Aktuell in den Filmclubs (1.7. - 7.7. 2016)
Das TaSKino Feldkirch lässt diese Woche mit „Ixcanul“ den Zuschauer in die Welt der indigenen Bevölkerung Guatemalas eintauchen. Beim Open-Air am Harder Seeufer wird man dagegen bei Jaco van Dormaels Komödie „Das brandneue Testament“ bestens unterhalten.
Ixcanul – Träume am Fuße des Vulkans: Im Mittelpunkt des bei der Berlinale 2015 preisgekrönten Spielfilmdebüts des Guatemalteken Jayro Bustamente steht die der indigenen Volksgruppe der Kakchiquel-Maya angehörende 17-jährige Maria. Mit ihren Eltern lebt sie auf einer Kaffeeplantage am Fuße eines Vulkans und soll mit dem Vorarbeiter verheiratet werden. Doch Maria träumt von einem Ausbruch aus dieser engen Welt und ihren archaischen Ritualen und will mit dem jungen Kaffeepflücker Pepe in die USA emigrieren.
Bestechend verbindet Bustamente die fiktive Geschichte Marias und ihrer Eltern mit einer quasidokumentarischen Schilderung des alltäglichen Lebens und der religiösen Bräuche, bei denen Christliches und Naturreligiöses vermischt wird. In langen Einstellungen vermittelt er ein eindrückliches Bild von diesem Leben fernab nicht nur der westlichen Zivilisation, sondern auch voll fremdartiger Rituale.
Auf alles Metaphorische und Magische, das beispielsweise in den Filmen der Peruanerin Claudia Llosa eine große Rolle spielt, verzichtet Bustamente dabei aber und bleibt nüchterner Beobachter. Zentrale Basis für seinen Film ist diese geduldige und genaue Schilderung. Aus ihr heraus entwickelt der Guatemalteke seine Geschichte, in der er nicht nur eindringlich und bewegend die Sehnsüchte Marias nach einem befreiten Leben jenseits des im Hintergrund dominierenden, aber nie zur Gänze sichtbaren Vulkans nachvollziehbar macht, sondern auch die Abhängigkeit vom und Ausbeutung durch den Vorarbeiter aufdeckt, der als einziger Spanisch spricht und so Gespräche mit Behörden oder in einem Krankenhaus steuern kann.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 1.7. bis Di 5.7.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 21.7., 20 Uhr + Sa 23.7., 22 Uhr
Das brandneue Testament: Gott existiert und er lebt in Brüssel. – Das ist die erste Botschaft der zehnjährigen Éa (Pili Groyne), die die Erzählerin des Films ist. Sie muss das wissen, denn immerhin ist sie die Tochter des Allmächtigen und wohnt mit ihrer Mutter (wunderbar: Yolande Moreau) sowie Gott (Benoît Poelvoorde) in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus. Kein gütiger und verzeihender Gott ist das aber, sondern ein im verdreckten Bademantel und unrasiert durch die Wohnung schlurfender, cholerischer Mann, der es genießt die Menschen zu ärgern.
Während die Gattin den Jähzorn und die Schikanen ihres Mannes duldend hinnimmt, hat Éa bald die Nase voll, haut ab und macht sich auf die Suche nach sechs Getreuen, um die Zahl der Apostel auf 18 zu erhöhen und ein neues Testament zu schreiben.
Zum Epsiodenhaften mag „Das brandneue Testament“ bei der Suche nach diesen sechs Aposteln tendieren, doch der inszenatorische und inhaltliche Einfallsreichtum Jaco van Dormaels lässt locker darüber hinwegsehen. Nie wird der Witz dabei selbstzweckhaft, sondern lustvoll hinterfragt der Belgier in der spielerisch leichten Inszenierung das Gottesbild, stellt aber dennoch den Menschen und das irdische Leben ins Zentrum dieser göttlichen Komödie. Denn egal wieviel Lebenszeit jedem Einzelnen bleibt, unumgänglich ist letztlich der Tod, sodass die Lebenszeit genützt und Träume gelebt werden müssen, auch wenn ein göttlicher Machtwechsel von einem cholerischen Mann an eine sanfte Frau diese Welt vielleicht bunter und fröhlicher machen könnte.
Hard Movies – Open-Air-Kino, Stedepark Hard: Fr 1.7., 20.45 Uhr