus entführt, in dem das Kühlwasser eines Atomreaktors ein tropisches Klima ermöglicht, in dem sich Krokodile rasch vermehren. Visuell brillant, mal pathetisch und dann wieder witzig im Kommentar, stört einzig die penetrante Musiksauce.
Kunstmuseum Vaduz:
Do 19.11., 20 Uhr